Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, page 774
694 Zweite Ordnung: Webſpinnen.
die ſogenannte Vor- oder Afterklaue; welche nur gewiſſen Spinnen fehlt. Am Grunde des durch ein kurzes Stielchen mit der vorderen Körperhälfte zuſammenhängenden Hinter[eibes befinden ſi< zwiſchen den Luftlöhern für die Lungenſäce die Geſhle<htsöffnungen, welche bei den Weibchen als Querſpalte die queren Luftlöher miteinander zu verbinden pflegen.
Unmittelbar vor dem etwas röhrenförmigen After tritt in dem wunderbaren Spinnwerkzeug die zweite Eigentümlichkeit der ganzen Ordnung auf. Jn ſehr mannigfaltig geformten, zwiſchen den Eingeweiden verſchiedenartig gelagerten Drüſen, deren es nah von Siebold fſünferlei gibt, entwi>elt ſih eine Flüſſigkeit, welche unter Zutritt der Luft zu einem zähen, tro>enen oder klebrigen Faden, wohl auch zu einer Art von Firnis erhärtet,
uz
o
tá
Kreuzſpinne (Epeira diadema): 1) Weibdhen, 2) Männen, 3) einzelnes Spinnröhrten, 4 Spinnwarzen, 5) Kiefer=z flauen und Augen, 6) aufgeſchnittener linker Kieferfühler, um den Eintritt in die Giftdrüſe zu zeigen, 7) äußere Spiße eines Fußes. 3—7 ſtark vergrößert.
in ähnlicher Weiſe wie der aus der Unterlippe der Schmetterlings8raupen heraustretende Seidenfaden. Hier kommt aber der Spinnſtoff aus zahlreichen mikroſkopiſhen Löherchen, mit denen die ſogenannten Spinnwarzen (Fig. 4) wie ein Sieb überſät ſind. Meiſt finden ſich ſechs ſolcher Warzen und zwar paarweiſe, zwei vorn, zwei hinten und die beiden lebten ſeitwärts, aber auh weniger an Zahl und verſchieden an Geſtalt vor; dur<h die Muskelkraft können ſie vor- und rü>wärts, ein- und auswärts gewendet, hervorgepreßt und eingezogen werden. Bei manchen Spinnen gibt es ein Paar mehrgliederige, wie Shwänzchen über die Leibesſpiße hinausſtehende Spinnwarzen, welche wahrſcheinlich bei der Anordnung der Fäden eine Rolle ſpielen, aber ſelbſt keine von ſih geben. Die wahren, eigentlichen, kegelförmigen oder cylindriſhen Spinnwarzen beſtehen aus einem größeren unteren, von einem Hornring umfaßten und behaarten Teile und einer etwas gewölbten Oberfläche, die wie eine Bürſte mit einer großen Menge eigentümlih geformter Spißen, den Spinnborſten oder Spinnröhren, beſeßt ſind. Dieſelben ſtehen häufig in ſih einſchließenden Ringen oder auch unregelmäßig, die größeren mehr vereinzelt, und bilden die Ausgänge für die Spinndrüſen, „das Sieb“. Wie ſie in Weite und Anordnung abwechſeln, ſo auch