Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

TI2 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; zweiundzwanzigſte Familie: Makrelen.

die ſih eingeſchloſſen, verfolgt und dem Tode nahe ſehen; das ſhäumende Waſſer überflutet die Boote. Mit wahrer Wut arbeiten die Totſchläger, weil ſie einen gewiſſen Anteil an der Beute erhalten und deshalb ſoviel wie möglih und hauptſählih die größten Thune zu töten ſuchen. Einem Menſchen, der in das Meer fiele oder ſonſt in Gefahr käme, würden ſie jezt gewiß niht zu Hilfe kommen, ſowie man während der Schlacht auf die Verwundeten auh keine Rü>ſicht nimmt. Man ſchlägt, ſchreit, wütet und zieht den Thun ſo eilig wie mögli<h aus dem Waſſer. Nachdem ſih die Fiſche einigermaßen vermindert haben, wird eingehalten, die Kammer von neuem herangezogen, der no< übrige Fang enger eingeſhloſſen: und ein neuer Sturm erhebt ſi<, ein neues Morden beginnt. So wechſeln Schlagen und Anziehen des Nezes/ bis endlih au< der Boden der Totenkammer na<gekommen und nur ein kleiner Reſt von Thunen no< übrig iſt. Das Blut der Fiſche färbt auf weithin das Meer.

Nach Ablauf einer Stunde iſ die Meßtelei vorüber. Die Fahrzeuge ſegeln und rudern ans Ufer. Donner der am Ufer aufgeſtellten Böller empfängt ſie. Noh ehe man ans Ausladen geht, trägt. jeder Fiſcher den ihm zugehörigen Teil davon; ſodann beſchenkt der Patron den Heiligen, der ſi<h bewährte; unmittelbar nah ihm machen auh die Diebe ihre Anſprüche auf die Ausbeute des Fiſchfanges geltend. „Man kann ſagen“, ſo drückt ſih der Abt wörtlih aus, „daß bei der Tonnare jedermann Dieb iſt. Das Stehlen iſt hier weder eine Schande, no< ein Verbrechen. Dem ergriffenen Diebe widerfährt weiter nichts, als daß er das geſtohlene Gut wieder verliert; hat er es aber ſchon in ſeine Hütte gebracht, ſo iſt es in Sicherheit. Hierin liegt eine gewiſſe Billigkeit; denn der Lohn, um welchen der Unternehmer die Arbeiter dingt, ſteht mit der ihnen aufgegebenen Arbeit in ungleihem Verhältnis, und um nun einen Ausgleih zu treffen, muß zum verſprochenen Lohne noh eine Zugabe kommen. Aus dieſem Grunde alſo läßt der Patron das Stehlen unter der Bedingung zu, daß es geſchehe, ohne ihm kund zu werden. Dieſe Art von ſtill: ſ<weigendêm Übereinkommen und der Gebrauch, daß der Patron ſein Eigentum rettet, wenn er den Räuber fängt, macht ihn und ſeine Beamten außerordentli<h aufmerkſam, wogegen die Diebe, die weder Beſchimpfungen, no< Strafe, ſondern nur Verluſt des Gutes zu befürchten haben, ſi<h überaus dreiſt und flink benehmen müſſen. Beim Stehlen einzelner Stücke laſſen ſie es niht bewenden; das Beutemachen erſtre>t ſih auf ganze Thune, und ſie wiſſen tauſenderlei Kunſtgriffe anzuwenden, um ſolche in Sicherheit zu bringen. Mit der Hurtigkeit eines Taſchenſpielers laſſen ſie einen Thun verſhwinden, ſo, wie ein anderer eine Sardelle einſte>t.“

Bei jeder Meßtelei, falls es nict die lette iſt, leert man das Net niemals gänzlich, läßt vielmehr, gewiſſermaßen zur Lo>ung für den folgenden Fang, etwa 100 Thune und darüber zurü>. Nach einiger Zeit wiederholt man Heiligenwahl und Totſchlag, und ſo fährt man fort, ſolange das Streichen des Thunes anhält. Jn Sardinien währt dies bis Mitte Juni. Jn einzelnen Tonnaren finden alljährlih 8 Megeleien ſtatt, von denen jede etwa 500 Thune liefert, auf anderen deren bis 18, jeglihe zu etwa 800 Stü; der Ertrag der Fiſcherei iſt alſo ſehr bedeutend. Nach beendigtem Fange hebt man die Totenkammer aus, läßt aber manchmal das übrige Neß im Meere zurück.

Die Ausbeute wird oft an Ausländexr, die ſi< als Käufer eingefunden haben, friſ< abgelaſſen und von dieſen in ihrer Art und Weiſe eingeſalzen und eingepökelt; einen etwaigen Neſt bringt man an einen ſchattigen Ort, um die Fiſche zu zerlegen. Zuerſt ſchlägt man den Kopf ab; ſodann ſ{<hneidet man Knochen und Fleiſch zwiſchen den Floſſen aus; hierauf hängt man den rieſigen Fiſh mittels Stri>ken auf, die man am Schwanze befeſtigt, und führt 6 Längsſchnitte, 2 vom After bis an die Spiße des Shwanzes, 2 längs des Nückens und 2 nah dem Schwanze zu, lettere ſo nahe aneinander, daß nur die oberen