Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Nieſen-Fingerkäfer. Getreide-Laufſkäfer. 5

ſtark gewölbten und vorn gleich breiten Flügelde>en bringen die gedrungene, weniger zierliche Körperform hervor, dur< welche ſih die Gattung Zabrus fenntli<h macht. Beim Männchen ſind die drei erſten Verderfußglieder dur ſtarke Erweiterung herzförmig und die Flügelde>en in der Regel glänzender als beim Weibchen. Die bekannten Arten, 61 an Zahl, bewohnen vorherrſchend die Mittelmeerländer mit Einſchluß der Azoren, einige wenige das mittlere Europa, und nur eine Art erſtre>t ſi< von Portugal bis nach Preußen und von Cypern bis nah Schweden, hat mithin die örtlich weiteſte Verbreitung.

Dieſe eine Art iſt der Getreide-Laufkäfer (Zabrus gibbus), der dur ſein maſſenhaftes Auftreten in einzelnen Gegenden eine gewiſſe Berühmtheit, aber kfeineswegs im guten Sinne, erhalten hat. Es war im Jahre 1812, als im Mansfelder Seekreiſe der Provinz Sachſen die Larve an den Winterſaaten und ſpäter an der jungen Gerſte bedeutenden Schaden anrichtete, und zwar ſo unerwartet, ſo vereinzelt und ſo vollſtändig der Natur der übrigen Laufkäfer widerſprehend, daß die Gelehrten die von Germar bekannt gegebene Thatſache, als auf irgend wel<hem Jrrtume beruhend, in Zweifel zu ziehen begannen. Seit den dreißiger Fahren hat ſich das unliebſame Erſcheinen des Getreide-Laufkäfers öfter wiederholt in den verſchiedenſten Teilen der Provinz Sachſen, am Rhein, in der heutigen Provinz Hannover, in Böhmen und anderwärts. Je öfter und je allſeitiger die Aufmerkſamkeit auf dieſen Getreidefeind gelenkt worden iſt, deſto beſtimmter hat man ſi< von der Schädlichkeit niht nur der Larven, ſondern auh des Käfers ſelb, wenn beide in größeren Mengen auſtreten, überzeugt. Leßterer iſt ſeiner Geſtalt und Größe nah aus unſerer Abbildung, ſeinen übrigen Merkmalen nah aus den bereits angegebenen Gattungscharakteren gekennzeihnet; ergänzend ſei nur noch hinzugefügt, daß er oben ſhwarz oder ſhwarzbraun, an der platten Unterſeite und an den Beinen heller, pe<hbraun gefärbt, das Halsſchild am Grunde dicht und fein punktiert und an den Hintere>en re<twinkelig iſt, daß die Flügelde>en tief geſtreift und in den Streifen punktiert und die Flügel vollkommen entwid>elt ſind, wel Leßteres niht von allen Arten gilt. Der Getreide-Lauffäfer bewohnt zu der Zeit, in welcher die NRoggen-, Weizen- und Gerſtenkörner no< im Milchſafte ſtehen, die betreffenden Felder oder deren Nachbarſchaft und war in der Sommerzeit ſeiner Puppe entſhlüpft. Wie die meiſten ſeiner Verwandten kommt er am Tage wenig zum Vorſchein, ſondern ruht unter Steinen, unter Erdſchollen und in ähnlichen Verſte>en. Sobald die Sonne am abendlichen Himmel verſhwunden iſt (von 81/2 Uhr an), verläßt er ſeinen Hinterhalt, klettert an einem Halme der genannten Getreidearten bis zu der Ähre in die Höhe, und findet er die Körner noch weih, ſo ſett er ſi feſt, ſchiebt mit den Vorderbeinen die Spelzen beiſeite und benagt von obenher das Korn. Bei dieſer Beſchäftigung entwickelt er einen ſo großen Eifer, daß weder ein Luftzug, no< ſonſt eine unerwartete Erſchütterung ihn von ſeinem Weideplabe herabzuwerfen vermag. Man findet meiſt die Ähren von unten nach oben befreſſen und zerzauſt, in dieſer mehr, in einer anderen weniger Körner benagt. H. Breiter berichtet (1869) über ein Roggenfeld in der Grafſchaſt Bentheim, das zur Fraßzeit von abends 81/2 bis morgens 7 Uhr von obenher ſhwarz ausgeſehen habe, indem auch nicht eine Ähre frei von dieſem Freſſex geweſen ſei. An dergleichen Orten finden ſi<h nun auh die Geſhle<hter zuſammen und paaren ſih. Das befruchtete Weibchen legt alsbald ſeine Eier haufenweiſe, ohne Zweifel flah unter die Erde an Gräſer, welche auf den Ä>ern und auf den Feldrainen wachſen. Denn daß gemeine Gräſer dieſem Kerf zur Nahrung

Getreide-Laufkäfer mit Larve (Zabrus gibbus). Natürl. Größe.