Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

42 Erſte Ordnung: Käfer; zweite Familie: Laufkäfer.

ſich vollkommen aneinander ſ<hließen. Die Dornen am legten Leibesgliede ſind hakig nah oben umgebogen und an ihrer Wurzel mit einem Zahne bewehrt. Gleich dem Käfer klettert auch die Larve gewandt und in gleicher Abſicht, ſaugt aber ihre Beute aus. Jn den Neſtern der Prozeſſionsraupen richtet ſie manchmal arge Verwüſtungen an, und ſind ihrer mehrere in einem ſolhen vorhanden, ſo iſt diejenige, welche am lüſternſten war und ſich faſt bis gur Unbeweglichkeit voll fraß, nicht ſicher, die Beute einer ihrer noh beweglicheren Schweſtern zu werden. Wenn ſie zur Verpuppung reif iſt, gräbt ſie ſih flach unter der Erde ein Lager, in welchem ſie nur wenige Wochen Puppenruhe hält.

Der kleine Kletter-Laufkäfer (Calosoma inquisitor) fommt nur in Laubwäldern des nördlichen und mittleren Europa vor und beſucht nicht alte Bäume, wie der Puppenräuber, ſondern Stangenholz von Eichen, Buchen und Hainbuchen, alſo ſolche Stämme, welche ſi< dur< einen Stoß mit dem Ballen der Hand noch erſchüttern laſſen. Zh habe ihn von Eichenſtangen im Frühlinge beſonders dann zahlreich herabgeklopft,/ wenn jene von vielen Spannraupen bewohnt waren. Es gewährte immer ein ergögliches Schauſpiel, wenn beim Anprällen an einen ſolchen Stamm drei und mehr Kletterlauffäfer auf das dürre Laub fielen, ſi< mit kniſterndem Geräuſche auf das ſ{<leunigſte unter dasſelbe verkrochen und gleichzeitig von allen Äſten Raupen wie Erhängtie an ihren Fäden baumelten. Fſſtt die Gefahr vorüber, ſo bäumen die Kletterer wieder auf, mögen indes manchmal auf ihrem Marſche am Boden dur einen fetten Biſſen für das erlittene Ungemach reihli< entſ<hädigt werden. Der kleine Kletterlaufkäfer iſt 20 (15) mm lang, auf den gerieſten Flügelde>en wie der vorige mit je drei Reihen tieferer Punkteindrüce verſehen und von Farbe oben bronzebraun mit einem Stich in grün, ſeltener in blau, unterwärts und an den Außenrändern der Flügelde>en lebhafter metalliſh grün.

Wenn bei allen bisher beſprochenen Laufkäfern. die Vorderſchiene ohne weitere Auszeihnung bis nah der Spige verläuft, ſo hat ſie bei den nachfolgenden an der JFnnenſeite einen ſtärkeren oder ſhwächeren Ausſchnitt, hinter welchem der eine der beiden Enddornen ſteht. Das Heer der in eben bezeichneter Weiſe Gekennzeichneten iſ gegen jene bedeutend überwiegend, und ihm gehören alle die mittelgroßen ſ<hwarzen, grünen oder bronzebraunen Laufkäfer an, welche, obſchon Nachtſchwärmer, wegen ihrer großen Menge auf den Wegen auch bei Tage angetroffen werden, die einen geſchäftig umherlaufend, um ein paſſendes Verſte> zu finden, die anderen von den Füßen der ihrer niht ahtenden Wanderer zertreten. Nur auf wenige Arten aufmerkſam zu machen, ſei no< vergönnt.

Ein eiförmiger, hinten wenig verengerter Kopf, kräftige, fadenförmige Fühler, ein herzförmiges, an ſeiner hinteren Partie gleichläufiges Hals\cild, hinten breit abgeſtußte Flügeldeen, deren Außene>e ſich jedoh rundet, und ein unterſeßter, wenig niedergedrü>ter Körper mit aht ſichtbaren Hinterleibsringen beim Männchen, ſieben beim anderen Geſchlecht vereinigt eine große Anzahl ſehr ähnli ausſehender Laufkäfer, die auch in ihren Sitten mehrfah Übereinſtimmendes haben. Vor allem leben ſie geſellig unter Steinen oder zwiſchen Vaummwuxzeln und beſißen vorherrſchend das Vermögen, zu ihrer Verteidigung einen übelriehenden Dunſt mit Geräuſch aus der Hintexleibsſpiße zu entlaſſen, weshalb man ihnen den deutſchen Namen Bombardierkäfer (Brachinus) beigelegt hat. Recht deutlich kann man dieſes Schießen beobachten und das damit verbundene eigentümliche Geräuſch vernehmen, wenn man einen ſolchen Käfer nah Sitte der Sammler in ein Fläſchchen mit Weingeiſt wirft. Ein ziemlich lautes Ziſchen erfolgt einige Male hintereinander, bis der zum Tode Verurteilte ſein Pulver verſchoſſen hat und ermattet die Waffen ſtre>t. Dieſe intereſſanten Käfer kommen in allen Ländern, mit Ausnahme von Auſtralien, vor, in den wärmeren Gegenden zahlreicher an Arten als weiter nah Norden hin, und zwar nehmen ſie