Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Erſte Ordnung. Die Küfer (Coleoptera, Elentherata).

Beißende Mundteile, eine freie Vorderbruſt, ein angewachſener Hinterleib und zu Deen erhärtete Vorderflügel, welche eine Naht bilden, ſind die äußerlihen Kennzeichen, eine vollkommene Verwandlung die Entwi>kelungsweiſe der Käfer.

Der Kopf ſteht in den ſeltenſten Fällen frei vor dem Halsſchilde, ſondern iſt mehr oder weniger tief in dasſelbe eingelaſſen und daher in ſeiner Beweglichkeit verſchiedenartig beſchränkt. Auf ſeine Anheftungsweiſe und auf ſeine Geſtalt, von der die Verlängerung der vorderen Gegend zu einem Rüſſel als die auffälligſte erwähnt ſein mag, begründen ſi< die mannigfa<ſten Unterſchiede. Hinſichtlih der beißenden Mundteile wurde auf S. 8 u. f. das Nötige geſagt, in Bezug auf die Käſer ſei hier nux no< bemerkt, daß ihre Kiefertaſter aus vier, die Lippentaſter aus drei Gliedern zuſammengeſeßt ſind, und daß an der Unterlippe das Kinn gegen die meiſt ungeteilte Zunge bedeutend überwiegt. Die Negzaugen ſind ganz oder ausgerandet, und zwar manchmal ſo tief, daß ſie jederſeits in cine obere und eine untere Gruppe von Äugelchen zerfallen, dagegen kommen mit ſehr wenigen Ausnahmen Punktaugen gar niht vor. Nirgends findet ſih eine ſo wechſelnde Verſchiedenheit der Fühler wie bei den Käfern. Am beſtändigſten zeigen ſie ſih in der Gliederzahl elf, obſchon Schwankungen zwiſchen 4 und 30 Gliedern niht ausgeſ<hloſſen ſind; größere Unterſchiede kommen in der Länge vor, die größten jedoch in der Form, welche an Borſte, Faden, Keule, Säge, Kamm, Fächer und anderes erinnert oder auh ihrer Unregelmäßigkeit wegen keinen Vergleich zuläßt. Manche dieſer Formen ſind für gewiſſe Familien, wie Kammhörner, Blatthörner 2c., bei der Einteilung von Bedeutung geworden, wie wir ſpäter ſehen werden.

Der freie Vorderbruſtring gelangt hier, wie bei allen anderen ihn beſißenden Kerfen, gegen die übrigen zu der vollkommenſten Entwickelung und übt durch ſeine Form weſent: lichen Einfluß auf die Geſtalt des ganzen Käfers aus. Die beiden anderen Ringe treten dagegen zurü>, nur bei ſol<hen Käfern, deren Hinterbeine beim Schwimmen oder Springen zu beſonderen Kraftanſtrengungen verurteilt ſind, reicht der Hinterbruſtring an der Bauchſeite weit nah hinten und bede>t teilweiſe die erſten Bauchſchuppen.

Charafteriſtiſ<h ſür die Käſer werden ihre Flügelde>en inſofern, als dieſelben in der ſogenannten Naht geradlinig in der Mittellinie des Körpers zuſammenſtoßen, vielleicht, richtiger geſagt, ſich aneinander falzen. Bei anderen Kerfen, deren Vorderflügel zu Decken erhärtet ſind, greift die eine unbeſtimmt über die andere über und die Nahtbildung geht verloren, wie in den „flaffenden“ Flügeldeden bei Meloë und einigen anderen Käferausnahmen gleichfalls beobachtet wird. Meiſt liegen die Flügelde>en dem Nücken nicht einfa