Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Schildfiſh. Kopfſauger. 07

gefangen findet. Vorſichtig ziehen nun die Eingeborenen die Seile an, bis ſie die Saugſiſche und deren Beute längsſeit des Fahrzeugs haben. Dieſe ſchlaue Fangweiſe wird nur bei Schildkröten von kleinerem Umfange angewendet. Die Saugſiſche hält man bisweilen 9 oder 3 Tage lang in einer Lagune oder in einem halb mit Seewaſſer gefüllten Boote, bis Schildkröten aufgeſpürt werden.“ Es wird ferner auh faum zu beſtreiten ſein, daß beſonders die großen Arten der Schiffshalter ein kleineres Fahrzeug in ſeinem Laufe zwar niht gänzlich aufhalten, wohl aber weſentlih hemmen können, zumal wenn ſie ſih zu mehreren an die Planken geheftet haben.

Das wichtigſte Merkmal der Schiffshalter (Beheneis) iſt eine flahe, länglihrunde Scheibe, die über den Naſenlöchern beginnt, längs des ganzen Kopfes aufliegt und ſich no< über einen Teil des Rüens erſtre>t, einen biegſamen Rand und 12—27 beweglie, an ihrer Oberkante mit feinen Zähnchen beſeßte Querrunzeln hat und zum Anſaugen dienen fann. Die erſte Nüenfloſſe fehlt, die zweite ſteht weit nach hinten, der Afterfloſſe gegenüber; Bruſt- und Bauchfloſſen ſind klein, die Schwanzfloſſe iſt verhältnismäßig groß, entweder ausgeſhnitten oder zugerundet und ändert, nah F. Day, ihre Geſtalt je nach dem Alter. Die Kinnlade des Maules, deren untere über die obere vorſteht, iſt mit feinen Hechelzähnen bewehrt; ſolche ſtehen auh am Pflugſcharbeine, feinere Samtzähne auf der Zunge. Die Anzahl der Kiemenhautſtrahlen beträgt aht. Der Magen iſt groß, der Darm: ſchlauch furz und weit, eine Shwimmblaſe nicht vorhanden. Man kennt etwa zehn Arten.

Als die bekannteſte Art der Gattung müſſen wir den Schildfiſh (Vecheneis remora, remoroides, parva und pallides) anſehen, eben den Stiffshalter der Alten, das auc im Mittelländiſchen Meere vorkommende Mitglied der Gattung. Seine Länge beträgt nur ſelten über 20—25 cm; die Färbung der mit fleinen, klebrigen, glänzenden Schuppen befleideten Haut ſpielt von Braungelb bis ins Dunkelbraune. Die Saugſcheibe hat in der Regel 18 Querſtreifen.

Eine verwandte Art, die in allen tropiſhen und überhaupt nicht zu kalten Meeren heimiſh, nah F. Day auch die häufigſte der in den indiſchen Gewäſſern vorkommenden Arten iſt, der Kopfſauger (Echeneis naucrates, albicauda, lunata, yittata, fusca und australis), erreiht eine Länge von 90 cm und darüber. Er iſt auf der Oberſeite ôlgrün oder bräunlihgrau, an der Unterſeite weißlih gefärbt, die Floſſen, mit Ausnahme der tiefbraunen Bruſtfloſſen, ſind an den Spivzen und Nändern weiß geſäumt; an den Seiten des Leibes zieht ſi< bei manchen Stücken ein dunkles Band entlang. Die Saugſcheibe hat 21—25 Querxleiſten.

Die Lebensweiſe aller Schiffshalter iſt dieſelbe. Wie die Scheibenbäuche ſeven ſie ſih feſt an anderen Gegenſtänden, ausnahmsweiſe an Felſen und Steinen, in der Regel an Schiffen und Haifiſchen. Lettere ſicht man ſelten ohne dieſe Begleiter und zuweilen geradezu mit ihnen bede>t. Wahrſcheinlih gewährt ihre rauhe Haut den Schiffshaltern einen ſicheren Anhalt und ihre Beweglichkeit dieſen Gelegenheit, in immer neuem Waſſer zu fiſchen. Mit den Haien und mit den Schiffen durhwandern ſie weite Stre>en des Meeres, und wie bei den Leitfiſchen geſchicht es, daß ſie in ihnen eigentlih fremde Meeres: teile verſchleppt werden. So zählt man den Schiſfshalter aus dem Mittelmeere unter den Fiſchen Englands mit auf, weil er in den briliſhen Gewäſſern wiederholt von Schiffen und Haien eingeſchleppt worden iſt, und ſo nur läßt ſih die außerordentlih weite Verbreitung der Fiſche erklären. Die Urſache, weshalb ſie ſi<h an Schiffen und Haien feſt: ſegen, iſt übrigens no< feineswegs genügend geflärt. Daß ſie ſih anſaugen, läßt ſic