Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

730 Erſte Ordnung: Froſchlurche; neunte Familie: Scheibenzüngler.

der der meiſten Verwandten eine gewiſſe Schärfe beſißt und jedenfalls giftiger iſt als der der Erdkröôte. :

JZhre Nahrung beſteht in Kerbtieren, Schne>en und kleinen Würmern: ſie zählt alſo zu den vollkommen unſchädlichen, ja im Gegenteile zu den nügßlichen Tieren.

Die Gelbbauchige Unke gehört zu den Lurchen, die ſi<h am ſpäteſten in ihre Winterquartiere zurücziehen. Der Rückzug in die Erde hängt aber nah Leydig nicht bloß von der Temperatur des Herbſtes ab, ſondern auch von der Troenheit oder Näſſe des Jahres. In tro>enen Fahren zieht ſie ſi< {hon Ende September zurü>, in naſſen iſt ſie no< Mitte Oktober in ihren Tümpeln anzutreffen.

Erſt im dritten Fahre ihres Alters werden ſie mannbar. Die Zahl der Weiber iſt größer als die der Männchen. Die erſten aus dem Winterſchlafe erwachten Tiere der gelb‘vauchigen Art trifft man von Mitte bis Ende April. Lettere begatten ſi< im Mai, die rotbauchigen im Funi, nachdem ſie vorher dasſelbe gleichſam verſucht, d. h. ſich oft auf kurze Zeit gepaart haben. Das Männchen faßt das Weibchen um die Lenden, befruchtet jeden Klumpen des abgehenden Laiches und verläßt darauf das Weibchen wièder, ohne ſich fernerhin darum zu bekümmern. Der Laich, deſſen Klumpen gern abgeſtorbenen Pflanzenſtengeln angeheftet werden, bleibt auf dem Boden des Gewäſſers liegen und entwi>elt ſich, der warmen Fahreszeit entſprechend, ziemlih ſ{<nell. Schon am fünften Tage nimmt man die Larve wahr; am neunten Tage verläßt ſie das Ei; Ende September oder Aufang Oktober haben ſi die Beine entwi>elt und ſind Kiemen und Shwanz verſhwunden; aber ſhon einige Tage vorher begibt ſih die junge Brut für kurze Zeit auf das Land oder doh an den Rand der Gewäſſer. H. Fiſcher-Sigwart hat die ganze Entwickelung der Gelbbauchigen Unke ſi< innerhalb 67 Tagen vollenden ſehen. Unkenlarven, die Gredler in ſein Aquarium ſette, nährten ſi<h in der Weiſe, daß ſie Shlamm und Algen von den Glaswänden des Be>kens nah Art der Waſſerſhne>en abnagten. „Wenn es nun auh“, meint der Beobachter, „wahrſcheinlih bleibt, daß die Kaulquappen der Lurche Pflanzen höherer Art und feſterer Beſchaffenheit niht verzehren, ſo glaube ih doh, daß ſie Algen und Diatomeen um ihrer ſelbſt willen und nicht bloß, um der daran hängenden Jnfuſorien oder Rädertiere halber als Nahrung zu ſi< nehmen, ſobald andere ergiebigere tieriſche Nahrungsſtoffe fehlen.“ Die Larven der Gelbbauchigen Unke wachſen, wie F. Leydig beobachtete, wenn die Umſtände günſtig ſind, zu ſehr ſtattliher Größe heran, wobei der Schwanz von einem mächtigen Floſſenſaume umzogen iſt. Jm Sarnthale bei Bozen ſammelte er Ende September Larven von einer Größe, die beinahe an diejenige der Knoblauchskröte heranreihte. Und zwar lebten die Tiere in einer ganz pflanzenleeren Pfüße, die nihts als roten, di>en Porphyrſhlamm enthielt: aus dieſem mußten die Larven die kleinen mikroſkopiſchen Tiere und Pflänzchen als Nahrung entnehmen.

Die Gefangenſchaft ertragen die Unken lange Zeit. Sie ſind anſpruGsloſe Tiere und kaum minder lieben8würdig als die Laubfröſche. Jm Spätherbſte ziehen ſie ſi< in ihnen geeignet erſcheinende Verſte>pläße zurü> und fallen hier in Winterſchlaf, der ihnen über alle Beſchwerden und Fährlichkeiten der kalten Fahreszeit hinweghilft.

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Eine zweite Gattung der Scheibenzüngler bilden die Feßler (Alytes), die ſih durh ein deutliches Trommelfell, ſenkrecht geſtellten Augenſtern und nur mäßig verbreiterte Querfortſäße des Kreuzbeinwirbels auszeihnen. Es ſind gedrungen gebaute Kröten mit plumpem Leibe, kräftigen Gliedern, kurzen vierzehigen Händen und fünfzehigen, am Grunde mit dier Schwimmhaut ausgerüſteten Füßen, warziger Drüſenhaut und feiſter, ſheibenförmiger, am Grunde feſtgewahſener Zunge. Die Zähne auf den Pflugſcharbeinen bilden hinter den