Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Balanoglossus clavigerus. Allgemeines über die Ringelwürmer. 109

ihr Rüſſel hervorragt. Derſelbe iſt hohl und ſoll am vorderen Ende nah den Beobachtungen einiger Forſcher eine feine Öffnung haben. Durch dieſe ſoll das Tier Atemwaſſer aufnehmen, das in den vorderen Darmabſchnitt übertritt und, des mechaniſch in ihm enthaltenen Sauerſtoffes beraubt, dur die Kiemenſpalten abfließen. Die ſonderbare, allerdings an gewiſſe Manteltiere, ja an niedere Fiſche erinnernde Bauart der Reſpirationsorgane hat Veranlaſſung gegeben, die Binnenatmer als nahe Verwandte der Wirbeltiere anzuſehen. Jm Darm der Enteropneuſten wird nichts als Sand gefunden, welchen die Tiere verſchlingen, um ſi von den geringen in ihm enthaltenen kleinen Drganismen und Organismenreſten zu ernähren. Balanoglossus clavigerus aus dem Golf von Neapel ſoll leuhten. Man kennt zwei Arten aus dem Mittelmeer, eine von der däniſchen und eine weitere von der nordamerifaniſchen Küſte. Ein fünfte wurde auf der Challenger-Expedition aus dem Atlantiſchen Dzean in der Nähe des Äquators aus einer Tiefe von 4500 m gedred ſt,

Vierte Klaſſe. Die Ringelwürmer (Annelides).

Dex Name beſagt, daß der Körper der in dieſe oberſte Klaſſe gehörigen Würmer aus einer Reihe äußerlih ſichtbarer Ninge oder Segmente zerfällt, von deren Zwiſchenfurchen häutige Scheidewände ſih mehr oder weniger tief in die Leibeshöhle erſtre>en. Die Zahl dieſer einander gleichgebildeten Ringe iſt völlig unbeſtimmt. Der Mund liegt immer hinter dem erſten Segment am Bauche, und bei den meiſten fann der Anfangsteil des Darmes in Geſtalt eines zum Graben oder zum Fangen der Beute geſhi>ten Rüſſels vorgeſtre>t und ausgeſtülpt werden. Die höhere Stellung der Ringelwürmer zeigt ſih vor allem in der Form und Entfaltung ihres Nervenſyſtems, worin ſie ſih den echten Gliedertieren voll: ſtändig anſchließen. Man hat daher auch in der Energie und Mannigfaltigkeit ihrer Lebensäußerungen den entſprechenden Anſchluß an die höher organiſierten Gliedertiere zu erwarten. Es iſt kaum geraten, no< mehr in allgemeinen Redensarten von ihnen zu ſprechen, ehe wir uns nicht mit einer mäßigen Anzahl von Formen und Gruppen ſo weit bekannt gemacht haben, daß wir an ein genügendes Material von Anſchauungen und Vorſtellungen unſere weiteren Mitteilungen knüpfen können. Zwei nah ihren Vewegungsorganen zu unter: ſcheidende Hauptabteilungen finden wir im Regenwurm und in dem Blutegel repräſentiert. Der erſtere freilich iſ dieſer Würde inſofern nux unvollkommen gewachſen, als man ihn ſehr genau befühlen und von rü>wärts nach vorn durc die Finger gleiten laſſen muß, um ſich von dem Vorhandenſein der für ſeine Abteilung charakteriſtiſchen Borſten zu überzeugen. Ev gehört zu den Borſtenwürmern, deren Eigentümlichkeit darin beſteht, daß ſie entweder unmittelbar in die Haut oder in hervorſtehende, fußartige Stummeln eingepflanzte Borſten beſißzen, welhe bei den Bewegungen als Stüß-, Stemm- oder Ruderorgane dienen. Jhnen gegenüber gruppieren ſi< um den Blutegel die Glattwürmer.