Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Unken. Geburt3helferkröte. 731

inneren Naſenöffnungen eine gerade, in der Mitte unterbrochene Querlinie. Man unterxſcheidet zwei Arten in dieſer Gattung, die auf Weſteuropa beſchränkt iſt.

Der deutſche Vertreter der Gruppe, die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans, Rana obstetricans und campanisona, Bufo obstetricans und campanisonus, Bombinator obstetricans und Obstetricans vulgaris), ein fleines Tier von etwa 3,5 bis 45, höchſtens 5 cm Länge, ſieht auf der Oberſeite bläulich aſhgrau, auf der Unterſeite lihtgrau aus; die Warzen ſind teilweiſe dunkler, ſhwarz, die in einer vom Auge zum Hinterſchenkel verlaufenden Längsreihe ſtehenden weißlich.

Soweit die bisherigen Beobachtungen reichen, hat man die Geburtshelferkröte nur in Mitteleuropa gefunden. Sie iſt gemein in Portugal, Spanien und Frankreich, insbeſondere in der Umgebung von Paris, fommt aber auh in Belgien, Weſtdeutſchland und in der Schweiz vor. Jn Deutſchland hat man ſie namentlich in den Rheinlanden, insbeſondere bei Bonn, und der Moſel-, Saar- und Sauergegend, in Weſtfalen, von wo ih ſie lebend dur< Effeldt erhielt, am Meißner bei Kaſſel, im Taunus, am ganzen Mittelrhein und in der Lahngegend, bei Müllheim in Baden und bei Freiburg im Breisgau gefunden; neuerdinas iſt ſie aber auch aus Göttingen, aus dem Südweſten des Herzogtums Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans). Natürliche Größe. Braunſchweig, dem Südharz, aus der Umgebung von Nordhauſen und, dur<h W. Wolterstorff und E. Scheller, von Eiſenah gemeldet worden. Jhre Aufenthaltsorte ſind Höhlungen an ſchattigen Orten, in alten Steinbrüchen, in deren Nähe ein Waſſerfaden vorbeiläuft, unter Steinen, alten Baumwurzeln, Weinſtö>ken oder auh einfahe Erdlöcher. A. Agaſſiz fand bei Neuenburg 0,5 m unter der Oberfläche in einer Aushöhlung des Mergels etwa 30 Stück nahe beiſammen, ohne einen Eingang zu dem Keſſel entde>en zu können, und nimmt deshalb, wahrſcheinlih mit Necht, an, daß die Tiere beſſer als ihre Verwandten zu graben verſtehen. Au<h Tſchudi hebt ihre, tro der mangelhaften Grabausrüſtung ihrer Füße, bewunderungswürdige Fertigkeit im Graben hervor; ſie ſollen, immer rü>wärts ſcharrend, Nöhren von 10 m Länge herzuſtellen im ſtande ſein. Auch ſagt er, daß ſie, heftig gereizt, gleich der Gelbbauchigen Unke den Leib muldenförmig nach oben biegt und mit den beiden Vorderfüßen die Augen bede>t. Zu anderen Zeiten bemerkt man ſie in offenen Höhlen, gegen Abend, bei regneriſhem Wetter au<h wohl in den Nahmittagsſtunden, vor dem Eingange, am häufigſten in der Nähe von Gewäſſern. Die Bewegungen ſind langſam und ſhwerfällig wie die unſerer gemeinen Kröte. Die Stimme klingt angenehm wie ein helles Glasglö>chen.

Fhren Namen trägt die Geburtshelferkröte mit Fug und Net. Demours legte bereits im Jahre 1778 der franzöſiſchen Akademie Beobachtungen über ihr Fortpflanzungsgeſchäft vor,