Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Kabeljau. Shellfiſh. Blins. 213

die Gefangenſchaft im engeren Raume, keiner geht mit weniger Umſtänden an das Futter, keiner frißt mehr, keiner wächſt raſcher als der Kabeljau. Hält man das Waſſer ſeines Beens kühl genug, reiht man ihm hinlänglihe Nahrung, ſo gedeiht er niht nur vortrefflih, ſondern dauert auh mehrere Jahre ſelbſt in einem für ihn offenbar zu engen Gewahrſame aus.

Jn neuerer Zeit hat die Fiſhkommiſſion in den Vereinigten Staaten von Nordamerika . den Verſuh unternommen, mit Hilfe der künſtlihen Fiſchzucht den Kabeljau auch in ſüdliheren Gebieten, 3. B. in der Cheſapeake-Bai, heimiſh zu mahen.

Unſer Schellfiſch, der Haddo > der Engländer, Hadot der Franzoſen (Gadus aeglefinus, Morrhua aeglefinus und punctatus, Asellus minor; Abbildung auf Seite 210), unterſcheidet ſich vom Kabeljau durch geringere Größe, geſtre>tere Geſtalt und ſpißigere erſte Rücenfloſſe ſowie dur<h die Färbung. Die Färbung des Rü>kens iſt bräunlich, die der Seiten ſilbergrau; die Seitenlinie und ein Fle>en zwiſchen Bruſtfloſſe und erſter Rükenfloſſe ſehen ſ<hwarz aus. Die erſte Rückenfloſſe ſpannen 15, die zweite 21, die dritte 19, die Bruſtfloſſe 18, die Bauchfloſſe 6, die erſte Afterfloſſe 24, die zweite 18, die Shwanzfloſſe 25 Strahlen. Seine Länge beträgt in unſeren Breiten 50—60 ecm und ſein Gewicht kann 6—8 Kg erreichen; die in nördliheren Gebieten ſih aufhaltenden Stücke können um die Hälfte größer werden.

Das Verbreitungs8gebiet des Schellfiſches iſt im allgemeinen das des Kabeljaus. Fn der Nordſee iſt er nirgends ſelten, in den meiſten Gegenden ſogar ſehr häufig; in der Oſtſee dagegen wird er vergleih8weiſe bloß ſelten und zwar im weſtlichen Teile, etwa bis Kiel hinab, mithin in den Gewäſſern von verhältnismäßig noch ſtarkem Salzgehalte, der na Oſten hin immer mehr abnimmt, angetroffen. Auch er vereinigt ſi zu unſhäßbaren Haufen und ſcheint faſt beſtändig umherzuwandern, weil er, wie manche, anderen Klaſſen angehörige Tierarten gewiſſe Gebiete des Landes, ſo einen gewiſſen Teil des Meeresgrundes, vollſtändig leeren, d. h. alle auf ihm feſtſizenden, für ihn geeigneten Schal- und Weihtiere aufzehren und die kleinen Fiſche, die nächſt dieſen ſeine Nahrung bilden, verſheuchen kann. An den frieſiſhen Küſten findet er ſi< in den Monaten März bis Mai ein, verweilt hier vielleiht au<h bis Anfang Juli, verſhwindet ſodann, zweifellos, um die heiße Jahreszeit in dem kühleren Waſſer einer Tiefe von mehr als 20 Faden zu verbringen, und zeigt ſi< dann von Anfang Oktober wiederum auf den Pläßen, die man als ſeine Aufenthalt8orte kennen gelernt hat, um hier bis zum Januar zu leben. Gewöhnlich nähert er ſih der Küſte höchſtens bis auf 4—5 Seemeilen Entfernung; im Februar und März, jeiner Laichzeit, aber beſu<ht er auh die Gewäßer hart am Strande und wird dann in großer Anzahl gefangen.

Zum Fange des Schellfiſches gebrau<ht man in der Nordſee ebenfalls hauptſählich die Grundleine und die Handangel, ausnahm3zweiſe auh große Schleppneße; im Grönländiſchen Meere hingegen ſoll man ihn mit leichter Mühe fangen, wenn man Wuhnen ins Eis haut, weil er dieſe aufſuht, um in dem lufthaltigeren Waſſer zu atmen. Das Fleiſch iſt weiß, derb, ſhmachaft und leicht verdaulich, wird daher auh dem des Kabeljaus überall vorgezogen, eignet ſi< aber weniger zur Stockfiſchbereitung.

Ín den ſchon vorher erwähnten ſchottiſhen Seewaſſerteihen bemerkte man, daß ſich die Schellfiſche vor den übrigen dur< Zahmheit auszeichneten, bald mit ihrem Wärter befreundeten und ſ<hließlih ihnen vorgehaltene Nahrung aus der Hand nahmen.

Abgeſehen von dem Blins oder Steinbolk (Gadus luscus, barbatus, bibus und tacoud, Axsellus luscus, Morrhua lusca), einem dem Sellfiſche ähnelnden, durch