Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

58 Erſte Drdnung: Käfer; fünfte Familie: Waſſerkäfer.

ſih die Spiße auf und wird zu einem etwas gekrümmten Hörnchen. Fn 4—5 Stunden, nahdem hier und da no< etwas nachgebeſſert wurde, iſt das Werk vollendet und ſchaukelt, ein fleiner Nachen von eigentümlicher Geſtalt, auf der Waſſerfläche zwiſchen den Blättern der Pflanzen. Wird er dur< unſanfte Bewegungen der Wellen umgeſtürzt, ſo richtet er ſih ſogleih wieder auf, mit dem ſ{<lauchartigen Ende nah oben, infolge des Geſeßes der Schwere; denn hinten liegen die Eier, im vorderen Teile befindet ſi< die Luft. Dieſe ovalen Cigehäuſe werden man<hmal dur< anhaftende Pflanzenteilen zur Unkenntlichkeit entſtellt.

Nach 16—18 Tagen ſ{<lüpfen die Lärvchen aus, bleiben jedo<h noch einige Zeit in ihrer gemeinſamen Wiege, wie man meint, bis nah der erſten Häutung. Da ſi< weder die Eiſchalen noh dieſe Häute in dem dann am Deel geöffneten Gehäuſe vorfinden, müſſen dieſelben ſamt dem lo>eren Gewebe, welches den inneren Neſtraum noh ausfüllte, von den Larven aufgezehrt worden ſein. Über die Ernährungsweiſe der Larven, welche ich leider ſelbſt niht beobachtet habe, ſind verſchiedene und möglicherweiſe unrihtige Anſichten laut geworden, und iſt dadur< wieder einmal der Beweis geliefert, daß das Leben der gemeinſten und verbreitetſten Kerfe oft gerade am wenigſten der näheren und ſorgfältigen Aufmerkſamkeit gewürdigt worden iſt. Die einen meinen, unſere Larve nehme in dex Jugend Pflanzenkoſt zu ſih und würde erſt na<h mehreren Häutungen zum gierigen Raubtiere. Die anderen ſprechen ihr dieſe Natur ausſ<hließli<h zu und bezeihnen die verſchiedenen Waſſerſhne>en als ihre Lieblingsſpeiſe, ſie zerbrehe die Schale vom Rü>ken her Und verzehre das Tier in aller Gemächlichkeit. Die Nahrung, mag dieſelbe nun aus Fleiſh oder aus Pflanzenktoſt beſtehen, wird niht mit dem Kinnba>en au8geſogen, ſondern zwiſchen ihnen und der Stirn (eine Oberlippe fehlt) liegt die ſehr feine Öffnung der Speiſeröhre. Wenn man die Larve ergreift, oder der Schnabel eines Waſſervogels auf ſie trifft, ſo ſtellt ſie ſi< tot: nah beiden Enden hin hängt ihr Körper wie ein hohler, ſ{<laffer Balg. Will dieſe Liſt niht helfen, ſo trübt ſie dur< einen ſhwarzen, ſtinkenden Saft, welcher dem After entquillt, ihre nächſte Umgebung und [hüßt ſich hierdur< öſter vor Verfolgungen. Die Larve liebt die Stellung, welche unſere Abbildung wiedergibt; zu ihrer näheren Erläuterung ſei no< hinzugefügt, daß am platten Kopfe keine Punktaugen ſtehen, die beiden Stäbchen vor den Kinnbacen die auf der Stirn eingelenkten dreigliederigen Fühler darſtellen, die fräftigen Kinnba>ken in der Mitte mit einem Zahne verſehen ſind, der freie Unterkiefer ſehr lang ſtielartig mit ſeinem Stamme hervorragt, an der Spiße nah außen in einen dreigliederigen Taſter, nah innen in ein Dörnchen, als Andeutung der Lade, ausläuft. Die kurzen Beine tragen je eine Klaue und das ſpiße Endglied des Leibes unten ein Paar fadenartige Anhänge. Die rauhe Haut des Körpers iſt ſ<wärzlih gefärbt, am dunkelſten auf dem Rücken. Die erwachſene Larve verläßt das Waſſer, bereitet in deſſen Nähe, alſo in feuhter Erde, eine Höhlung, in welcher ſie zur Puppe wird, von der ſih keine weitere Beſonderheit berichten läßt. Gegen Ende des Sommers kriecht der Käfer aus, der an ſeiner Geburtsſtätte die nötige Erhärtung und ſeine Ausfärbung abwartet, ehe er das Waſſer aufſucht.

Jn der Geſellſchaft der eben beſchriebenen Art, aber ſeltener, findet ſi<h eine zweite, der \<warze Kolben-Waſſerkäfer (Hydrophilus aterrimus); ſeine Fühler ſind durchaus roſtrot gefärbt, die Flügelde>en niht gezahnt, der Bauch erſcheint nur gewölbt, nicht gekielt, und der Bruſtkiel vorn ohne Furche.

Der viel gemeinere laufkäferartige Kolben-Waſſerkäfer (Hy drous caraboides) ſtellt die vorigen im kleinen dar (er mißt 17,5 mm) und unterſcheidet ſih von der Gattung Hydrophilus und anderen dur<h den bedeutend ſ{hmäleren, leiſtenartigen Bruſtkiel, deſſen hintere Spitze nicht über die Hüften hinausreiht. Das Weibchen birgt ſeine Eier