Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, page 775

Äußerer und innerer Körperbau. Leben8weiſe. 695

in der Anzahl niht nur bei den verſchiedenen Spinnenarten, ſondern au<h an den verſchiedenen Warzen einer und derſelben Art. Man findet in den Büchern nah Réaumurs Berechnung, welche ſi<h auf die irrige Annahme der Gleichheit aller Warzen gründet, die Anzahl viel zu hoh angegeben. Nah Bla>kwalls3 Unterſuchungen erreicht ſie bei Kreuzſpinnen in ungefähr 1000 ihre größte Summe; Tegenaria hat nur 400, Pardosa saccata nicht volle 300, Segestria senoculata faum 100, und mande Éleinere Art noh weniger. Auch darf man niht meinen, daß bei Bereitung eines Fadens ſtets alle Spinuröhren in Thätigkeit ſind; die Spinne hat es vielmehr in ihrer Gewalt, einzelne oder mehrere derſelben wirken zu laſſen, je nahdem der Faden dieſem oder jenem Zwecke dient.

Die Chitinbede>ung des Spinnenkörpers zeigt ſehr verſchiedene Härtengrade, bei unſeren heimiſchen Arten im allgemeinen mehr Weichheit als bei manchen ausländiſchen, unter welchen ſehr hartſhalige vorkommen; immer aber ſind die Rückenplatte und das Bruſtbein nä<hſt den Klauen das Feſteſte am ganzen Körper. Ein dünnes oder dichtes Kleid längerer und borſtiger oder kürzerer, ſamtartiger Haare, bisweilen auh Stacheln, bede>en die Oberflähe und tragen oft niht wenig zum abſchreenden Ausſehen der Spinne bei. Die durhſchnittlih düſteren, jedoh auh niht ſelten lihteren und bunten Farben und Zeichnungen eignen ſi<h wenig zu Unterſcheidungsmerkmalen, weil ſie bei einer und derſelben Art, beſonders je nah dem Alter, ſehr unbeſtändig auftreten.

Was den inneren Bau anlangt, ſo ſei nur in der Kürze no< folgendes benierkt. Über dem Sthlunde liegt das aus zwei Nervenknoten verſhmolzene Hauptganglion, welches Fäden nah den Augen und Kieferfühlern entſendet. Das Bauchmark beſteht aus vier Knoten, welche die übrigen Gliedmaßen verſorgen und zwei größere Fäden nah dem Hinterleib abgeben, die ſi< um Eingeweide, Geſchlechtsteile und Atemwerkzeuge ausbreiten. Dieſe letzteren geſtalten ſi< mannigfaltiger als man urſprünglih annahm, und bei den verſchiedenen Arten immer wieder anders, ſo daß eine Einteilung in Lungenſpinnen und Tracheenſpinnen, wie ſie Latreille anfangs vorſhlug, unhaltbar geworden iſt. Jn den meiſten Fällen finden ſi< neben den Lungen auh noh Luftröhren, weshalb man geneigt iſt, jene als beſondere Umgeſtaltungen dieſer anzuſehen und mit dem Namen der „Fäertraheen“ zu bezeihnen. Dieſelben öffnen ſi< vorn am Bauche in zwei ſhrägen Schlitzen, deren Vorderrand wulſtig verdi>t iſt. Beide Fächertracheen ſind dur< ein Band verbunden, an welches ſi< Muskeln anſeßen. Die Buſchſpinnen haben noh ein zweites Lungenpaar, deren Ausgänge hinter dem erſten Paare liegen, während bei allen übrigen Spinnen außer dem erſten Paare no< Luftröhren vorkommen, welche entweder ohne Veräſtelungen bis in die äußerſten Enden des Körpers, in die Beine, Kiefer, Taſter, Muskeln büſchelartig einlaufen, oder baumartig veräſtelt bei den Thomiſiden, und ſi< in zwei getrennten Luftlöchern, häufiger jedo< in einer gemeinſamen Querſpalte, vor den Spinnwarzen nach außen öffnen.

Als von Kerfen jeglicher Art lebende Raubtiere können die Spinnen ſo wenig wie andere Räuber geſellig verkehren, ſondern müſſen ſih vereinzeln und unter Umſtänden einander bekriegen. Livingſtone fand zwar in Südafrika eine Art in zahlreicher Geſell- ſchaft und ihre Neſter in ſo bedeutender Menge beiſammen, daß das Geſpinſt einen Baumſtamm, oder die Zweige einer He>e vollkommen unſihtbar machte. Auch Darwin erzählt von einer großen, ſhwarzen Kreuzſpinne mit rubinroten Fle>en auf dem Rücken, welche in bedeutender Anzahl nahe bei Santa Fé Bajada in den La Plata-Staaten geſellig lebe, indem ſie, wie alle Kreuzſpinnen, ihr Neſt ſenkrecht baue, in einer Entfernung von etwa 63 cm eine zweite das ihrige 2c., aber alle dasſelbe an gewiſſe gemeinſame Fäden von großer Länge anlegen. Auf dieſe Weiſe fand Darwin die Spigzen einiger großen Gebüſche von ihren vereinigten Neßen umgeben und konnte dabei ſeine Verwunderung über