Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

24 Ein Blick auf das Leben der Geſamtheit,

ein entſprehendes Bild von dem zukünftigen Kerf liefert. Dieſes Bild iſt niht immer ein ſo deutliches, wie in der ſogenannten freien Puppe oder Mumienpuppe, ſondern die einzelnen Teile ſ{hließen ſih eng an den Körper an, ſtellen mit ihm eine gemeinſame Fläche dar und werden von einer harten Chitinhaut umſchloſſen, wie bei der bede>ten Puppe der Schmetterlinge, wo die mit allerlei Eten und Vorſprüngen verſehenen noh den beſonderen Namen der Chryſaliden erhalten haben. Die Bede>ung kann den künftigen Kerf noch weiter verhüllen, indem die leßte Larvenhaut ſi< von ihrem Jnhalte etwas abhebt, allmählich erhärtet und in dieſer Weiſe einen Schug für die aus jener entſtehende Mumienpuppe bildet. Fnſofern dieſe den Fliegen eigentümliche Verpuppungsweiſe bei den meiſten eine Tönnchenform nahahmt, hat man ſol<he Puppen Tönnchenpuppen oder {li<tweg Tönnchen genannt. Dieſelben ſind niht zu verwehſeln mit oft ſehr ähnlich erſcheinenden, aber weſentlih anders entſtandenen Puppen. Häufig webt, wie vorhin ſhon erwähnt, die Larve ein Gehäuſe, Geſpinſt (Kokon) um ſih, welches dur<h ſeine Dichtigkeit und pergamentartige Feſtigkeit im äußeren Anſehen die Entſtehungsweiſe vollkommen verwiſcht. Die meiſten Gehäuſe laſſen übrigens die Fäden der Weberei no< erkennen. Die freien Puppen ſind nie dem Sonnenlihte und dem Witterungswechſel unmittelbar preisgegeben, ſondern in der Erde, unter Laub, Ninde, im Jnneren anderer Körper verborgen. Nur bede>te oder von Gehäuſen umſchloſſene Puppen finden \ſi< im Freien, ſo daß man wohl annehmen darf, daß die Bede>ung, welcher Art ſie auh ſein mag, dem wehrloſen, der Ortsbewegung baren, einer Entwi>elung zur Vervollkommnung entgegenharrenden Weſen zum Schute diene.

Natürlich erſcheint es, daß die Puppe ſi allemal da finden müſſe, wo die Larve ſich aufhielt, und doch triſt dieſe Annahme nicht immer zu. J<h wüßte keine in der Erde lebende Larve zu nennen, die zur Verpuppung aus derſelben herausginge, genug dagegen, die auf Blättern, in Früchten oder im Stengel, ja, in anderen Tieren hauſen und zur Verpuppung die Erde oder, wenn ſie bisher verborgen lebten, wenigſtens das Freie aufſuchen. Worin die Notwendigkeit dieſer Ortsveränderung liege, läßt ſi<h niht immer angeben; denn wenn man ſagen wollte, die bohrend lebenden Raupen müßten aus ihren Verſte>en vor der Verpuppung herausgehen, weil der Schmetterling, der keine beißenden Mundteile hat, ſi< aus dem Shilfſtengel, dem Holz 2c. nicht hervorarbeiten könne, ſo könnte dieſe Annahme gerechtfertigt erſcheinen, iſt aber in Wirklichkeit niht begründet. Gerade von dieſen bleiben vielleicht die meiſten auh als Puppe da, wo die Raupe gelebt hat, indem dieſe den natürlichen Trieb empfand, vor ihrer Verwandlung bis auf die äußerſte feine Pflanzenhaut oder au bis in das Freie ein Flugloh zu nagen und es dann wieder mit feinem Geſpinſte zu verſchließen, welches der künftige Schmetterling ebenſo leiht wie jene ſtehen gelaſſene dünne Pflanzenhaut durchbricht. Übrigens ſind ſehr viele Puppen mit Dörnchen oder ſonſtigen dem Auge wenig bemerkbaren Einrichtungen verſehen, mit denen ſie an ihrer Umgebung haften, um dadur< dem ausſhlüpfenden Geſhlechtstiere einen gewiſſen Widerſtand entgegenzuſeßen und ſo die ermüdende Arbeit bedeutend zu erleichtern, Wenn gewiſſe Waſſerlarven das Waſſer zur Verpuppung verlaſſen, ſo hängt dies mit der jeßt eintretenden Veränderung ihrer Atmungswerkzeuge auf das engſte zuſammen. Die Tracheenkiemen verſhwinden äußerlich, und die Luftröhren im Fnneren bleiben allein zurück. Es gibt aber au< Fälle, in denen wir bekennen müſſen: warum dies hier ſo, dort anders ſei, wiſſen wir nicht; die Natur hat es einmal ſo eingerichtet, vielleiht will ſie uns nur ihre unendliche Mannigfaltigkeit, ihre unbegrenzte Erfindungsgabe zur Anſchauung bringen.

Wie die einjährige Pflanze in ihrem Leben nur einmal Stengel, Blätter, Blüten und Früchte treibt und mit der Reife der leßteren ihren Lebenszwe> erfüllt hat, indem ſie im keimfähigen Samen das Fortbeſtehen ihrer Art ſicherte, ſo das Jnſekt. Es hat ſeine