Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Goldgrüner Laufkäfer. Gebirgs-Goldhenne. Puppenräuber. 41

den Käfer, welcher weiß ausſah, aber nah Zeit von 24 Stunden ſeine Ausfärbung und volle Härte erlangt hatte. Die Larve hat auf der Stirn einen ſpißen Hö>er, zwei ſtumpfe Vorſprünge am ausgerandeten Kopfſchilde und hinten zwei Dornenſpißen von der Länge des Endagliedes und dur zwei Nebendornen dreizakig von Geſtalt.

Der Puppenräuber, Bandit, Mordkäfer (Calos0ma sycophanta; Fig. 2, S. 40) ſteht in ſehr nahen verwandtſchaftlichen Beziehungen zu den eben beſprochenen Caraben, und ſeine mehrfachen deutſhen Benennungen deuten auf eine gewiſſe Popularität, deren er ſi zu exfreuen hat. Die Gattung „Schönleib“, wie man Calosoma überſeßen müßte, unterſcheidet ſi< von Carabus durch das auffällig verkürzte zweite Fühlerglied, durch das querſtehende, ſeitli<h ſtark gerundete Halsſcild, die breiten, nahezu quadratiſchen Flügelde>en und dur< meiſt vollkommen ausgebildete Flügel. Der Puppenräuber und die übrigen über die ganze Erde ausgebreiteten Gattungsgenoſſen (beiläufig 79 an Zahl) halten ſi allerdings au< an der Erde auf, vorherrſchend jedo< an Baumſtämmen. Hier ſteigen ſie auf und ab und ſpähen nah Raupen und Puppen von Schmetterlingen und nah den Larven anderer freilebender Kerfe, welche ſie mit großer Gier verzehren, weshalb die Bezeihnung „Kletterlaufkäfer“ für die Gattung vollkommen gerechtfertigt erſcheinen dürſte.

Unſere Art iſt ſtahlblau, an den regelmäßig geſtreiften, mit zuſammen ſe<s Punktreihen verſehenen Flügelde>en grünlich oder rötlich goldglänzend, während die Mundteile, die Fühler mit Ausnahme ihrer bleiheren Spiße und die kräftigen Beine rabenſhwarz glänzen. An letteren erweitern ſi< beim Männchen zwar vier Vorderfußglieder, aber nur ihrer drei bekleiden ſih mit Filzſohle. Man findet den Käfer vorherrſchend in Kiefernwaldungen und beſonders zahlreih in Raupenjahren;, er iſt alſo dazu berufen, das geſtörte Gleichgewicht wiederherſtellen zu helfen. Man hakt in einem ſolchen Falle beobachtet, wie ein und derſelbe Käfer wohl 10—15mal einen Baum beſtieg, ſih mit einer Raupe der Forleule hinabſtürzte, dieſe würgte und dann ſein Werk von neuem begann. In offenem Kampfe, ohne Hinterliſt und ohne Furcht geht der Puppenräuber auf ſeine Beute los. Die große, etwas behaarte Kiefernraupe ſchlägt, wenn ſie angegriffen wird, mit dem freien Körperteile heftig um ſih; er aber läßt niht los und ſtürzt mit ihr vom Baume. Auf der Erde angelangt, wird die Balgerei fortgeſeßt, er unſanft umhergeſhleudert, aber alles umſonſt für das auserwählte Schlachtopfer; geſ<hwächt und

“ermüdet, muß ſi die Raupe zuleßt in ihr Schickſal exgeben. Der mühſam errungenen Beute froh, ſetzt ſi der Sieger vor ihr zurecht, die vorderen Klauen in ſie, die hinteren in den Erdboden einſ<hlagend, und verarbeitet mittels der kräftigen Kinnba>en und der übrigen Mundteile das Fleiſh zu einem Brei, den er verſhlu>t. Sollte ihm bei ſeinem Mahle ein Ruheſtörer zu nahe kommen, ſo ſtrampelt er mit ſeinen Hinterbeinen abwehrend oder beißt auh um ſich, bis ex den Zudringlichen verjagt hat. Dergleichen Beobachtungen laſſen ſich, wie bereits erwähnt, nux anſtellen, wenn die genannten Raupen oder die der Nonne und des Prozeſſionsſpinners für den Forſt verderblih auftreten; ſind dieſelben ver\{<wunden, ſo kommt der Puppenräuber ſo vereinzelt vor, daß Jahre hingehen können, ehe man au nur einen im Freien zu Geſicht bekommt. Seine Entwi>kelung aus der Puppe erfolgt im Spätſommer oder Herbſte, die Paarung nah der Überwinterung

Die Larve unterſcheidet ſi< in ihrem Baue in nichts von den bekannten CarabusLarven, weil man ſie aber in der Regel wohlgenährt antrifft, ſo ſtellt ſie ſih weniger walzenförmig als von der di>en Mitte nah beiden Enden hin verſhmälert dar; auh ſcheinen die Chitinſchilder den Nü>en nicht vollſtändig zu de>en, denn ſie laſſen die angeſpannten, lichten Verbindungshäute zwiſchen ſih erkennen, wogegen bei einer mageren Larve jene