Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

30 Erſte Ordnung: Käfer.

auf, ſondern ſie umfaſſen mit ihrem umgebogenen „Außenrande“ die Körperſeiten mehr oder weniger innig. Nur bei den geſtußten Flügelde>en kommt ein Hinterrand zur Geltung ſowie ein Nahtwinkel und Außenwinkel; in den meiſten Fällen ſpigzen ſi< die Flügelde>en am Ende zuſammen oder jede einzeln ſo zu, daß ſie mit der Leibesſpige zuſammen aufhören, oder daß ſie von leßterer den dann auh auf dem Rücken mit Chitin bede>ten äußerſten Teil als Steiß (pygidium) frei laſſen. Die Hinterflügel pflegen von wenigen kräftigen Adern durchzogen zu ſein und in der Mittelgegend des Vorderrandes einen Chitinfle>en, das Mal, zu tragen, an welchem ſie ſi< umflappen, um dur< weitere Längsfaltung unter die De>en verborgen werden zu können. Hinſichtlich dieſer Zufammenfaltung hat man allerlei Unterſchiede beobachtet, dieſelben aber für die Syſtematik untauglih befunden. Dieſe dünnhäutigen Hinterflügel befähigen allein zum Fluge, und wo ſie fehlen oder verkümmern, was nicht ſelten vortommt, geht daher auh das Flugvermögen verloren, und die Verwachſung der Flügelde>en in der Naht iſ dann öfters eine weitere Folge dieſer Unregelmäßigkeit.

Je nach Aufenthalt und Lebensweiſe der Käfer verwandeln ſich die vorherrſchend dem Gange und Laufe dienenden, mehr ſhlanken Beine in Sc<hwimm-, Grab- oder Sprin gbeine. Erſtere ſind in allen ihren Teilen breitgedrü>t, dur<h Borſtenwimpern noh weiter verbreitert, nur in wagereter Richtung beweglich und ſien meiſt ausſ<ließli< am leßten Bruſtringe. Die Grabbeine zeichnen ſi< dur< ſ{<wache, bisweilen verkümmerte Füße, breite, am Außenrande gezähnte Schienen und kurze, di>e Schenkel aus, eine Bildung, wel<he in ihrer höhſten Entwi>elung den Vorderbeinen zukommt. Das Springen wird nux durch die Hinterbeine bewirkt, wenn ſie aus ſtark verdi>ten Schenkeln und geraden, verhältnismäßig langen Schienen beſtehen. Auf die Anzahl der Fußglieder hat man bei der Einteilung wenigſtens früher großes Gewicht gelegt und diejenigen Käfer fünfzehige (Pentamera) genannt, welche an allen Füßen fünf Glieder tragen, vierzehige (Tetramera), deren nur vier oder wenigſtens ſcheinbar vier, wenn das eine ſehr kleine unter ſeinem Nachbargliede verſte>t liegt. Die Verſchiedenzeher (Heteromera) zeichnen \i< dur< fünf Glieder an den vorderen, bei nur vier an den hinterſten Füßen aus, und die Dreizeher (Trimera) ſegen wenigſtens die Hinterfüße aus nur drei Gliedern zuſammen.

Die innige Verwachſung des Hinterleibes mit dem Bruſtkaſten geht ſo weit, daß der erſte Bauchring die Gelenkpfanne für die Hinterhüften bilden hilft, ihm folgen gewöhnli<h noh ſe<s Vauchringe nach, ihre Geſamtzahl kann jedo< auch bis vier herabſinken. Auf der Rütenſeite laſſen ſih meiſt aht Ringe unterſcheiden, welche weichhäutig ſind, ſoweit ſie ſih unter dem Schuge der Flügelde>en befinden. Außer röhrenförmiger oder ſtachelartiger Verengerung an der Spie des Hinterleibes, welche zur Ablage der Eier dient (Legröhre), finden ſi beweglihe und paarige Anhängſel dort bei Käfern nicht, und in dieſem Umſtande liegt ein ſicheres Unterſcheidungsmittel zwiſchen einem Käfer und einem Geradflügler, deſſen Flügelde>en ausnahmsweiſe in einer Naht zuſammenſtoßen (Dhrwurm).

Form und gegenſeitiges Verhältnis der drei Hauptabſchnitte des Körpers ſind ſo mannigfach, daß ſih die Geſtalt der Käfer unmöglich auf eine gemeinſame Grundform zurüdcführen läßt, denn zwiſchen der langgeſtre>t {malen Form finden ſi alle denkbaren Übergänge bis zur flahen Scheibe oder beinahe zu der Kugel. Hier treten die drei Hauptkörperteile in ihren Umriſſen ſcharf getrennt auf, dort ſchließen ſie ſih eng und feſt in ihren Grenzen aneinander. Bu>el, Hörner, Spißen, manhmal bis zu überwuchernder Größe entwi>elt und die betreffenden Teile, Kopf oder Halsſchild, faſt zur Unkenntlichfeit umgeſtaltend, bilden hier, Stacheln, Borſten, Flaumhaare oder Schuppen auf glattem oder rauhem Untergrunde dort eine drohende Bewehrung, einen prunkenden Shmu>, ein ſhlihtes Kleid. Die Farben ſind vorherrſchend trübe und eintönig, namentlich bei den