Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Wurzelkrebs. Peltogaster. 73

Die Behauptung, daß eine Art von Kaſtration bei dem Wirte durh den Schmaroßer zu Wege gebracht würde, beruht nah unſerem Gewährsmann auf Frrtum. Die Krabbe fönnte ſih begatten; wenn ſie es niht thut, ſo liegt der Grund niht im Mangel von Geſ<le<tsorganen, ſondern in ihrer ungünſtigen Ernährung. Der äußerlih gewordene Paraſit läßt ſeinem Wirte ſo viel Nahrung übrig, daß ſich derſelbe eben auf dem status quo erhalten, aber niht wathſen, ſih folglih au<h niht häuten kann.

Eine andere Gattung iſt der namentlich an Einſiedlerkrebſen {<maroßende Peltogaster. welcher verlängert ſa>förmig iſt, und deſſen Wurzeln zu einer {hwammartigen, in den Wirt hineinragenden und denſelben ausſaugenden Maſſe ſich verfilzen. Der nebenſtehende Peltogaster curvatus {maroßt auf dem im Mittelmeer häufigen Pagurus Prideauxii (f. S. 39). Von a geht der Wurzelſhopf aus, þ iſt die Mantelöffnung. Der darunter ſtehende Nauplius iſt die ſtark vergrößerte Larve eines dem Peltogaster ſehr naße ſtehenden Tieres, der Parthenopea subterranea, welche den Callianassa genannten Krebs bewohnt.

Neunte Ordnung.

Die Spaltfüßer (Copepoda)

Dieſe vielgeſtaltige und ſehr artenreihe (über 1000) Gruppe mikroſkopiſcher oder Fleiner, höhſtens 1—8 em lang werdender Krebſe enthält teils frei lebende und in dieſem Falle wohlgegliederte, mit Mundwerkzeugen verſehene Gattungen, teils folhe, welche bei paraſitiſher Lebensweiſe alle äußere Gliederung verlieren und deren Mundteile in einen Saugrüſſel umgeſtaltet werden. So weit gehen die Veränderungen in den ſpäteren Lebensabſchnitten dieſer zahlreihen Shmaroßerkrebſe, daß ſie anfänglih, als man ſih gegen Ende des vorigen und in den erſten Jahrzehnten unſeres Fahrhunderts mit ihnen bekannt machte, überhaupt gar niht für Gliedertiere gehalten wurden, bis die Übereinſtimmung ihrer Fugendformen mit denen anderer niederer Krebſe die Zoologen eines beſſeren belehrte. Jhre Zuſammengehörigkeit mit den frei lebenden Formen des Cyclops und anderen Gattungen wird dur< eine ununterbrochene Reihe von vermittelnden Arten bewieſen. Dieſe Formenmannigfaltigkeit macht es daher auh unmögli<h, in wenigen Zeilen eine für alle anwendbare Charakteriſtik zu geben, ein Geſtändnis, was die neuere Naturforſchung entweder unbedingt oder mit einiger Beſchränkung eigentlih bei der Auſſtellung aller ſogenannten Ordnungen, und wie man die verwandten Gruppen heißen mag, vorauszuſchi>en hat.

Spaltfüßer heißen unſere Tiere, weil ihr vom Kopfbruſtſtü> deutlih geſchiedener Leib zweiäſtige, geſpaltene Beine beſizt. Auch haben ſie nie eigentümliche Atmungsorgane, wie die vorigen Ordnungen, ſondern ihre dünnhäutigen, nie zu Schildern und Panzern ſi erweiternden Körperbede>ungen geſtatten überall den die Atmung bedingenden Gasaus: tauſh. Noch wäre von allen freiſ<hwimmenden Formen hervorzuheben, daß ihre vorderen Fühlhörner ein paar mächtige Ruderorgane bilden, und der Körper mit zwei gabelig auseinander ſtehenden Platten endigt, an deren Spiße mehrere lange Shwanzborſten aufſißen.

Die Entwi>elung iſ mit einer auffallenden, bei vielen Schmarogzerkrebſen rü>ſ<reitenden, d. h. in einer Verkümmerung gewiſſer Körperteile ſich ausſprehenden Verwandlung verbunden. Die Larven ſind von ovalem Körper, mit unpaarem Stirnauge und