Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

108 Würmer. Dritte und vierte Klaſſe: Binnenatmer und Ringelwürmer.

allmählih über die Baſis hinaus zu wachſen, nun ſi<h in eine Spirallinie krümmen muß. Dabei ſcheint er die Baſis der Koralle zugleich ſo zu reizen, daß ſie ſtärker als der eigentliche Kel<h wächſt, und ſo kommt es, daß allmähli<h die Baſis den Kelch bedeutend überragt. Auch die (Korallen) Gattung Veterocyathus wird in einzelnen Arten ganz ſo wie Heteropsammia von Sipunfuliden bewohnt und in ihrem Wachstum verändert.

„Jn den Gattungen Beteropsammia und Heterocyathus wird aber zweitens au< noh ein anderer Charaëter der Gattung dur< den Sipunkuliden in ſehr eigentümlicher Weiſe verändert. Alle mit ſolhen Würmern behafteten Spezies der beiden Gattungen zeigen nämlih ſowohl an der Unterſeite des Fußes als auh an ſeinen Seitenteilen eine ſehr verſchieden große Zahl von Löchern, welche in allen ſyſtematiſhen Werken als ſpezifiſche oder gar als Gattungsmerkmale beſchrieben und beſonders hervorgehoben werden. Dieſe Löcher aber ſlimmen gar niht mit den Eigentümlichkeiten der Familie überein, denen jene Gattungen angehören; denn bei Heterocyathus ſollte eigentli<h die Seitenwand der Koralle ganz ohne Löcher ſein, und bei Heteropsammia, welche zu der Gruppe der Korallen mit poröſen Wandungen gehört, ſind die hier beſchriebenen Löcher völlig verſchieden von denen, welche der Koralle ſelbſt eigen. Jn beiden Fällen werden die Löcher durh den Wurm hervorgebracht; dies beweiſt ihre Unregelmäßigkeit in der Zahl ſowohl als in der Stellung; ſie führen direkt in die ſpiralig gewundene Höhlung, in welcher der Wurm lebt, und ſie folgen genau der Wachstumsrichtung des leßteren. Dieſe Löcher ſtehen in keiner Verbindung mit den Hohlräumen der Koralle ſelbſt.“

Die Sternwürmer gehen im Meere bis zu 4570 m Tiefe, und zwar gehen die in Steinlöchern, Muſchelſhalen und Nöhren hauſenden Formen tiefer als die frei lebenden. Fn der Oſtſee kommt eine Art (Halicryptus spinulosus) no< bei Danzig, ja ſelbſt bei Reval, alſo in faſt ſüßem Gewäſſer, mindeſtens in Geſellſchaft e<hter Süßwaſſertiere vor.

Jm Anſchluß an die Sternwürmer ſei einer kleinen, nur aus wenigen Arten und einer Gattung beſtehenden Wurmklaſſe vielleicht beſonderen Tierkreiſes, der Binnenatmer oder Enteropneusta, gedaht. Jhrem Bau nach ſind die Tiere wurm-, aber ihrer Entwi>æelung nah echinodermenartig. Der Körper iſt geſtre>t, gegen 15 cm lang, drehrund, nah hinten hin, 1o er abgeſtußt endet, ſi< langſam verjüngend. Am Kopfende findet ſi<h ein ſehr beweglicher, fontraftiler Rüſſel von Eiform, welcher an der Stelle, wo er ſi< mit dem übrigen Körper verbindet, ſtark eingeſ<hnürt iſt. Auf dem Rüſſel folgt ein platter Abſchnitt, der ſi hinten gegen den übrigen Leib, der etwa ſiebenmal länger iſt, ringartig abſetzt, der ſogenannte Kragen. Das vordere Drittel des übrigen Leibes zeigt jederſeits eine Reihe von einigen 20 feinen, dicht nebeneinander liegenden Querſpalten, die Balanoglossus clayigerus. Junges Individuum, ftart yon vorn nah hinten gleihmäßig an Höhe ab-

LS nehmen. Das ſind die Öffnungen der Atmungswerlzeuge, die Kiemenſpalten. Der Mund befindet ſih innen am Rande des Kragens an der Baſis des Nüſſels. Die Tiere ſißen im Schlamme des Meeres eingegraben, aus dem