Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

60 Krebſe. Fünfte Ordn.: Aſſeln; Familien: Shwimm-, Fiſhs-, Garneel-, Krabbenaſſeln.

Beſonders häufig iſt dieſe Aſſelgruppe au< im Meere, und zu ihr gehört die früher erwähnte, unter Umſtänden ſchädlih werdende Bohraſſel. Teilweiſe erreichen die Aſſeln der Tiefſee bedeutende Größen und erſcheinen bisweilen durch die Entwi>elung ſtachelartiger Anhänge von re<ht phantaſtiſcher Geſtalt.

Die folgenden Familien kann man als Shwimmaſſeln (Sphaeromatidae) zuſammenfaſſen, indem die platten hinteren Afterſußpaare mit dem Endgliede des Körpers eine Floſſe bilden. Unter ihnen ſind allverbreitete, an den Küſten beſonders der wärmeren Meere in unzählbaren Mengen vorkommende Tiere die Kugelaſfeln (Sphaeroma). Die Kugelaſſel der europäiſchen Küſten (Sphaeroma serratum) findet ſi< überall an ſteinigen Ufern auf der Waſſergrenze. Sie lebt geſellig unter den Steinen und rollt ſich bei der Berührung ein. Sie gewöhnt ſi<h au< an das bra>ige Waſſer, und ih habe ſie bei dem Übergang der Kerka in die allmählih zum Meere werdende Bucht bei Sebenico in Dalmatien in einem kaum einen ſalzigen Beigeſhma> zeigenden Waſſer angetroffen. Auch unter den blinden Bewohnern der Gewäſſer in den Krainer Höhlen befindet ſih eine Kugelaſſel (Monolistra caeca).

Kugelaſſel (Sphaeroma). Vergrößert.

Die nächſte Familie, die der Fiſchaſſeln (Cymothoidae), hat zum Teil zu Saugapparaten umgeſtaltete Freßwerkzeuge und lebt im leßteren Falle immer paraſitiſ<h auf Fiſchen. Die anderen ſ{hwimmen teilweiſe frei umher, und die ſeltſame, flahgedrüd>te, breite Gattung Serolis wühlt ſi in den Sand antaxrktiſher Küſten in größeren Geſellſchaften ein und iſt dur< den Beſiß zu Stacheln entwi>elter uns aufrihtbarer Baſalglieder des lezten Bauchfußpaares gegen die Angriffe hungriger Seevögel geſhütt. Die Fiſchaſſeln ſind teilweiſe Zwitter, beſizen aber die männlichen und weiblihen Geſchlehtsorgane niht etwa zugleich, ſondern in zeitliher Trennung. Erſt ſind ſie Männchen, begatten als ſolche die au<h vorhandenen Weibchen, welche früher Männchen waren, häuten ſich, erhalten auf Koſten ihrer Hoden Cierſtöfe und werden nun ſelbſt begattungsfähig.

ap E E Eine bei den angeführten Familien der Aſſeln niht gut Männgen der Praniza. Etwas ſyſtematiſh unterzubringende, aber in ihre Nähe gehörige

ES Gattung, Praniza (ſiche nebenſtehende Abbildung und S. 61), gleiht dur< die Verſhmelzung der Bruſtringe mit dem Kopfe und in ihrem ganzen Ausjehen den Zehnfüßern, hat aber unter anderem die ſizenden Augen der Aſſeln und mag uns dazu dienen, die Beiſpiele der unglaublichen Variabilität des Krebstypus zu vermehren. Während ſeiner Jugendperiode, wo das Tier einen kleinen Kopf, große Augen und einen Saugrüſſel beſißt, lebt es paraſitiſh auf verſchiedenen Seefiſchen. Jn dieſem Zuſtande verharrt das Weibchen, über welches ſih das Männchen dur einen koloſſalen viere>igen Kopf und mächtige Oberkiefer erhebt. Das Ausſehen des Männghens iſt ſo verſchieden von dem des Weibchens, daß jenes bis in die neuere Zeit als eine beſondere Gattung, Ancenus, betrachtet wurde.