Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

Schwimmkäfexr. ' 47

die Lebensdauer der Larve zu ermitteln. Die gefangenen Larven freſſen ſih gegenſeitig an und auf, ſobald das gebotene Getreide nicht die hinreichende Nahrung liefert. Der Umſtand, daß die gleichzeitig lebenden Larven verſchiedene Größe haben, und daß andere unter ähnlichen Verhältniſſen vorkommende Käferlarven zu ihrer Entwickelung mehrere Fahre bedürfen, veranlaßte mich früher, auch von dieſer Art eine mehrjährige Brut anzunehmen; ih bin aber neuerdings nah verſchiedenſeitigen Beobachtungen zu einer anderen Anſicht gelangt. Die Nachkommen der ungefähr Mitte Juni geborenen Käfer überwintern in verſchiedener Größe, fommen nach der Überwinterung um die Mitte des Mai zu der Verpuppung und werden ſpäteſtens 4 Wochen nahher zu Käfern, ſo daß mithin nur von einjähriger Brut die Nede ſein fann. Es mögen auch hier, wie dies ſchon von anderen Laufkäfern bemerkt wurde, niht immer die Zeiten pünktlich innegehalten werden; denn ſonſt ließe ſih niht erklären, wo im erſten Frühjahre die Käfer herkommen, die ih ſehr vereinzelt angetroffen habe. Es braut wohl nicht erſt erwähnt zu werden, ſondern erſcheint ſelbſtverſtändlih, daß die Verpuppung im Grunde der etwas erweiterten Röhre erfolgt.

Wo nach den Berichten ganze Roggenfelder dur< die freſſenden Käfer ein ſ{<warzes Anſehen bekommen oder die Larven ſo dicht beiſammen freſſen, daß man mit jedem Spatenſtihe 15—30 Stü derſelben zu Tage fördert, wie 1869 im Kreiſe Minden, da liegt es ſicher im Jntereſſe der Feldbeſißer, dieſen Zerſtörern möglichſte Schranken zu ſeßen und ſih ihrer zu erwehren. .

Nachdem das Betragen der Laufkäfer im allgemeinen geſchildert, der weſentlichſten Abweichungen davon bei einzelnen Sippen gedacht und die Grundform ihres Körperbauecs dur< mehrere Abbildungen verſinnliht worden iſt, ſo würde ein weiteres Eingehen auf dieſe Familie nur ermüden. Wer zahlreiche Arten aus der nächſten Verwandtſchaft des Getreidelauffäfers, der von allen jedo< der am ſtärkſten gewölbte iſt, bei einander zu ſehen wünſcht, dem können wir nur raten, ſie in der Zeit vom Oktober bis zum Beginn des nächſten Frühjahres in ihrem Winterlager aufzuſuchen. Hierzu ſind keine beſonderen Kunſtgriffe und keine praftiſhen Erfahrungen nötig, ſondern es reiht aus, einen und den anderen größeren Stein auf einem beliebigen Feldwege zu lüften und die von ihm bede>t geweſene Bodenfläche anzuſchauen. Da zeigt ſich ein Bild, verſchieden je nah der Örtlichkeit und nach der Jahreszeit, immer jedoch geeignet, einen Blik in das geheime Getriebe der Kerfwelt zu thun, im Winter ſtarr und regungslos, je näher dem Frühlinge voller Leben und Angſt verratender Beweglichkeit. Unter dem mancherlei Geziefer haben aber die Läufer ſicherlih das Übergewicht. i

Der ſinnige Spaziergänger, welcher Gefallen an der ſ{<hönen Natur findet und auch das Kleine und Unbedeutende bemerkt, welches ſih ſeinen Blicken darbietet, bekommt dieſen und jenen Laufkäfer zu ſehen, mit den im Waſſex lebenden Kerfen hat es freilih eine andere Bewandtnis. Um dieſe zu beobachten, muß man mehr Muße und Fntereſſe haben als. ein gewöhnlicher Spaziergänger; man muß an Tümpeln, Lachen, Gräben mit ſtehendem Waſſer ſi< umhertummeln und aufmerkſam ausſhauen. Da gibt es allerlei wunderbare Dinge zu ſehen und viel zu berichten für den, welcher ſih einigermaßen kümmert um das Geſchmeiß, das hier zeitweilig oder für immer lebt, um zu freſſen und gefreſſen zu werden. Denn nimmt das Morden unter dergleichen Geſindel in der Luft und auf dex weiten Erdoberfläche kein Ende, ſo gehört es zum faſt ausſ<ließli<hen Handwerke derer, welche das Geſchi in ein Waſſerloch einſperrte, wo ſo leiht kein Entkommen iſt und der Schwächere dem Stärkeren immer unterliegen muß. Könnten wir durch die Berichte, die ſih auf die Sc<hwimmkäfer beziehen, unſere Leſer für einen nux kleinen Teil jener Waſſerbewohner