Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Laufkäfer. Ufer-Raſchkäfer. 37

inſeln. Die nahe verwandte Gattung Pogonostoma lebt in ciner Anzahl von Arten in den Wäldern Madagaskars, wo ſie in Shraubenwindungen auf ihren langen Beinen an glatten Baumſtämmen ungemein ſchnell umherlaufen, aber höchſt ſelten Gebrauch von ihren Flügeln machen.

Die Laufkäfer (Carabidae) ſtehen in jeder Beziehung und vor allem durch die Taſterform der äußeren Unterkieferlade den Sandkäfern ſo nahe, daß ſie mit ihnen zu einer Familie vereinigt wären, wenn ihnen niht der bewegliche Zahn an der Spibe der Fnnenlade fehlte. Das tief ausgeſchnittene Kinn, im Ausſ\chnitte verſchiedenartig gezahnt, die Bildung der niht immer ſo ſchlanken Beine, an denen die männlichen Vorderfüße in 3—4 Gliedern ſi erweitern, und die allgemeine Körpergeſtalt wiederholt ſih ſomit au<h hier. Die Kinnbaten ſind aber nie von der Länge, wie dort, nie mit ſpizen Zähnen längs der ganzen Fnnenſeite bewehrt; die Flügelde>en reichen meiſt bis zu der Hinterleibſpize, kommen jedoh au< abgeſtußt vor, umfaſſen ſeitli<h den Körper und ſind entweder glatt oder vorherrſchend einfach geſtreift, punktreihig geſtreift, gerippt in den mannigfa<ſten Abänderungen, nicht ſelten fehlen die Flügel unter ihnen oder ver\{hwinden wenigſtens bis auf unſcheinbare Läppchen, und auch da, wo ſie vollkommen entwi>elt ſind, werden ſie höchſtens in der Nachtzeit zum Fluge gebraut. Der Hinterleib beſteht vorherrſchend bei beiden Geſchlechtern aus ſe<s Ringen, deren drei vorderſte gleichfalls verwachſen ſind. Die den Sandkäfern eignen bunten Farben kommen zwar au snahmsweiſe auh hier vor, doh verleiht Einfarbigkeit in Shwarz, Grün, Kupferrot, Bronzebraun den meiſten Familiengliedern ein ungemein eintöniges Anſehen. Das Sonnenlicht fliehen die Laufkäfer viel mehr, als daß ſie es aufſuchen, deshalb halten ſie ſih bei Tage am liebſten unter Steinen, Erdſchollen, in faulem Holze 2c. verborgen und ſind nächtliche Käfer, welche vom Fleiſche anderer Tiere leben.

Die Larven kennt man leider von nur wenigen Arten. Sie zeihnen ſi<h dur< einen geſtre>ten, auf dem Rücken mehr oder weniger mit Chitinſchildern bede>ten, in zwei (meiſt harte, ungegliederte) Anhänge auslaufenden Körper mit ſehs zweiklauigen Bruſtfüßen und vorgeſtre>tem Kopfe aus. Die Kinnbaten dienen meiſt nur zum Feſthalten und Verwunden der Beute, niht zum Zerbeißen derſelben, die Mundöffnung dagegen zum Ausſaugen.

Die ungefähr 9000 bekannten Laufkäferarten verteilen ſi<h auf 613 Gattungen und bewohnen die ganze Erde, ſcheinen in den gemäßigten und kalten Teilen derſelben das Übergewicht über die dort überhaupt lebenden Käfer zu haben, dringen bis in die kälteſten Gegenden und auf die höchſten Berge vor und werden ſtellenweiſe zu Charakterkerfen; ſo fommen namentlich gewiſſe unter ihnen ausſ<hließli< im Gebirge, niemals in der Ebene vor, und umgekehrt, andere wieder aus\<ließli< in heißen Erdſtrichen.

Der Ufer-Raſchkäfer (Elaphrus riparius) ſamt ſeinen 25 Gattungsgenoſſen erinnert in mancher Beziehung an die Sandkäfer, namentlih dur die mehr als bei allen anderen Lauffäferarten vorquellenden Augen und durch die Form des ganzen, allerdings ſtets fleineren Körpers, wie ein Verglei der betreffenden Abbildung ergibt. Auch hinſichtlich des Betragens könnte man den Käfer als Übergangsglied zwiſchen Sand- und Lauſfkäfern betraten. Ex liebt nämlih den Sonnenſchein, indem er während desſelben mit außerordentlicher Schnelligkeit umherläuft, jedo<h niht an tro>enen Stellen, ſondern auf ſ{hlammigen Rändern der Gewäſſer, auf dem Boden der im Austro>nen begriffenen Waſſerlachen, auf feuchten Wieſen, wo ſpärliher Graswuchs ſproßt. Auch entzieht er ſih Verfolgungen