Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

720 Erſte Ordnung: Baumvögel; dreiunddreißigſte Familie: Se gler.

angelegt wurde. Der Menſch verfolgt ihn bei uns zu Lande erſt, ſeitdem, oder nur da, wo er den Staren läſtig und gefährlih wird; jeder Verſtändige aber würde wohl thun, ihm, wie Liebe anrät, Wohnungen, flache Käſtchen von etwa 50 cm liter Länge, 15 cm Breite und halb ſoviel Höhe mit rundlihem, 5 cm weitem Eingangsloche an der Süirnſeite und innen von neſtartiger Ausfütterung, wenigſtens einigem Geniſt, zu ſchaffen, um dadur< ihm und mittelbar den jeßt bedrohten Staren Schuß zu gewähren. Jm Süden Europas erleidet der nüßliche Vogel ohnehin Verfolgungen der ungere<htfertigtſten Art.“ Wie Savi berichtet, gilt dort das Fleiſh der Jungen als vortrefflich und iſt deshalb ſehr geſucht. Um nun dieſe Le>erei zu erlangen, bereitet man den ſehr häufigen Mauerſeglern eine bequeme Wohnung, indem man in hohen Wänden oder Türmen Brutlöcher herſtellt die man von innen unterſuchen und ausheben kann. Vor dem Flüggewerden wird dann die Brut bis auf ein Junges ausgenommen und getötet, gebraten und verzehrt. Bei Carrara hat man der Mauerſegler halber ein eignes Bruttürm<en auf einem vorſpringenden Felſen gebaut.

Der Zwergſegler, in Fndien Putta Deuli und Bataſſia (Windvogel) genannt (Micropus parvus, Cypselus parvus, ambrosiíacus, palmarum und battasiensis, Cypsiurus und Macropteryx ambrosíacus, Dendrochelidon und Atticora ambrosíaca), iſt bedeutend Éleiner als der Mauerſegler. Seine Länge beträgt nur 15, ſeine Breite 29, die Fittichlänge 12, die Länge des tief gegabelten Schwanzes 8 cm. Das Gefieder iſt einfarbig rauhbraun mit ſ{<wachem Erzſchimmer, etwas lichter an der Kehle, weil hier die Federn verwaſchene, fahl weißliche Seitenſäume haben. Das Auge iſt dunkelbraun, der Sc<hnabel wie der Fuß ſ{hwarz.

Erſt tief im Fnneren Afrikas, da, wo es bereits Urwaldungen gibt, begegnet man dem Zwergſegler öfters, jedoh fkeineswegs überall. Die Angabe von Heuglins, daß er ſchon im ſüdlichen Ägypten Standvogel ſei, ſteht mit meinen Beobachtungen nicht im Einklange. Doch mag es vorkommen, daß einzelne ſo weit nah Norden hin ſich verfliegen. Als regelmäßigen Bewohner des Landes findet man ihn erſt im ſüdlihen Nubien und noch häufiger längs des Weißen und Blauen Nils, immer und überall da, wo die Dumpalme vorkommt. Außer den Nilländern bewohnt der Vogel das ganze mittlere Afrika von der Weſtküſte an bis zur Oſtküſte. Db der auf Madagaskar vorkommende kleine Segler, wie anzunehmen, unſer Zwergſegler oder eine ihm ſehr nahe ſtehenden Art iſt, ſcheint bis jezt no< niht endgültig feſtgeſtellt worden zu ſein, weil Hartlaub in ſeinem neueſten Werke über die Vögel des merkwürdigen Eilandes die Frage noh zweifelhaft läßt. Da aber der Zwergſegler außer Afrika auh über einen großen Teil Südaſiens ſih verbreitet, darf man glauben, daß er es iſt, der auf Madagaskar lebt. Fn den meiſten Teilen dieſes ausgedehnten Wohngebietes tritt er als Strichvogel auf. Nur außer der Brutzeit ſtreift auh er ziel- und regellos im Lande umher; während der Brutzeit beſchränkt ſi<h ſein Gebiet auf einen ſehr kleinen Umkreis.

Nach meinem Dafürhalten ſtehen ſeine Bewegungen hinter denen anderer Arten ſeiner Familie durchaus niht zurü>. Jh glaube behaupten zu dürfen, daß er der ſchnellſte aller mix bekannten Vögel iſt; doch zeigt er, dieſe Gewandtheit abgerechnet, in ſeinen Bewegungen nichts Abſonderliches. Merkwürdig iſt nur ſein Neſtbau.

Während einer Reiſe auf dem Blauen Nil ſah ih im September eine einzeln ſtehende, über das Buſchwerk ſih erhebende Dumpalme, die für den Zwergſegler etwas ganz beſonders Anziehendes haben mußte, weil ſie von mehr als 50 Pärchen fortwährend umſhwärmt wurde. Die Vögel flogen unter lebhaftem Geſchrei hin und wiedex, kehrten jedo<h immer wieder zu der Palme zurü>, wenn ſie ſi<h einmal eine Stre>e weit entfernt hatten. Hierdur aufmerkſam gemacht, ging ih auf den Baum zu und bemerkte nun, daß die Segler ſih zuweilen zwiſchen die Fächherblätter des Baumes begaben und dort niederließen. Kleine