Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

114 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; zweiundzwanzigſte Familie: Makrelen.

Geſtalt ähnelt er dem Thune, iſt aber beträchtlih kleiner und erreicht ſelten mehr als 80 ecm an Länge. Nü>en und Seiten ſchillern aus Stahlblau in Grün und Not: der Bauch ſieht filbern aus und zeigt braune Streifen, vier längs jeder Seite, die von der Kehle bis zur Shwanzfloſſe verlaufen. Der wunderbare Glanz der Farben und die Schönheit des Fiſches ſollen übrigens jeder Beſchreibung ſpotten. Die erſte Rückenfloſſe ſpannen 15, die zweite 1 und 12, die Bruſtfloſſe 27, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 12 und 2, die Schwanzfloſſe 35 Strahlen; Baſtardfloſſen ſind auf der Bauchſeite 8, auf der Nü>enſeite 7 vorhanden.

Ob der Bonito auh im Mittelmeere vorkommt, weiß man nicht genau; im Atlantiſchen Meere hingegen gehört er zu den häufigen Fiſhen. Nah Freiherrn von Kittliß folgt er in Geſellſchaft der Thune oft lange Zeit dem Schiffe, das er als ſeinen Wegweiſer dur das Weltmeer zu betrachten ſcheint, oder tummelt ſich gleih Delphinen, wie PechuelLoeſche oft beobachtete, vor dem Schiffe einherziehend zu beiden Seiten des Buges, {wimmt zwar neben ſeinen Verwandten, aber doh in regelmäßig geordneten Haufen und Reihen und macht ſih ſehr bemerklih, weil er zu den eifrigſten Verfolgern der fliegenden Fiſche gehört. Außer dieſen nährt er ſi< auh von anderen ſeiner Klaſſenverwandten, Tintenſiſhen, Schaltieren und ſelbſt Pflanzenſtoffen; ſeine hauptſählihſte Jagd aber gilt den Fliegfiſhen. „Die Thunfiſche“, ſagt Kitt liß, „Thun und Bonito, ſtürzen ſi auf die fliegenden Fiſche mit gewaltiger Geſchwindigkeit; ſie erſeßen den Flug derſelben zum Teil durch hohe Sprünge, wobei es ihnen nicht ſelten glü>t, die Beute noch in der Luft zu erhaſchen. Das Aufſprizen der Wellen, das Geräuſch beim Auſſteigen und Niederfallen, verbunden mit der ſhon durh den Wind verurſachten Wellenbewegung, gewährt bei der ungeheuern Menge der jagenden und gejagten Fiſche ein eigentümlihes Schauſpiel, bei dem man nicht wenig erſtaunt über die Menge der fliegenden Fiſche, die dem Feinde wirkli in den Rachen fallen.“ Die Matroſen wiſſen dies zu ihrem Vorteile auszubeuten, indem ſie einen kleinen Fiſch, einen hellen Lappen oder ein mit Federn bekleidetes Korkſtü> als Köder an einer Angelleine über das Waſſer hängen. Nach dieſem Köder ſpringt der Bonito bei raſchem Gange des Schiffes meterho<h und fängt ſih in der Regel ſicher.

Das Fleiſch ſoll tro>en und nicht beſonders ſhmachaſt ſein, zuweilen ſogar giftige Eigenſchaſten beſißen. Leſſon erwähnt, daß die Offiziere eines Schiffes von dem Genuſſe des Fleiſches krank wurden, und ſhon Merola bemerkt, daß es man<hmal ſ{hnellen Tod bringe. Über die Fortpflanzung ſcheint weiter nihts bekannt zu ſein, als daß die Laichzeit in den Juli fällt. Um dieſe Zeit unterſuchte Couch einen Bonito, der ſich, wie dies zuweilen zu geſchehen pflegt, bis in die britiſhen Gewäſſer verirrt hatte, und fand die Eierſtöcke ſtroßend gefüllt.

An den franzöſiſchen Küſten, und zwar an denen des Mittelländiſchen wie des Atlantiſhen Meeres fängt man öfter als jeden anderen Verwandten den Germon, von den Seeleuten Albacora und Albicore genannt, (Thynnus alalonga, Scomber alalonga, Orcynus alalonga). Auch er ähnelt dem Thune, weiht aber namentlih durch die Länge der Bruſtfloſſen ab, die bis zu einem Drittel der Leibeslänge meſſen, ſichelförmig geſtaltet ſind und ihm den wiſſenſchaftlihen und italieniſchen Namen verſchafft haben. Die Länge überſteigt ſelten 1 m, das Gewicht nur ausnahmsweiſe 50 ke. Der Bruſtgürtel iſt minder ausgeprägt als bei den übrigen Thunen, die Färbung weniger glänzend, auf dem Nücken blauſhwärzlich, gegen den Bauch hin ſilbern. Die erſte Rückenfloſſe enthält 14, die zweite 3 und 12, jede Bruſtfloſſe 37, die Bauchfloſſe 1 und 5, die Afterfloſſe 3 und 12, die Shwanzfloſſe 40 Strahlen; außerdem ſind auf der Ober- wie auf der Unterſeite 8 Baſtardfloſſen vorhanden.