Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Bewegungen. Sinne. Weſen. Nahrung. Gebaren. 35

au nicht geſagt ſein ſoll, daß ſie ihren Pfleger von anderen Menſchen unterſcheiden, wird dadur< doh bewieſen, daß ſie ihr früheres Betragen infolge geſammelter Erfahrungen umändern. Jhr Weſen ſpricht uns an. Sie erſcheinen, größtenteils mit Recht, als Bilder un\huldiger Fröhlihkeit und Heiterkeit, ſind lebendig, regſam, vorſichtig und im Verhältnis zu ihrer Größe außerordentlih mutig. Als Raubtiere laſſen ſi<h manche zuweilen Dinge zu ſhulden kommen, die wir von unſerem Geſichtspunkte aus einſeitig verurteilen, freſſen beiſpiel8weiſe ohne Bedenken ihre eignen Jungen auf oder größere Arten kleinere Verwandte; troßdem darf man bei ihnen no< immer eher als bei anderen von Geſelligkeit reden: denn man findet oft viele von ihnen vereinigt und kann beobachten, wie ſolche Geſellſchaften längere Zeit in einem gewiſſen Verbande bleiben.

Einige Eidechſen nähren ſih von Pflanzenſtoffen, ohne jedo< tieriſche Beute gänzlich zu verſhmähen, nur ganz wenige verhungern lieber, als daß ſie Fleiſ<hnahrung anrührten; alle übrigen ſind, wie eben bemerkt, Naubtiere, denen verſchiedene Klaſſen des Tierreiches zollen müſſen. Die größeren Arten ſtellen Wirbeltieren aller fünf Klaſſen nach, wagen ſi an kleine Säugetiere und Vögel, ſollen ſogar größeren zuweilen gefährlih werden, rauben Neſter aus, bedrohen alle Kriechtiere, ſeltener Lurche und Fiſche, und jagen außerdem auf alle niederen oder wirbelloſen Tiere, deren ſie habhaft werden können; die fleineren Arten nähren ſi< hauptſählih von leßtgenannten Geſchöpfen, viele vorzugsweiſe von Kerbtieren, andere von Würmern und Schne>en. Jhre Verdauung iſt lebhaft, insbeſondere bei heißem Wetter: ſie freſſen dann auffallend viel und mäſten ſich bis zu einem gewiſſen Grade, können aber auh unter ungünſtigen Umſtänden ſehr lange und ohne erſichtlihen Schaden Hunger leiden. Die harten Teile ihrer Beute oder zufällig mit verſhlu>te Pflanzenteile geben ſie mit ihrem Kote wieder von ſich. Faſt alle bekannten Arten trinken lappend mit Hilfe ihrer Zunge, die ſie wiederholt in das Waſſer tauchen und zurückziehen; den meiſten genügt übrigens ſchon der Tau, der ſi< auf Blättern und Steinen ſammelt, und einzelne können das Waſſer monatelang oder gänzlih entbehren.

Das tägliche Leben dieſer Tiere iſt wecſelreiher als das anderer Angehöriger der Klaſſe, im ganzen jedo<h ebenfalls eintönig. Am regſamſten zeigen ſie ſih in den heißen Ländern unter den Wendekreiſen, insbeſondere da, wo alle Fahreszeiten im weſentlichen gleichartig verlaufen, ſie alſo nicht genötigt werden, zeitweilig Shuß gegen die Einflüſſe der Witterung zu ſuchen. Hier beginnen ſie ſchon in den frühen Morgenſtunden ihr Tagewerk und treiben ſi< bis gegen Sonnenuntergang munter umher, ihren nächtlih lebenden Genoſſen von jeßt an bis zum frühen Morgen das Feld überlaſſend. Die erſten und lebten Stunden des Tages werden der Jagd, die Vormittags- und Nahmittagsſtunden dem Vergnügen, d. h. geſelligem Beiſammenſein, gewidmet, die heißeſten in einem Halbſhlummer verbracht; denn übergroße Sonnenhigße ſcheuen ſie ebenſoſehr wie Kühle. Fn gemäßigten Landſtrichen ſieht man ſie während der Mittagszeit behaglich hingeſtre>t auf den Sonnenſtrahlen zugänglichen Pläßen liegen; in den Gleicherländern bevorzugen ſie während dieſer Zeit regelmäßig ſchattige Stellen. Jede einzelne Eidechſe erwählt ein gewiſſes Wohngebiet und in ihm paſſende Schlupfwinkel zum Wohnraume, bereitet ſi<h wohl au< ſelbſt einen ſolchen. Von dieſem Wohnraume, den man als das Haus des Tieres bezeihnen kann, entfernt es ſi< niemals weit, und bei Gefahr eilt es ihm ſo eilig wie möglih wieder zu. Hiervon machen auch diejenigen, welche im Waſſer oder auf Bäumen leben, keine Ausnahme. Wer die Warane ſorgfältig beobachtet, bemerkt, daß ſie mehr oder weniger auf derſelben Stelle zum Sonnen oder Schlafen erſcheinen, und wer ſich mit denjenigen, welche auf Bäumen leben, längere Zeit abgibt, erfährt, daß ſie von dem Wohnbaume freiwillig nicht laſſen. Es ſcheint, daß ‘jede Eidechſe mit gewiſſem Verſtändnis eine Stelle auswählt, die mit ihrer Färbung im Einklange ſteht. Hier nun lauert ſie auf Beute, jede Art in ihrer Weiſe. Alle

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