Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

632 Vierte Ordnung: Hühnervögel; dritte Familie: Wallnîſter.

ih ſeine Wälle niemals weiter als 100 m vom Meere entfernt. Wenn es auſgeſheu<t wird, erhebt es ſi ſelten mit einem Male, rennt vielmehr eine Stre>e weit auf den Boden hin und ſteht nun erſt auf. Der Flug iſt ſ{hwerfällig, aber niht von dem Geräuſche begleitet, das die wahren Hühner, wenn ſie fliegen, verurſachen. Selten fliegt der Vogel weit in einem Zuge dahin, ſeßt ſich vielmehr baldmöglichſt auf einen Baum nieder, verweilt hier fauernd mit ausgeſtre>tem Halſe, beobachtet jede Bewegung ſeines Verfolgers und fliegt weiter, wenn dieſer naht. Bloß die ſorgfältigſte Berückſichtigung aller Decfungen macht es dem Jäger möglich, bis auf Shußweite hinanzukommen. Um zu beweiſen, wie ſcheu er iſ, will ih erwähnen, daß eine Fagdgeſellſhaſt von drei Leuten, die ſich in einem kleinen Dickichte auf Nogo zerſtreut hatten, in der Abſicht, Großfußhühner zu ſchießen, niht ein einziges zu ſehen bekamen, obgleih ſie mehrere von ihnen aufſtörten. Zu Port Eſſington erlegte ih eins in den Manglegebüſchen, deren Wurzeln bei Hochwaſſer von den Wellen beſpült werden, und Kapitän Blackwood tötete ein anderes, während es auf dem Schlamme dahinlief. Jn beiden Fällen waren die Vögel in der Nähe ihrer Hügel.“ Auch Gilbert beſtätigt, daß das Großfußhuhn ausſchließlih in den verſchlungenſten Dickihten unmittelbar am Meeresuſfer ſih aufhält und nicht weit ins Innere geht. Es lebt paarweiſe oder einzeln und nährt ſi< am Boden. Seine Nahrung beſteht in Wurzeln, die es ohne Mühe mit Hilfe ſeiner kräftigen Klauen hervorſcharrt, auch wohl in Sämereien und Kerbtieren, beſonders in großen Käfern. Die Stimme ſoll wie das Glufſen des Haushuhnes klingen und mit einem Rufe endigen, der an den des Pfaues erinnert.

Die Neſthaufen ſind ſehr verſchieden na< Geſtalt und Größe wie au< nah Beſtandteilen. Die meiſten ſtehen nächſt dem Waſſerrande und beſtehen aus Sand und Muſcheln; einige enthalten Shlamm und vermodertes Holz. Die Neſthaufen der Großfußhühner in Neuguinea beſtehen nah Haa>e durhweg aus Laub. Gilbert fand einen, der faſt 5 m hoh war und beinahe 27 m im Umfange hielt, einen zweiten, der einen Raum bede>te, deſſen Umkreis ungefähr 50 m betrug; M'Gillivray ſpricht von ebenſo großen und hohen. Es iſt höchſt wahrſcheinlih, daß die gewaltigſten dieſer Hügel das Werk mehrerer Geſ<le<ter ſind und alljährlich benußt und vergrößert werden. Zu der Zeit, wo dieſes geſchieht, iſt nah Haa>es Beobachtungen in den Urwäldern am Fly- und Stri>klandfluſſe in Neuguinea der Waldboden ringsum auf eine weite Stre>e hin von dürrem Laube geſäubert. Die eigentliche Niſthöhle beginnt entweder am Fnnenrande des Gipfels und fällt ſchief abwärts nah dem Mittelpunkte zu, oder auf dem Gipfel ſelbſt und wendet ſih dann nach dem äußeren Abhange hin. Die Eier liegen 2 m tief unter der Spiße, 60—90 em von der Seite entfernt. Eingeborene erzählten Gilbert, daß die Vögel nur ein einziges Ei in eine Höhle legen und, nachdem es dort untergebracht iſt, die Höhle mit Erde ausfüllen, au die obere Mündung glätten und abrunden. An den ſriſchen Fußtritten auf der Höhe und an den Seiten des Hügels erkennt man leiht, daß ein Großfußhuhn neuerlich eine Höhle ausgegraben hat. Die Erde, die dieſe de>t, iſt dann ſo lo>er, daß man mit einer dünnen Nute einbohren und ſo den Verlauf der Höhle erforſchen ue je leichter die Nute ſich einſchieben läßt, um ſo kürzere Zeit verfloß ſeit dem Ablegen des Eies. Es erfordert eine gewiſſe Übung und namentlih große Ausdauer, um die Eier ſelbſt zu erhalten. Die Eingeborenen graben mit der Hand und heben nur ſo viel Sand aus, als unbedingt nötig iſt, um ihren Körper einſchieben und die Stoffe zwiſchen ihren Beinen durchwerfen zu können. Fhre Geduld wird aber oft auf eine ſehr harte Probe geſtellt; denn ſie graben manchmal bis zu 2 m tief, ohne Eier zu finden, und werden währenddem von der Hiße und von Millionen Sand- und Stechfliegen fürchterlih gequält. Die Eier ſtehen immer ſenkrecht, das dicke Ende nach oben, ſind in der Größe ziemlih verſchieden, ähneln ſih aber in der