Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

12 Ein Blick auf das Leben der Geſamtheit.

bruſtringe (mesothorax) mit dem zweiten Beinpaare und, wenn die Flugwerkzeug: vorhanden ſind, den Vorderflügeln, dem Hinterbruſtringe (metathorax) mit den hinterſten Veinen und Flügeln. Je nah dem Bedürfniſſe ſind dieſe drei Ringe verſchiedenartig entwi>elt und der eine meiſt überwiegend. Bei zahlreichen Kerfen hat der vorderſte Ring das Übergewicht iſt dann „frei“, beweglih dem nächſtfolgenden eingelenkt und ſcheint in der Anſicht von oben den mittelſten Hauptteil des Körpers allein zu bilden (Käfer, Wanzen, Schre>en und andere). Ein freier Vorderbruſtring, deſſen Rücken Hals\<hild genannt zu werden pflegt, findet ſi< in Gemeinſchaft derber, ſogenannte Deen bildender Vorderflügel und gleicht entſchieden wieder aus, was dur lettere der Beweglichkeit entzogen worden iſt. Weil ſih die Mitte ſeines Hinterrandes auf dem Mitltelrü>en als ein dur beſonderen Glanz, beſondere Farbe ausgezeihnetes, eigentümlich, meiſt dreie>ig geformtes Gebilde gegen ſeine Umgebung abhebt, ſo hat man dieſe Stelle glei<falls mit einem beſonderen Namen belegt und Schildchen (scutellum) genannt, wie Hinterſchild<en (postscutellum) eine entſprechende ähnlihe Auszeichnung auf der Vorderrandsmitte des Hinterrüens heißt.

Die außer Fühlern und Kieſern bei den Fnſekten vorhandenen Gliedmaßen ſind die der Ortsbewegung dienenden Beine. Jedes Jnſektenbein beſteht, von ſeiner Wurzel an gerechnet, aus Hüſte, Schenkelring, Schenkel, Schiene und Fuß. Die Hüfte (coxa) iſt das immer kurze Stü, welches frei oder mehr oder weniger in die „Gelenkpfanne“ eingeſchloſſen die Verbindung des ganzen Bewegungswerkzeuges mit dem Rumpfe vermittelt. Der Schenkelring (trochanter) ſchiebt ſich als einfaches oder doppeltes, verhältnismäßig fleines Glied zwiſchen Hüfte und Schenkel ein, um beiden eine andere Richtung gegeneinander zu geben und ſiher auh, um die Bewegungsfähigkeit des leßteren zu erhöhen. Der Schenkel (femur) bildet in der Regel den kräftigſten Teil des ganzen Beines, beſonders des Hinterbeines, wenn er zum Springen befähigen ſoll. Das Schienbein, die Schiene (tibia), pflegt von der Länge des zugehörigen Schenkels zu ſein, von der dünnen Einlenkungsſtelle an dieſem allmählich zuzunehmen und ſehr häufig an der Jnnenſeite ſeiner Spite mit beweglichen Dörnchen, zweien oder auch nur einem, den ſogenannten Sporen, Enddornen, „bewehrt“ zu ſein, während die Außenſeite häufig ihrer ganzen Länge nach unbewegliche Zähne, Stacheln oder Borſtenhaare trägt. Der Fuß (tarsus) endlihh beſteht aus Éarzen, gelenkig miteinander verbundenen Gliedern, deren leßtes in zwei, bi8weilen au< nux eine bewegliche Kralle ausläuft. Meiſt kommen an allen Füßen die Glieder in gleicher Anzahl vor und zwar nie mehr als fünf; dieſelben können aber auh an den hinteren Füßen in geringerer Anzahl auftreten als an den vorderen. Die bedeutend kleinere Afterflaue“ ſowie die Hautläppchen (Pulvillen) zwiſchen den Krallen ſchaffen in vielen Fällen größere Sicherheit beim Gehen, lebtere beſonders die Möglichkeit, an den glätteſten Gegenſtänden (Fenſterſcheibe) emporzuktriechen, da Drüſen unter ihnen liegen, welche eine Feuchtigkeit abſondern. Die drei Paare der Beine ſind bei keinem Jnſekt ſo glei in jeder Hinſicht, daß ſih eins mit dem anderen vertauſchen ließe; das vorderſte oder das hinterſte erleidet oft verſchiedene Abänderungen, jenes, inſofern es zum Greifen oder Graben, diefes, indem es zum Springen oder Shwimmen befähigen ſoll, was natürlih mit der Lebensweiſe ſeines Trägers aufs engſte zuſammenhängt.

Die Flügel ſind aus zwei ſich de>enden Chitinplatten zuſammengeſeßt und unterliegen ihrer morphologiſhen Bedeutung nach verſchiedenen, hier wegen ihrer Unſicherheit nicht näher zu erörternden Auffaſſungen. Es ſind rü>enſtändige, niht auf Gliedmaßen zurü>führbare Bewegungsorgane und entweder alle vier gleichartig gebildet, meiſt dünnhäutig und von Chitinadern durchzogen, oder die Vorderflügel verwandeln ſih durchaus in Chitinmaſſe, nehmen dadurch eine feſte Beſchaffenheit an, ſind zu Flugwerklzeugen niht mehr tauglih und heißen Flügelde>en (De>kſchilde, elytra), weil ſie für die dünnhäutigen