Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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- (Coregonus Wartmanni),

Waſſerflöhe: Allgemeines. 87

den tieriſhen Geſchöpfen, mit dem Dichter zu reden, „den höchſten Gedanken, zu dem die Natur ſchaffend ſih aufſhwang, nachzudenken“; vielmehr beſtimmt ſih das Jntereſſe für die Tierwelt bei den meiſten doh eigentlih nur danach, ob die Tiere dem Menſchen auh wahre Dienſte leiſten. Um ſo mehr macht es mir daher Vergnügen, auch ſolchen Naturfreunden eine Mitteilung über die Daphnibden geben zu können, wel<he ihnen dieſe Üleinen, ſchwer ſichtbaren Exiſtenzen werter erſcheinen laſſen dürften, als ſie vielleiht es vorher waren. Während eines längeren Aufenthaltes an den bayriſchen Gebirgsſeen und am Bodenſee habe ih nämlich gefunden, daß die Kladoceren und Cyklopiden (unter den Kopepoden) die faſt ausſ<hließlihe Nahrung der geſchäßteſten Fiſche dieſer Seen ausmachen. Die Saiblinge und die Renken (Blaufellhen am Bodenſee) _ leben von ſolchen kleinen

Krebſen. Jh öffnete eine große Anzahl von genannten Fiſchen mit Rückſicht auf dieſen Punkt, und immer beſtand der Jnhalt des Magens ohne andere Beimiſchung aus dergleichen mikroſfopiſhen Kruſtentieren. Leßtere müſſen \omit, was die Zahl der Fndividuen betrifft, als die Hauptbevölkerung der bezeihneten Gewäſſer angeſehen werden. Bedenkt man, welche Bedeutung 3. B. das Blaufellchen

von dem jährlich über 100,000 im Bodenſee gefangen werden, für die Anwohner dieſes Sees hat, ſo wird man zugeſtehen müſſen, daß die kaum gewÜür- Waſſerfloh (Acanthocercus). Stark vergrößert.

digten kleinen Muſchelkrebſe,

inſofern ſie die Maſſe von Fiſchen ernähren, dem Menſchen, wenngleich indirekt, von großem Nuten ſind.“

Das Ausſehen der Waſſerflöhe iſt ſehr eigentümlich. Über den mit einer zweiklappigen Shale verſehenen Rumpf ragt ein gewölbter, beſhnabelter und von einem beſonderen Helme bede>ter Kopf (A) hervor. Unter dem Ende des Schnabels liegen die inneren Fühlhörner, in zarte, nervöſe Taſtfäden ausgehend. Gleich unter der oberen Wölbung befindet ſi< das große Auge (O), das durch eine Anzahl Muskeln gedreht werden kann. Die äußeren Fühler (T) find zu mähtigen, äſtigen Ruderorganen umgeſtaltet, dur deren Schläge die hüpfende, flohähnlihe Bewegung geſchieht. Sehr verſte>t unter dem Kopfhelm und der vorderen Bucht der Schalen liegen die aus Oberlippe, Ober- und Unterfiefer beſtehenden Mundteile. Die zweiklappige Schale (Z) iſt eine Hautausbreitung desjenigen Körperabſ<hnittes, welher der Bruſt der Jnſekten entſpricht. Gerade bei unſeren Tieren läßt ſi< eine gewiſſe Ähnlichkeit mit den Flügeln der JFnſekten niht verkennen,