Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

188 Erſte Drdnung: Stachelfloſſer; ahtundvierzigſte Familie: Labyrinthfiſche.

hatte das beim Männchen befindlihe Weibchen ausgekundſchaftet, daß man den ret gut ſchließenden Vorhang umgehen könne, und nunmehr nahm es ſeinen Stand zwiſchen ihm und der Glaswand, um der verhaßten Nebenbuhlerin wenigſtens böſe Drohbli>e zuwerfen zu können. Febt ſeßte ih eine matte Glasplatte ein; allein ſhon der Schatten der Witwe, der ertennbar wurde, wenn die Sonne ins Becken ſchien, regte das Paar derartig auf, daß ih die matte Glasplatte noh mit Papier verkleben mußte. Nunmehr hoffte ih, die RNuhe und Ordnung endgültig hergeſtellt zu haben. Allein was geſhah? Eines Tages fand ih beide Weibchen in vollſter Rauferei: die Witwe war über die um 12 cm die Oberfläche überragende Trennungswand geſprungen. So blieb nihts weiter übrig, als ſie in ein beſonderes Becken zu ſezen.“

Benecke hatte niht das Glü>, ſeine gefangenen Großfloſſer zum Laichen ſchreiten zu ſehen, und ih muß deshalb wohl oder übel verſuchen, nach den mir bekannt gewordenen Mitteilungen eine Schilderung des Laichgeſchäftes zu geben.

Wie zwei Weibchen ſtreiten auh beide Gatten eines Paares nicht ſelten ernſtlih miteinander; das erwählte Männchen wird zuweilen ſogar zum grauſamen Gewaltherrſcher. Ungeduldig, ſeine Bemühungen beim Neſtbaue niht mit Erfolg gekrönt zu ſehen, verfolgt es das Weibchen heftig und meiſt in ſehr roher Weiſe, zerſhleißt ihm die Floſſen, reißt ihm die Augen aus und tötet es, falls der Pfleger nicht eingreift, zuleßt unfehlbar. Entwid>elt ſih jedo< der Rogen im Leibe des Weibchens rechtzeitig oder dem Verlangen des Männchens entſprechend, ſo denkt dieſes niht an Hader oder Streit, ſondern einzig und allein daran, der werdenden Brut Pflege angedeihen zu laſſen. Nach den von Bene>e geſchilderten Spielen legt ſih das zur Abſezung des Rogens bereite Weibchen in ſ{<rägecr Stellung auf den Nü>en, und das Männchen ſhwimmt ſo über jenes, daß ſih beider Geſchlehtsöffnungen berühren. Hierauf umfaſſen ſih beide mit den langen Schwanzfloſſen, das Männchen zittert in eigenartiger Weiſe geraume Zeit, läßt ſodann das Weibchen los, dieſes ſinkt matt zum Boden hinab und bringt eine Anzahl von Eiern hervor. Leßbtere fallen jedo<h nur ausnahmsweiſe auf den Grund nieder, ſteigen in der Regel vielmehr nah oben auf und bleiben an der Unterſeite des Schaumneſtes, unter dem der Vorgang immer ſtattfindet, hängen oder ſ{hweben. Geſchieht das erſtere, ſo hebt ſie das Männchen auf und trägt ſie in das Neſt. Nach geraumer Zeit wiederholt ſih der eben geſchilderte Vorgang und ſo fort mindeſtens zehnmal im Laufe des Tages. Jn den Zwiſchenpauſen und niht minder ſpäter bis zum Ausſchlüpfen der Jungen beſſert da# Männchen fortwährend am Neſte, ordnet und regelt auh die Eier ſo, daß unter jedes Bläschen eins zu liegen kommt, und bewacht nun Neſt und Brut mit eifriger Sorgfalt. Etwa 24 Stunden nah dem Legen bemerkt man den dunkeln Keimfle>en im blaßgelben Dotter des Eies, einen Tag ſpäter beginnenden Herzſchlag; 12—18 Stunden nachher entſhlüpft das junge, noh mundloſe Fiſchchen, einer ſehr kleinen Kaulquappe vergleichbar, dem Eie; 5—6 Tage ſpäter nimmt es die Geſtalt ſeiner Erzeuger an; im achten Monate ſeines Lebens iſt es erwachſen. Solange es elterlicher Hilfe bedarf, widmet ihm das Männchen aufopfernde Fürſorge. Wie der männliche Stichling hält au<h der Großfloſſer das junge unreife Völkchen ſeiner Kinder zuſammen und ſtreng in Ordnung. Sobald ſih eins der jungen Fiſchlein entfernt, eilt er ihm nach, ergreift es mit dem Maule, verſhlu>t es und ſpeit es wieder in das ſchützende Schaumneſt. Seine Sorgfalt ſoll ſi< ſogar an kranken oder matten Jungen in ebenſo abſonderlicher wie exſprießlicher Weiſe erweiſen, indem er ein ſolches in eine vorher gebildete Luftblaſe einhüllt und ihm ſo friſhen Lebensodem zuführt. Sobald die Jungen ſeiner Hilfe niht mehr bedürfen, überläßt er ſie niht nur teilnahmlos ihrem Schitſale, ſondern nimmt, ebenſowenig wie das Weibchen, niht den geringſten Anſtand, ſie aufzufreſſen. Die Fungen ernähren ſih anfänglih von dem Schaume des Neſtes, ſpäter von