Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

46 Erſte Ordnung: Käfer; zweite Familie: Laufkäfer.

dienen, dürſte aus den Beobachtungen hervorgehen, welche man in Mähren, Böhmen und Ungarn gemacht hat, wo immer ſolche Felder am meiſten zu leiden hatten, welche früher Wieſe oder Weide geweſen waren, oder ſolche die an Wieſen angrenzten.

Die Larve läßt nicht lange auf ſi< warten, ernährt ſi< von den zarten Keimen und Herzblättchen der Gräſer und iſt zu wiederholten Malen bereits im Herbſte, mehr no< na< der Überwinterung im Frühjahre als Zerſtörerin der Winterſaaten angetroffen worden. Sie kann nicht leiht mit einer anderen Larve verwe<ſelt werden, welche ſi< unter ähnlichen Verhältniſſen auf den Ä>ern findet, und trägt vollſtändig, wie unſere Abbildung auch zeigt, den Charakter aller Laufkäferlarven an ſi<h. Der von oben etwas gehöhlte Kopf iſt länger als breit und wenig ſchmäler als der Halsring, trägt in eine ſcharfe Spive auslaufende, in der Mitte mit ſtumpfem Zahne bewehrte Kinnba>en, hinter deren Wurzel viergliederige Fühler und ſe<s Augen in zwei ſenkre<ten Reihen jederſeits. Den Nücken ſämtlicher Körperringe de>en Chitinplatten, deren vorderſte größer und braun, die weiter folgenden kleiner und mehr rot ſind, alle aber von einer lichten Längsfurche durchzogen werden. Außer dieſen Hauptſchildern haben die fußloſen Hinterleibsringe noch eine Menge kleinerer Hornfle><hen, wel<he am Bauche zierliche Zeichnungen hervorbringen. Das ſtumpf zugeſpigzte Leibesende läuft in zwei zweigliederige kurze Fleiſh]ſpißchen aus, an Denen, wie am ganzen Körper, beſonders aber am Kopfe, kurze Borſtenhärchen zerſtreut wahrgenommen werden. Erwachſen mißt die Larve durhſchnittlih 28 mm. Bei Tage hält ſie ſih 150 mm und tiefer in einer ſelbſtgegrabenen Erdröhre auf und kommt nur abends und nachts zum Fraße hervor. Die Fraßweiſe und die ſonſtigen Gewohnheiten der Larve bieten allerlei Eigentümlichkeiten dar. Was bereits von anderen Laufkäferlarven bemerkt worden iſt, gilt auch von dieſer: ſie zerkleinert die Blätthen der Winterſaaten niht, um ſie zu verſ{<lu>en, ſondern zerkaut dieſelben, um den Saft aus dem hierdur< erhaltenen Breie zu ſaugen; darum verwandelt ſie die im Herbſte noch zarten Pflänzchen vollkommen, im Frühjahre nach der Beſto>kung derſelben wenigſtens einzelne Triebe in Knäuel, welche vertro>knen und als dürre Pfröpfchen den Boden bede>en. Der Regenwurm bringt ſehr ähnliche Erſcheinungen hervor. Auf dieſe Weiſe verſhwinden vox Winters die Saaten vollſtändig, nah der Überwinterung teilweiſe und zwar von den Feldrändern her oder im Fnneren plaßweiſe.

Dieſe Verbreitungs8weiſe der Beſchädigungen weiſt auf die Geſelligkeit der Larven, alſo auch auf das klumpenweiſe Ablegen der Eier hin und läßt bei gehöriger Aufmerkſamkeit den Herd erkennen, von welchem aus eine Weiterverbreitung erfolgt iſt. Wenn ſchon ein Anbli> der Art, wie er eben geſchildert wurde, auf die Gegenwart des Zerſtörers \{ließen läßt, ſo gehört immer noch ein Kunſtgriff und eine gewiſſe Übung dazu, ſeiner ſelbſt habhaft zu werden. Ev ſißt, wie bereits erwähnt, bei Tage in ſeiner Nöhre, welche mit ſeinem Wachstum tieſer gearbeitet wird und, wenn auh etwas gekrümmt, doh in der Hauptrichtung ſenkrecht in die Erde führt. Sowie die Larve das Herannahen einer Gefahr, wie eine durch kräftige Tritte hervorgerufene Erſhütterung der Erde, verſpürt, ahmt ſie dem Maulwurfe nach: ſie läßt ſich bis auf den Boden ihrer Wohnung hinabfallen. Wollte man ſie jeßt ausgraben, ſo könnte man manchen Spatenſtich thun und möglicherweiſe alle umſonſt, da ſie, an die Oberfläche gelangt, aber von loſer Erde bede>t, ſ{hnell und unbemerkt das Weite ſuchen würde. Um ſich ihrer zu vergewiſſern, hat man vorſichtig gegen Abend den Eingang in die Nöhre und deren Nichtung zu ermitteln — die tro>enen Pfröpfchen, welche jenem nicht ſelten aufſiben, weiſen darauf hin —, mit einêm raſch die Röhre \{hneidenden, ſchräg geführten Spatenſtihe die Erde auszuwerfen und wird dann meiſt in dem ausgeworfenen oberen Röhrenteile die hier ſih aufhaltende Larve bloßgelegt, ſie jedenfalls verhindert haben, in die Tiefe hinabzugleiten. Es iſt noh nicht gelungen, durch künſtliche Zucht