Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Schwarzer und laufkäferartiger Kolben-Waſſerkäfer. 59

in ein ähnliches Geſpinſt, benußt dazu aber ein ſ<males Blatt, welches es zuſammenſpinnt und nachher mit jenem kleinen Maſte verſieht. Die Larve zeichnet ſi< dur< gewimperte Seitenzipfel an den Gliedern, alſo durch Tracheenkiemen, und dur<h zwei Hornhaken am Endgliede aus; eine no< niht erwachſene und den Käfer ſehen wir in Figur 7 und 6 des Dyticidenbildes (S. 50) dargeſtellt. Noch eine größere Anzahl von den 500 und einigen 70 Arten dieſer Familie leben als unſcheinbare, von den Syſtematikern verſchiedenen Gattungen zugeteilte Weſen im Waſſer, wo ſie weniger ſhwimmen, als auf dem ſ{<lammigen Boden oder an den Waſſerpflanzen umherkriehen; einige gedrungenere und höher gewölbte Formen (unter anderen Scaphidium) ſind dem Waſſer untreu geworden und haben die Natur der Miſtkäfer angenommen.

Die mehr als 4000 bis jet bekannten auf der ganzen Erdoberfläche, am zahlreihſten aber über ganz Europa verbreiteten Arten der ſogenannten Kurzflügler, Moderkäfer (Staphylinidae oder Brachelytra) unterſheiden ſfih dur< das in ihrem Namen ausgeſprochene Merkmal von anderen Käfern niht ſ{hwer, bieten aber im übrigen die größte Mannigfaltigkeit in Körpertracht, Lebensweiſe und Bildung einzelner, für andere Familien ſonſt ſehr carakteriſtiſher Teile. Obſchon der Mehrzahl unter ihnen fünfgliederige Füße zukommen, ſo fehlt es do<h niht an Arten mit nur vier oder gar nur drei Gliedern. Die Fühler ſtimmen zwar alle in der geſtre>ten Form überein und ſind in der Regel fadenförmig. Obſchon der Körper linienförmig und im allgemeinen langgeſtre>t genannt werden muß, ſo finden ſi<h do< Geſtalten, bei denen am rechte>igen vorderen Teile der Hinterleib wie ein walziger Schwanz anſißt, Geſtalten von ſpindelförmigem Umriſſe, andere, die an die langhalſigen Laufkäfer mahnen, neben vollkommen walzigen vollkommen plattgedrücte. Eine faſt zeihnungsloſe, düſtere oder ſhmußiggelbe Färbung verleiht den meiſten heimiſchen neben der geringen Größe ein unſcheinbares Anſehen, während gewiſſe ausländiſche Arten ein lebhafter Metallglanz etwas mehr auszeihnet.

Die meiſten leben am Erdboden, und zwar geſellig unter faulenden Stoffen, viele im Miſte, an Aas, in holzigen Shwämmen und ſchnell vergänglichen Pilzen, unter Baumrinde, Steinen oder an ſandigen Stellen in Gemeinſchaft vieler Laufkäfer, mit denen zuſammen ſie dann bei plöglihen Überſhwemmungen das Los der Schiſſbrüchigen teilen und in Lagen verſetzt werden, die wir bei der allgemeinen Schilderung früher andeuteten und dur< das Bild „Käfer in Waſſersnot“ (S. 33) zu veranſchaulichen ſuhten. Gewiſſe Arten bewohnen Ameiſenkolonien und leben ausſchließli<h in dieſen (z. B. Lomechusa), einige wenige finden fein Wohlgefallen an den feuhten, Moder und Verweſung aus-hauchenden Aufenthaltsorten und ſcheinen einen äſthetiſcheren Sinn zu beweiſen, indem ſie ſich auf Blumen umhertreiben und deren Saft le>en. Jm Sonnenſchein werden die meiſten ſehr lebendig und fliegen gern umher, die größeren Arten auh an ſhönen Sommerabenden. Ihre Nahrung beſteht aus verweſenden Stoffen des Pflanzen: und Tierreiches ſowie aus lebenden Tieren. Einzelne Gattungen und Arten bieten das bei Käfern höchſt ſeltene Auftreten von einem oder zwei Nebenaugen auf dem Scheitel, und no< merkwürdiger iſt die von Schiödte gemachte Beobachtung vom Lebendiggebären einiger Südamerikaner der Gattungen Spirachtha und Corotoca,

Die Larven der Staphylinen gleichen darum den vollkommenen Fnſekten mehr als andere, weil dieſe infolge ihrer kurzen, leicht zu überſehenden Flügelde>en und des geſtre>ten Körperbaues ſelbſt etwas Larvenähnliches an ſih haben. Bei den wenigen, die man kennt, ſind vier- bis fünfgliederige Fühler, 1—6 Punktaugen jederſeits, kurze ſünfgliederige, in