Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

744 Zweite Ordnung: Shwanzlurche; erſte Familie: Molche.

ihm wie Milch aus dem Maule läuft, frißt die Haare am ganzen menſ<li<hen Körper weg; die befeuhtete Stelle verliert die Farbe und wird zum Male. Unter allen giftigen Tieren ſind die Salamander die boshafteſten. Andere verlegen nur einzelne Menſchen und töten niht mehrere zugleih — ganz abgeſehen davon, daß die Gifttiere, die einen Menſchen verwundet haben, umkommen und von der Erde niht wieder aufgenommen werden — der Salamander hingegen kann ganze Völker vernichten, falls dieſe ſih niht vorſehen. Wenn er auf einen Baum kriecht, vergiftet er alle Früchte, und wer davon genießt, ſtirbt vor Froſt; ja, wenn auf einem Holze, das er nur mit dem Fuße berührt hat, Brot gebaen wird, ſo iſt auch dieſes vergiftet, und fällt er in einen Brunnen, das Waſſer niht minder. Doch wird dieſes ſo giftige Geſchöpf von einigen anderen Tieren gefreſſen, ſo z. B. von den Shweinen, und es iſt wahrſcheinlich, daß ſein Gift vorzüglih durch ſolche Tiere gedämpft wird, welchen er zur Nahrung dient. Wäre begründet, was die Magier vorgeben / daß gewiſſe Teile des Salamanders als Mittel wider Feuersbrünſte dienen können, weil er das einzige Tier iſt, welches das Feuer auslöſht, ſo würde Nom längſt einen ſolchen Verſuch gemacht haben. Sextius ſagt, daß der Genuß eines Salamanders/ dem man die Eingeweide ausnimmt, Fuß und Kopf abſchneidet und den man in Honig aufbewahrt, erregend wirke, leugnet aber, daß er das Feuer löſche.“

So ſpricht ſih Plinius aus, und von ſeiner Zeit an bis zu unſeren Tagen hat es der Gläubigen an der Wahrheit dieſer Mitteilungen viele, der Ungläubigen nux wenige gegeben. Der Salamander war und iſt noch jeßt verſchrieen als entſeßliches, fürchterlichez Tier. Nach den römiſchen Geſeßen wurde der Menſch, der einem anderen irgend einen Teil des Salamanders eingab, als ein Giftmiſcher erklärt und des Todes ſchuldig befunden. Und noh zu Ende des vorigen Jahrhunderts verſuchte eine Frau ihren Gatten vermittelſt eines Salamanders, deſſen Fleiſch ſie der Speiſe beigemengt hatte, zu vergiften, niht zum Nachteile des Mannes, der nah genoſſener Speiſe keine andere Wirkung als die der Sättigung verſpürte. Franz TL. wählte einen Salamander in Flammen mit der Unterſchrift: „„Nutrio et extinguo“ zu ſeinem Wahlſpruche. Die Goldmacher verbrannten das beflagenswerte Geſchöpf unter lächerlihen Gebräuchen und hofften, das von ihnen begehrte Metall dadurch erhalten zu können, daß ſie das arme Tier auf ein Schmelzfeuer ſeßten und nah geraumer Zeit Queſilber auf den verkohlenden Giftwurm träufeln ließen, ſahen aber dieſe Vornahme als äußerſt gefährlih an. Ebenſo wurde das Tier bei Feuersbrünſten zum Märtyrer des Wahnes: man warf es in die Flamme, vermeinend, dadur< dem Unheile zu begegnen. Wer ſih erfrechte, derartigen Unſinn zu beſtreiten, wurde oftmals in der allen ſ{hwachgeiſtigen Menſchen eignen Weiſe bedeutet, d. h. mit Grobheiten und Noheiten überhäuft. „Wer ſolhe Dinge für Fabeln und Lügen hält“ ſagt Scheffers, erboſt über das verſtändige Urteil anderer Leute „beweiſt ſein mittelmäßiges, dummes und dünnes Gehirn und gibt zu erkennen, daß er niht weit in der Welt umhergekommen und mit gelehrten und gereiſten Perſonen niemals Umgang gepflogen hat.“ Der Wunderglaube macht uns die Zähigkeit, mit der ſich die Fabelei über den Salamander erhält, verſtändlich: wer den einen Unſinn für mögli hält, iſt auh des anderen fähig; wer an widernatürliche Kräfte glaubt, fragt nie nah dem, was Beobachtung und geſunder Menſchenverſtand ihn lehren. Über den Salamander nun und ſein Weſen, ſeine Giftigkeit und ſeine Lebensweiſe wird das Nachſtehende Auskunft geben.

Der Feuerſalamander oder das Negenmännchen (Salamandra maculosa, maculata, terrestris und corsíca, Lacerta salamandra) für uns das Urbild der nah ihm benannten Familie und Gattung, erreiht eine Länge von 18—23 cm und iſ auf glänzendſ<warzem Grunde mit großen, unregelmäßigen, prachtvoll goldgelben Fle>en