Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

220 Dritte Drdnung: Weichfloſſer; zweite und dritte Familie: Schell- und Shlangenfiſche.

Jn den nördlichen Meeren vertritt unſere Quappe der Leng (Molya yulgaris, Gadus molyva, Lota molva, Asellus longus), ein jener ſehr ähnlicher, nur durc die Anordnung der Zähne und die Floſſenſtrahlen unterſchiedener, zum Vertreter einer gleichnamigen Gattung (Molya) erhobener Fiſh von 1—1;,» m Länge und bis 25 kg Gewicht, der auf dem Nücen und den Seiten grau, ölgelb ſhimmernd, auf dem Bauche weiß gefärbt und durch die licht gerandeten dunkeln Floſſen ſehr ausgezeichnet iſt. Die erſte Rückenfloſſe ſpannen 15, die zweite 65, die Bruſtfloſſe 15, die Bauchfloſſe 6, die Afterfloſſe 97, die Schwanzfloſſe 39 Strahlen.

Der Leng, ein Bewohner des Eismeeres, der Nord- und Oſtſee, der längſte ſeiner Gattung, gehört zu den wertvollſten Fiſchen der nördlichen Meere und iſ namentlih für die Bewohner der Shetland- und Orkney-Jnſeln, Jslands, Grönlands und Norwegens von größter Bedeutung. Er hält ſih gewöhnlich in beträchtlicher Tiefe auf und ſtellt hier Krebſen und Fiſchen nach, insbeſondere ſolchen, welche auf dem Grunde liegen, wie Schollen, Knurrhähnen und dergleichen, nähert ſih aber in den Frühlingsmonaten der Küſte, um zu laichen, und gibt dann Gelegenheit zu einem höchſt einträglihen Fange. An der Küſte von Cornwall erbeutet man die meiſten im Januar und Februar, und zwar hauptſächlich an den Nändern felſiger Meeresgründe; in Shetland fällt die beſte Fangzeit zwiſchen die Monate Mai und Auguſt. Der Fang ſelbſt iſt höchſt einfah, weil der Leng, einer der gefräßigſten Fiſche, nah allem ſ<hnappt, was Leben hat oder ſolches zu haben ſcheint. Ein guter Teil der Beute wird friſ<h verbraucht, der übrige ganz in derſelben Weiſe wie der Kabeljau zu Sto>fiſh, Klippfiſh und Laberdan zubereitet, aus der Leber Thran gewonnen.

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Seequappen (Motella) nennt man die Quappen, deren erſte Nücenfloſſe verkümmert und kaum ſi<tbar iſt, während die zweite wie die Afterfloſſe den größten Teil des Leibes einnehmen und ſich faſt mit dex Schwanzfloſſe vereinigen, und an deren Kinne 3—5 Bärtel ſtehen.

Das ſogenannte Seewieſel oder die Dreibärteltrüſche (Motella tricirrhata und vulgaris, Galea venetorum, Gadus tricirratus, jubatus, mustela und fuscus, Onos mustela und fusca) iſt 35—40 cm lang und auf dem Oberkopfe, längs des Nükens, auf Bruſt-, Rü>ken- und Schwanzfloſſe auf ſhön gelbbraunem Grunde mit großen dunkelbraunen Fle>en gezeihnet, auf der Unterſeite einſhließlih der Bauch- und Afterfloſſe blaß gelbbraun, manhmal gelblihweiß und liter gefle>t. Die zweite Nü>kenfloſſe wird von 55, die Bruſtfloſſe von 20, die Bauchfloſſe von 7, die Afterfloſſe von 42, die Shwanzſfloſſe von 18 Strahlen geſpannt.

Man fängt die Dreibärteltrüſche in allen europäiſhen Meeren, namentlih im Mittelländiſchen Meere, ſeltener in den britiſhen Gewäſſern, obgleich ſie auh hier teine8wegs zu den Seltenheiten gehört. Sie bevorzugt felſigen, mit Tangen bewachſenen Grund und bewegt ſih zwiſchen den Pflanzen und Steinen mit Schnelligkeit und Geſchi>lichkeit. Seichtes Waſſer liebt ſie mehr als tiefes, wohl weil es reicher an Nahrung iſt als jenes. Gewöhnlich liegt ſie ruhig auf dem Grunde und bewegt nur die Värtel und die Stummel der Nüenfloſſe, unzweifelhaft in der Abſicht, kleine Fiſche, Krebſe und dergleichen, ihre Beute, anzulo>ken Jhre Fortpflanzungszeit fällt in den Winter, je nah Ortlichkeit und Witterung früher oder ſpäter. Thomſon fand im Oktober die Hoden der Männchen von Samen ſtroßend; Bloch bemerkt, daß die Laichzeit no< früher ſtattfinde. Nah Angabe Pennants pfeifen und ſprechen die Fiſcher der Küſte von Cornwall beim Fange dieſes