Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

74 Krebſe. Neunte Drdönung: Spaltfüßer. Allgemeines.

drei Paaren von Gliedmaßen in der Umgebung des Mundes. Mit einer Neihe von Häutungen iſt ein allmähliches, knoſpenartiges Hervorſproſſen der Leibes- und Hinterleibsringe und ihrer Gliedmaßen verbunden. Manche Schmaroßerkrebſe ſeßen ſi<h aber unmittelbar nah der erſten Häutung feſt oder, nahdem ihre Gliederung nah einigen Häutungen ſchon weiter vorgeſchritten iſt, verlieren alsdann an ihrem ganz eiförmig werdenden Körper alle Gliederung, und ihre Ruderfüße bleiben entweder als kleine Stummel erhalten oder gehen auh wohl verloren. Bei dieſen, für ihre ganze Lebenszeit an einer Stelle ihres gaſtlihen und von ihnen geplagten Wohntieres feſtgehefteten Shmarogzern iſt auch das Auge geſhwunden, das ihnen während der ſ<hwärmeriſhen Fugendzeit von Nuten wax. Die ſ{hönen Anlagen der Jugend ſind eben niht entfaltet; es hätte etwas Rechtes, nämlich ein wirklicher, bis zu ſeinem Tode ſi<h munter tummelnder Spaltfüßer werden können, es wurde aber nur ein elender, ſeine Fugend Lügen ſtrafender, einem ſeiner Mittiere zur Laſt fallender Taugenichts und unbehilfliher Freßſa> daraus.

Die freiſ<hwimmenden Spaltfüßer (Bucopepoda) haben fauende Mundwerkzeuge und führen eine ſehr verſchiedenartige Lebensweiſe. „Zahlreiche Arten des Meeres“, bemerkt Brady, „verbringen ihr Daſein an der Oberfläche des offenen Meeres, und manche von ihnen werden niht ſelten in unſhäßbaren Mengen gefunden, ſo ſoll Calanus finmarchicus einen weſentlichen Beſtandteil der Nahrung des grönländiſchen Walfiſches ausmachen, und es iſt bemerkenswert, daß die Kopepoden in den arfktiſhen Gewäſſern niht bloß hinſihtli<h der Arten- und Fndividuenzahl ſondern au< hinſihtli<h ihrer Körpergröße eine geſteigerte Entwi>kelung aufweiſen. Arktiſhe Exemplare derſelben Art übertreffen die aus unſeren Gewäſſern ſtammenden um ein Mehrfaches an Größe. Zahlreiche Arten hauſen in der Regel aus\chließli< in den Laminarienwäldern, welche an felſigen Küſten bis zur Linie der tiefſten Ebbe und darunter wachſen. Das Laub der Laminaria saccharina iſt ein beſonders geliebter Aufenthaltsort mancher, namentli<h flachleibiger Gattungen, welche in den Rauhigkeiten des Blattwerkes Unterſ<hlupf finden. Jn den Büſcheln kleinerer Algen, mit denen die Felſen zwiſchen den Gezeiten oft ſo dicht bewachſen ſind, kann man immer Spaltfüßer in Überfluß finden, aber ih habe niht beobachten können, daß gewiſſe Arten nun au< beſtimmte Algenarten bevorzugten. Wahrſcheinlich iſt es ihnen überhaupt mehr um Schug als um Nahrung zu thun, wenn ſie jene marinen Waldungen ſo gern aufſuhen. Das Brackwaſſer der Salzſeen und kleiner Buchten, in welche Flüſſe münden, hat ſeine eigne charakteriſtiſhe Kopepoden-Fauna. Tümpel von Seewaſſer oberhalb oder bei der Linie höchſter Flut ſind ſehr häufig von einer einzigen Art (Harpacticus fulvus) bewohnt, welche nur ſehr ſelten in offenem Waſſer gefunden wird. Das Meer um die britiſhen Jnſeln herum iſt bis in ſeine tiefſten Tiefen von zahlreichen Spaltfüßern bewohnt. Süßwaſſerſeen ſheinen dünner mit Kopepoden bevölkert zu ſein, und was die frei ſchwimmenden Arten angeht, ſo kann man im allgemeinen wohl behaupten, daß je mehr mit Pflanzenwuchs ein Teich erfüllt und je keiner er iſt, deſto größer die Wahrſcheinlichkeit iſt, daß er zahlreiche Spaltſüßer beherbergt.

„Die große Mehrzahl der Kopepoden-Arten iſt frei <wimmend, eine beträchtliche Menge iſt gleihwohl e<t paraſitiſh und ernährt ſich ſaugend von den Säften der Fiſche, Ringelwürmer, Krebſe und anderer Waſſertiere. Eine andere Gruppe, die man halbparaſiti]< nennen fönnte, findet ſi<h niht ſaugend oder irgendwie an den Wirt befeſtigt, ſondern frei beweglich in Körperhöhlungen verſchiedener Meerestiere, beſonders der Ascidien, ſowohl der einfachen als zuſammengeſeßzten. Manche Arten hat man auh auf Spongien, Seeigeln und Seeſternen angetroffen, und vielleicht, bewieſen iſt es noh niht, ernähren ſie ji< ſaugend von deren Säften. Die halbparaſitären Spaltfüßer nehmen der

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