Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Moderkäfer. Vſelaphiden. 61

eine beſondere Erregtheit anzudeuten, mindeſtens ein Wohlbehagen, wie die flinken, ke>en Wendungen des jeßt entſchieden drehbareren Körpers beweiſen dürften.

Der furzhaarige Staphyline (Staphylinus pubescens, Fig. 2 Des Bildes S. 60) deutet die eben erwähnte Stellung nur ſ{hwach an. Er iſt in der Grundfarbe roſtbraun, auf Halsſcild und Flügelde>en am dunkelſten, am Kopfſchilde am hellſten, ſchillert jedo<h dur die den ganzen Körper dicht bede>enden Seidenhaare in den verſchiedenſten Farben, an Bau und Hinterbruſt vorherrſchend ſilbergrau, während der NRü>ken durch ſchwarze Samifle>hen uneben erſcheint.

Der ſtinkende Moderkäfer (Ocypus olens, Fig. 1), eines der größten und maſſigſten Familienglieder, iſt mit Ausnahme der roſtbraunen Fühlerſpiße durchaus ſ{<hwarz, dur< Filzbehaarung matt, überdies geflügelt, während eine andere, allerdings ſ{<lankere Art derſelben Gattung der Flügel entbehrt. Er hält ſich vorherrſchend und nur vereinzelt in Wäldern auf. Die einander ſehr genäherten Mittelhüften bilden den einzigen Unterſchied zwiſchen dieſer und der vorigen Gattung.

Der erzfarbene Miſtlieb (Philonthus aeneus, Fig. 3) gehört einer aus 100 europäiſchen, fehr ſ<hwer unterſcheidbaren Arten zuſammengeſeßten Gattung an, welche alle weſentlihen Merkmale mit den beiden vorangehenden gemein hat und ſih nux dur< eine ungeteilte, vorn abgerundete Zunge von ihnen unterſcheidet. Die nirgends ſeltenen Philonthus-Arten halten ſi allerwärts an feuchten, moderreichen Stellen des Erdbodens auf, niht gerade mit Vorliebe im Miſte, wie ihr wiſſenſchaftliher Name glauben laſſen fönnte.

Von den beiden bunten Arten auf dem Hutpilze in unſerer Abbildung gehört der unterſte, der rote Pilzkurzflügler (Oxyporus rufus, Fig. 4), entſchieden zu den angenehmeren Erſcheinungen aus dieſer Familie. Die glänzend {warze Grundfarbe des Käfers wird auf dem Halsſchilde, an je einem großen Schulterfle>e der Flügelde>en und an dem Hinterleibe, mit Ausſchluß ſeiner ſ<hwarzen Spitze, dur<h lebhaftes Rot erſeßt. Auch die Beine, mit Aus\ſ<luß der ſhwarzen Wurzel, die Wurzel der keulenförmigen Fühler und. die Mundteile, mit Ausſchluß der Kinnbaen, ſind rot. Dieſe leßteren ſtehen in Sichelform lang und drohend, beim Schluſſe ſi< kreuzend, hervor, und das halbmondförmige Endglied der Lippentaſter bildet den weſentlichen Gattungscharakter und das Unterſcheidungsmerkmal von den drei vorhergehenden. Die Art lebt in fleiſchigen und holzigen Pilzen und gehört keineswegs zu den Seltenheiten.

Während bei allen bisherigen Kurzflüglern und zahlreichen ungenannten hinter den Vorderhüften das Luftloch des erſten Bruſtringes ſichtbar iſt, falls bei einem zuſammengetro>neten Käfer ſich dieſer nicht zu ſehr nah unten neigt, wird es bei der leßten, hier zu beſprechenden Art und vielen anderen von dem umgebogenen Chitinrande des Halsſchildes bedec>t. Der Ufer-Moderkäfer (Paederus riparius, Fig. 5) iſt rot, nur am Kopfe ſamt den Fühlerſpißzen, an den Knieen, den beiden hinterſten Bruſtringen und an der Schwanzſpie ſhwarz, an den grobpunktierten Flügelde>en blau. Dieſer Käfer hält ſi< gern an Rändern fließender und ſtehender Gewäſſer auf, krieht auh an dem dort wachſenden Buſchwerke in die Höhe und findet ſi<h meiſt in kleineren Geſellſchaften vereinigt. Die Gattung iſt in etwa 80 Arten bekannt, von denen 13 in Europa heimiſch ſind.

Die Pſelaphiden (Pselaphidae), winzige, mane intereſſante Seite darbietende Käferchen, die unter Moos, feuchtem Laube, Baumrinde, Steinen und— zwiſchen Ameiſen verborgen leben, bilden eine beſondere Familie, welche ſih den Staphylinen eng anſchließt, weil