Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

62 Krebſe. Sechſte Ordnung: Flohkrebſe; Familie: G ammariden.

viel kleiner, von aſſelartiger Geſtalt, ſuchen die Weibchen unter den Schwänzen der Krabben auf und ſcheinen nah der Begattung zu Grunde zu gehen.

Sechſte Ordnung. Die Flohkrebſe (Amphipoda).

Den Namen Flohkrebſe hat eine über die ganze Erde verbreitete, aus etwa 600 Arten beſtehende und meiſt in unzähligen Fndividuen beiſammen vorkommende Ordnung empfangen von der Eigenſchaft ſehr vieler ihrer Mitglieder, mit außerordentlicher Behendigkeit ſowohl im Waſſer ſtoßweiſe zu ſhwimmen und zu hüpfen, als au<h außerhalb desſelben die tollſten, ihre eigne Höhe oft um das Hundertfache überſteigenden Sprünge auszuführen. Viele ſind ſeitlih zuſammengedrüdt und erhalten damit eine entfernte Ähnlichkeit mit den Garneelen, von denen ſie jedo<h, wie von allen Zehnfüßern, dur<h die Gliederung ihres Körpers weſentlich abweichen. Zum leichteren Verſtändnis des darüber zuSagenden wird man ſi faſt überall in Deutſchland den gemeinen Flohkrebs (Gammarus pulex) oder ganz nahe verwandte, zum Teil wohl no< unbeſchriebene Arten verſchaffen können, welche zu Tauſenden unter Steinen, Holz und in Zerſeßung begriffenen Pflanzenteilen am Grunde unſerer fließenden Gewäſſer und am Rande von Seen und größeren Teichen zu hauſen pflegen.

Der Kopf, mit dem der vorderſte Bruſtring verwächſt, trägt zwei ſizende, d. h. nicht geſtielte, facettierte Augen, zwei Paar Fühler und außer den drei Kieferpaaren ein Kieferfußpaar. Die beiden freien Bruſtringe ſind ſo gebaut wie die fünf Abſchnitte des Leibes, und dem entſprechend ſind ſieben Paar Beine für die Ortsbewegung vorhanden. Sieben Segmente bilden auh den meiſt niht merkli< abgeſeßten Nachleib oder Poſtabdomen; alle, mit Ausnahme des lezten, tragen ebenfalls Beine, von denen jedo< die drei erſten Paare ſi<h in Form und Benuzung von den drei legten unterſcheiden. Durch jene wird nämli<h den AtmungSsorganen, welche in Blattform an den Beinen der vorderen Leibesabſchnitte angebracht ſind, ununterbrohen Waſſer zugeſpielt, eine Thätigfeit, die man leiht an den ſonſt ruhig liegenden Tieren beobachten kann. Fhr Atembedürfnis iſt ſehr groß, indem ſie leiht in Gefäßen abſterben, wo niht dur<h Vegetation für Reinigung des Waſſers geſorgt iſt. Jn flachen Gefäßen oder in Aquarien mit flachem Rande gehalten, ſammeln ſie ſi< bald in der ſeichten Waſſerſchicht, wo dur ihre Bewegungen die Luftabſorption gefördert wird.

Die größten Amphipoden werden über 10 cm lang, die meiſten erreichen kaum 1 cm, und viele bleiben darunter. - Nur eine ſehr geringe Zahl lebt im ſüßen Waſſer. Die außer-

Gemeiner Flohkrebs (Gammarus pulex). Doppelte Größe.