Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Schakupemba: Allgemeines. Schakuhühner. 629

auf der Erde ebenſowenig ausgezeihnet iſt. Humboldt erzählt, daß ein Schwarm in der Nähe ſeines Nachtlagers ſich zuſammengefunden hatte, um an dem nahen Fluſſe zu trinken. Nachdem die Vögel ihren Durſt gelöſcht hatten, verſuchten ſie, an dem abſchüſſigen Ufer emporzukommen; dies aber wurde ihnen ſo ſ{<wer, daß die Reiſenden ſie vor ſih herjagen fonnten wie Schafe. Schomburgk berichtet dagegen, daß die Schakuhühner, wenn ſie fih in den Wipfeln der Bäume befinden und hier verfolgt ſehen, mit ungemeiner Schnelligkeit von Aff zu Af eilen und der dicht belaubten Krone eines Baumes zuſtreben, um ſi hier zu verbergen oder von Wipfel zu Wipſel weiter zu fliegen. Über das Betragen der Mitglieder eines Schwarmes gegeneinander finde ih in den mir bekannten Werken der Reiſenden keine Angabe; an gefangenen aber habe ih beobachtet, daß ſie unter ſich im tiefſten Frieden leben und niht daran denken, ſi< na<h Art der Faſanvögel zu befehden.

Dem ausgezeihneten Baue der Luftröhre entſpricht die ſonderbare Stimme, von welher alle Reiſenden zu erzählen wiſſen. Die Schakuhühner verkünden, eher als andere Vögel, dur< ihr Geſchrei den kommenden Tag, laſſen ſih aber auh ſpäter oft genug vernehmen. Das Geſchrei klingt unangenehm, kann auh niht gut mit Silben ausgedrüdt werden; doch darf man ſagen, daß die Namen „Schaku“, „Guan“, „Parraqua“/, Apeti“ und „Aburri“ nicht übelgewählte Klangbilder der Stimme ſind. Owen erzählt, daß einzelne Arten den Reiſenden mit ihrem Lärme faſt betäuben. Ein Mitglied des Trupps beginnt mit einigen zirpenden Lauten, die übrigen fallen na<h und nach ein, der Lärm wächſt immer mehr, bis er endlih eine für das Ohr der Menſchen faſt unerträgliche Höhe erreiht. Hierauf vermindert er ſih wieder und verſtummt endlih, wenn auh nur auf kurze Zeit, gänzlih. Die Stimme der Schakupemba iſ kurz und rauh, wird aber oft wiedexholt. Gefangene ſchreien zuweilen ohne Unterbrehung 5 Minuten lang in widerwärtiger, gleichmäßiger Weiſe, da ſie ewig nur die zwei verſchiedenen Laute hervorſtoßen, die man ebenſowohl dur<h „Guan“ wie dur<h „Schaku“ übertragen kann. Beide Laute klingen heiſer und tonlos, werden auh nur auf eine kurze Stre>e hin vernommen. Der ſogenannte Parraquasfaſan erfüllt den Wald mit ſeinem einförmigen Geſchrei, das von Humboldt durch die Silben ¿fkatakras katakras“/ wiederzugeben verſuchte; verwandte Arten laſſen ähnlihe und glei<h unangenehme Laute hören.

Die Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus Baumfrüchten und Beeren. Der Prinz von Wied fand in dem Magen der von ihm Getöteten ſtets auh Überreſte von Kerbtieren.

Über die Fortpflanzung liegen mehrere Angaben vor; Ausführliches aber wiſſen wir no< niht. Alle Schakuhühner errichten ihre Neſter im Gezweige der Bäume und wohl nur ausnahmsweiſe auf dem Boden. Das Neſt beſteht aus dürren oder belaubten Zweigen und iſt ziemlih lo>er gebaut. Das Gelege bilden 2—3, au< wohl 4—6 große, weiße Eier. Ob das Weibchen allein brütet oder vom Männchen unterſtützt wird, ſcheint noh nicht feſtgeſtellt zu ſein; die Beobachter, und unter ihnen namentli<h Bajon, berichten nur, Daß die Jungen von der Mutter geführt und eine Zeitlang im Neſte geaßt werden, ſobald ſie der Eierſchale ledig ſind, auf den Zweigen des Unterholzes umherklettern, nah und nah zum Boden hinabſteigen und hiex der Alten folgen, wie Küchlein der Henne. Später führt ſie jene in den Morgenſtunden auf Waldblößen, wo junges Gras wächſt; ſobald aber die Sonne kräftiger ſcheint, fehrt alt und jung zum Walde zurü>. Einzelne Arten ſollen erſt nah 10—12 Tagen vom Neſte niederſteigen. Mit dem Flüggewerden verlaſſen Die Zungen ihre Mutter, und dieſe brütet ſodann vielleiht no<h einmal.

Jung aus dem Neſte genommene Schakuhühner werden bald zahm und laſſen ſich ohne ſonderliche Mühe an eine beſtimmte Örtlichkeit gewöhnen. Wo ſie erzogen worden ſind, gehen ſie ab und zu wie Haushühner, finden ſi<h auh oft nah längerer Zeit wieder ein, fehlen deshalb den Anſiedelungen der Fndianer ſelten und gehören überall zu