Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Kugelaſſeln. Praniza. 61

Das Schmaroßertum hat auh aus Aſſeln ſehr wunderbare Geſtalten gezüchtet, welche Mitglieder ihrer wenn auh etwas weiteren Verwandtſchaft heimſuchen. Das ſind die Familien der Garneelaſſeln (Bopyridae) und der Krabbenaſſeln (Œntoniscidae), welhe ſehr merk: würdige Konſequenzen ihrer bequemen Lebensweiſe zu tragen haben.

Die Garneelaſſeln ſind in voller Ausbildung nach den Geſchlechtern außerordentlih verſchieden. Die Männchen ſind weit höher organiſiert, zeigen in dem Behalten der Augen, der Gliederung des Körpers und der Beſchaffenheit der Segmentalanhänge no< deutlih den Aſſeltypus, ſind allerdings weit kleiner als die Weibchen, dabei langgeſtre>t und ſymmetriſch. Fhre viel größeren, breit gedrückten Gefährtinnen gleichen ihnen in der Jugend im Habitus einigermaßen, erſcheinen erwachſen aber ganz anders. Zunächſt büßen ſie den ſymmetriſhen Bau ihres Körpers ein, indem i ſich derſelbe nah re<hts oder links krümmt, wodurch die Weibchen der Praniza. Etwas Ninge des Bruſtſtü>kes und der aus ſehs verwachſenen Seg- AES menten beſtehende Hinterleib an der konkaven Seite viel {hmäler als an der konvexen ſind. Die Verſchiedenheit der Krümmungsrichtung wird aber durch die Stelle bedingt, an welcher ſie auf ihren Wirten ſi< befinden. Dieſe Stellen ſind mit ganz wenig Ausnahmen Die Kiemenhöhlen von Garneelen, ſeltener Brachyuren. Je nachdem nun eine weibliche Larve mit dem Atemmwaſſer in die rechte oder linke Kiemenhöhle des Wirtes gelangte, tritt die aſymmetriſhe Krümmung ein. Der untere Teil der Kiemenhöhle iſt geräumiger, Das Wachstum freier, daher ſind die Paraſiten aus dem linken Atemraum nah re<ts und umgekehrt die aus dem re<hten nach links gekrümmt. Die Aſymmetrie überträgt ſih auch auf die Eierſtö>e, derjenige der konvexen Seite iſt häufig und bisweilen bedeutend ſtärker entwid>elt als der andere. Eine weit ere Folge des Paraſitismus iſt teilweiſer Shwund des Darmes, wenigſtens des Aſfters, ſowie eine große Fruchtbarkeit der Weibchen. An der Unterſeite des Hinterleibes zwiſchen den Kiemen treiben ſih die Männchen herum. Äußerſt ſelten ſcheint es zu ſein, daß ein Wirt rechts und links zugleich mit einer Bopyride behaftet iſt.

Seltſamer no< erſcheint das S<hmarogzertum bei den Krabbenaſſeln. Eigentlich unmittelbar auf den Krabben leben dieſelben niht, ſie ſind vielmehr Paraſiten von Paraſiten dieſer Tiere, und zwar ſehr ſeltſamer Wurzelkrebſe (\. S. 71), welche in ſpäter zu erörternder Art mit hohlen, wurzelartigen Körperfortſäßen die Eingeweide ihres Wirtes umſpinnen und ihnen ihre Nahrung entnehmen. Die Krabbenaſſeln ſind in der Jugend ſich gleichfalls in beiden Geſhlehtern höchſt ähnli, aber auh hier bilden ſi<h die Weibchen, welche ausſ<ließlih ſ<hmarogten, zu ſeltſamen, wurſt-, ſ{hlau<h- oder blaſenförmigen, ungegliederten, extremitätenloſen, öfters au< aſymmetriſhen Weſen um. Sie ſchieben ihren Kopf entweder, indem ſie ſi< neben dem Wurzelkrebs niederlaſſen, dur<h die Haut des Schwanzes der Krabbe, bis ſie die Wurzeln des erſten Paraſiten erreichen, wobei ſie dieſen ſelbſt oftmals verdrängen, oder ſie ſiedeln ſi< auf den Wurxzelkrebs direkt an und bohren ihren rüſſelartig verlängerten Kopf bis zu ſeinen Ernährungsorganen. Denn dieſe ſuchen ſie allemal auf, ſie nehmen ihrem Wirte nicht die eignen, ſchon verarbeiteten Nahrungsſäfte, ſondern ſchneiden ihm das der Krabbe entnommene Futter ab. Die Männchen bleiben