Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

180 MWürmer. Sechſte Klaſſe: Plattwürmer; erſte Drdnung: Bandwürmer.

Taenia solium oder eine andere Art beherbergt. Der Eihalter der Taenia solium hat nämlich jederſeits nur 7—10 Äſte, welche ſih weiter verzweigen.

Daß der Menſch in die Erziehung dieſes einen ſeiner Bandwürmer ſih mit dem Schweine teilt, iſt eine jeßt wohl allgemein bekannte Thatſache. Sie iſt nicht nur durch die Vergleihung der Haken und anderen Kopfbeſtandteile des Bandwurmes mit denen der Schweinefinne/ fondern auch durch zahlreiche, immer mit demſelben Erfolg ſi< wiederholende Verſuche ganz außer Zweifel geſtellt. Nicht wenige Ferkel und Schweine wurden ſeit den fünfziger Fahren geopfert, um, nachdem man ihnen eine Anzahl reifer Glieder der Taenia solium eingegeben, ihr Finnigwerden zu beobachten. Ungefähr 2/2 Monate verſtreichen nah dem Einführen der Eier in das Schwein, bis die Finnen in den Muskeln ihre Entwi>elung abgeſchloſſen haben. Außer im Schwein ſollen au<h noch in einigen anderen Tieren, Affe, Hund und anderen, die Blaſenwürmer der Taenia solium gefunden worden ſein. Ganz ſicher iſt nur, daß au< im Menſchen ſelbſt, wenn er durch irgend einen Zufall die Eier verſchlut hat, die

h Finnen ſi< regelmäßig in den Muskeln

' entwiceln, außerdem aber auc im Herzen

und ziemli< oft im Auge und im Hirn vorkommen fönnen.

Um poſitive Gewißheit zu erlangen, a d : daß im gegebenen Fall die Schweinefinne

p im Menſchen zur Taenia solium werde, fonnte man unfreiwillig oder freiwillig Finnen verſhlu>en laſſen und die Folgen beobachten. Der um die Naturgeſchichte der Bandwürmer ſo hochverdiente Küchenmeiſter fam auf den Gedanken, zum Tode verurteilten Verbrechern, ohne daß ſie es a) Kopf und þ) Glied E Taenia solium. e) Kopf und 4d) Glied E EET guien Spee e

R eb EE EE Wurſiſemmeln die Finnen beizubringen

und bei der Sektion der Delinquenten das

Vorhandenſein der Finnen und den Beginn der Umwandlung zu fonſtatieren. Ein anderer

Forſcher fand für mäßiges Geld einen armen Sclu>er, der ſi< nah Anweiſung den Band-

wurm anaß; und endlich bewog die Liebe zur Wahrheit und Wiſſenſchaft mehrere Zoologen,

ſi ſelbſt als Verſuchsmenſchen aufs innigſte mit Finnen und Bandwurm zu befreunden.

Von der Einführung der Finne in den Magen bis zur Abſtoßung der erſten reifen Glieder

ſcheinen 3—81/2 Monate nötig zu ſein. Sein Alter bringt der Bandwurm auf 10—12 Jahre, ja bei gehöriger Pflege ſheint er no< älter zu werden.

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Ein zweiter den Menſchen bewohnender Bandwurm iſt Taenia saginata, der 4m lang wird und dier, ſtärker und beweglicher als der andere iſt, mit dem wir uns eben beſchäftigt. Zu unterſcheiden ſind ſie ſehr leiht, da der Kopf des T. saginata ohne Hafenfranz iſ und alſo nur die vier ſehr kräftigen Saugnäpfe trägt. Aber auch jedes reife Glied läßt ihn erkenncn, indem der Eihalter 20—35 dicht nebeneinander laufende Seitenzweige hat. Die Verbreitung dieſes Tieres ſcheint eine ebenſo große wie die der anderen Art zu ſein, ja es dürfte in dem Maße, wie aus Trichinenfurcht der Genuß rohen Schweinefleiſches ab- der rohen oder halbgaren Rindfleiſches aber zugenommen hat, in Deutſchland wenigſtens vergleih8weiſe häufiger geworden ſein. Man wußte ſchon länger, daß die Abeſſinier ſehr von einem Bandwurm geplagt würden und zwar nah den Berichten älterer und neuerer Reiſenden infolge der Sitte, das Fleiſch roh zu genießen. Die Mohammedaner und Europäer,