Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Feuerſalamander. Alpenſalamander. 749

ſein Tod tritt oft ſhon in der erſten Minute ein; dann aber ſchlägt das Herz noch eine Zeitlang weiter, und iſt dies vorüber, ſo kann es dur Reize wieder erregt werden, ebenſo wie die anderen willkürlihen und unwillkürlihen Muskeln. Bei geringer Gabe und langſamer Wirkung, wie ſie ſih gewöhnlih bei Fröſchen zeigt, wird Atmung und Blutumlauf anfänglich geſteigert; dann tritt Steifheit der Gliedmaßen ein, und ihr folgen Stre>främpfe, die anfangs von kurzer Dauer ſind, ſpäter aber ununterbrochen fortwähren und tagelang anhalten können, bis Atmung und Blutumlauf abnehmen und der Tod erfolgt. Fröſche ändern dabei merklich ihre Hautfarbe, die immer heller wird; die Haut ſelbſt ſcheint dünner zu werden, und ihre Verdunſtung iſt ſehr ſtark.

Der Rückſtand von dem Schleime, der zuerſt mit <hemiſ< reinem Waſſer und dann mit reinem Alkohol ausgezogen wurde, zeigte keine giftigen Eigenſchaften mehr. Der eingedampſte, weingeiſtige Auszug war viel giftiger als der wäſſerige; in jenem bildeten ſich nah einem Tage frei herumſhwimmende Nadeln, die nach vollſtändiger Verdunſtung des Alkohols ſi< zu grieſigen Gruppen zuſammenballten. Dieſe feinen Nadeln, die ſih als höchſt giftig erwieſen, ſind gleich löslih in Alkohol wie in Waſſer oder Äther; die wäſſerige Löſung bekundet ſi< als Säure; Kali, Natron und Ammoniak greifen die Kriſtalle nicht an. Jhre Wirkung iſ eine überraſhend ſchnelle und äußert ſih beim Menſchen gleich anfangs dur< Erbrechen. i

Jn der Gefangenſchaft hält der Salamander bei genügender Pflege lange Fahre aus. Petermann beſaß einen Erdſalamander, der auf dem Tuffſteinfelſen ſeines Aquariums 18 Jahre lebte und auf das Klopfen mit dem Finger allabendlih hervorkam, um den vorgehaltenen Regen- oder Mehlwurm aus der Hand zu nehmen. Der Feuerſalamander verlangt einen Käfig mit einem kleinen Waſſerbe>en und entſprechenden Schlupfwinkeln, wie er ſolche während ſeines Freilebens aufſu<ht. Zur Ernährung genügen Mehl- und Regenwürmer, Kerbtiere und Schne>en; kleinere Stücke der eignen Art frißt er auf.

Beachten3wert iſt, daß dieſer in vieler Beziehung ſo unempfindliche Lurch gewiſſen Einflüſſen ſofort unterliegt, daß namentli<h Kochſalz auf ihn äußerſt giftig wirkt.

In den Alpen wird der Feuerſalamander durch eine verwandte Art, den Alpenſalamander (Salamandra atra und fusca, Lacerta atra), vertreten, einen jenem höchſt ähnlichen, aber weniger plumpen, ungefle>ten, gleihmäßig glänzend ſhwarzen Landmol<, deſſen Größe hinter der des Verwandten etwas zurücſteht und ſelten mehr als 11—13 cm beträgt.

Sein Verbreitungs8gebiet erſtre>t ſi<h über die Alpen Savoyens, der Schweiz, Tirols, Salzburgs und Oberöſterreihs, Steiermarks, Kärntens, Krains und über einige Gebirgs-* züge Württembergs und Bayerns, die mit den Alpen zuſammenhängen. Fn den Alpen bevölkert er innerhalb eines zwiſchen 700 und 2850 m gelegenen Höhengürtels geeignete Orte in großer Menge, ſo in Tirol laut Gredler, feuhte Wälder oder von Bächlein ourchrieſelte Schluchten des Berg- und Voralpengürtels. Er lebt faſt immer geſellig, meiſt zu Dugtenden beiſammen unter Steinen, Moos, Alpenroſen und Geſtrüpp, nah Art ſeines Verwandten. Wie dieſer iſt er ein träges, langſames, ſchläfrig erſcheinendes Ge\{<öpf, das ebenfalls nur bei feuchtem Wetter ſich außerhalb ſeiner Verſte>pläße zeigt und bei größerer Trockenheit verkümmert. Seiner Trägheit halber belegt ihn der Tiroler mit dem Shmähnamen „Tattermann““ oder „Tattermandl“ was ſo viel wie toter Mann oder in üblicher Bedeutung Vogelſcheuche beſagen will.

Der Alpenſalamander weicht, laut Schreibers, in der Art der Fortpflanzung vom Feuerſalamander ab. Er bringt zwar auch lebendige Junge zur Welt, aber nie mehr als je zwei auf einmal. Obgleich die Eierſtöcke des Weibchens ebenſo groß und geräumig ſind,