Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Niffdornfiſh. Streifenlippfiſc<h. 197

Den Kern der Ordnung bilden die Lippfiſche (Labridae), dur< Geſtalt, Beſchuppung und Farbenpracht in hohem Grade ausgezeichnete Tiere. Fhre Geſtalt unterſcheidet ſih wenig von der unſerer Flußfiſhe; das Kleid beſteht aus runden Schuppen; die eine Nüenfloſſe wird hauptſählih von Stachelſtrahlen geſpannt, die jedo<h meiſt ein Hautläppchen hinter ſih haben; die Bauchfloſſen ſtehen unter den Bruſtfloſſen; die Kinnladen haben fleiſchige Lippen; das Gebiß beſteht aus ſtumpfen Pflaſterzähnen oder Querplatten; der Gaumen iſt zahnlos. Eine einfahe Schwimmblaſe iſt vorhanden. Der Magen hat feinen Blindſa>; auh fehlen die Blinddärme.

Jn faſt 400 Arten über alle Meere verbreitet, bevölkert dieſe Familie auh unſere Küſten, insbeſondere die des Mittelländiſhen Meeres und der Nordſee, da wo der Grund felſig und mit Seepflanzen bewachſen iſt. Jhre eigentlihe Entwi>kelung zeigt ſie jedo<

SF — — E

Niffdornfiſ< (Pomacentrus scolopsis). */s natürl, Größe.

innerhalb des heißen und in den angrenzenden Teilen der beiden gemäßigten Gürtel; denn ſ<on unter unſeren Breiten kommen verhältnismäßig wenige Lippfiſche vor, und jenſeits der Polarkreiſe ſind ſie no< nirgends beobachtet worden. Wie durch ihre Farbenpracht zeihnen ſie ſi<h au< dur< ihre Munterkeit und Regſamkeit aus, obgleih ſie wenig umherzuſchweifen, vielmehr in den unterſeeiſhen Wäldern ihren Stand zu nehmen und von einer Seewaſſerpflanze zur anderen zu ſ{hwimmen pflegen. Fhrem Gebiſſe entſprechend freſſen die meiſten Arten vorzugsweiſe Muſcheln, die ſie mit den beweglichen Lippen vom Grunde oder von den Pflanzen des Meeres ableſen, und deren Schalen ſie mühelos zertrümmern; doch gibt es auh Pflanzenfreſſer unter ihnen, die förmlich weiden, ohne übrigens deshalb tieriſche Stoffe zu verſ<hmähen. Gegen die Laichzeit hin, die gewöhnlih mit dem Frühlinge ihrer Heimat zuſammenfällt, erhöht ſi< nicht allein ihre Farbenſhönheit, ſondern auch ihre Fähigkeit, die Färbung jählings zu verändern, in bemerkenswertem Maße. Ihr Fleiſh wird gering geſchäßt, weil es ungemein weihli<h iſt.

Unter den Lippfiſchen im engeren Sinne (Labrus) verdient der Streifenlipp{fiſ< oder Koh (Labrus mixtus, dispar, coeruleus, variegatus, formosus, lineatus,