Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Tonempfindungen. Taſtorgane. Fortpflanzung. 13

dem blinden Flußkrebs der Mammuthöhle in Kentu>y (Cambarus pellucidus) in höher entwi>elten Empfindungsborſten am Kopfende und ſonſt am Körper Erſaß, wenigſtens bis zu einem gewiſſen Grade, für das fehlende Sehvermögen geboten. Bei eiñer blinden Aſſel aus italieniſhen Grotten (Tithanetes feneriensis) iſt der ganze Körper mit Taſthaaren bede>>t.

Weitaus die Mehrzahl der Krebſe iſt getrennt geſ{<le<tli<, nux bei bloß feſſilen oder ſeſſilſhmaroßenden Formen, wie es die Wurzelfüßer und die Fiſchaſſeln ſind, finden ſich Zwitter; jedo<h tritt in einigen Fällen (bei Floh- und Muſchelkrebſen) neben einer geſ<le{<tlihen auh noh eine ungeſchle<tlihe Fortpflanzung auf.

Geſhlehtliher Dimorphismus gilt bei den Kruſtaceen als Regel, und oft ſind beide Geſchlehter in ganz bedeutendem Maße körperlich verſchieden entwidelt. Bei den langſ{hwänzigen Zehnfüßern ſind die Männchen meiſt größer, wehrhafter und ſtärker als die Weibchen. Dies kommt bei kurzſhwänzigen zwar auh vor, in der Regel iſt es hier aber umgekehrt, und ſind die Weibchen oft beträchtlich (bei einem Muſchelwärter, Pinnotheres pisum, 3. B. dreimal!) größer als die Männchen und bei manchen Rankenfüßern und paraſitären Aſſeln, bei denen neben Zwittertum doh auch, wie wir ſpäter ſehen werden, Trennung der Geſchlechter auſtritt, wird das Mißverhältnis viel größer und ſinken die Männchen zu auf oder bei den Weibchen {maroßenden Zwergen herab.

Sehr häufig ſind im männlichen Geſchlehte Organe, namentlih umgeſtaltete Gliedmaßen zum Faſſen der Weibchen und Feſthalten derſelben während der Begattung, im beſonderer Weiſe umgeſtaltet. Ebenſo ſind die Männchen oft im Beſize höher entwi>elter Sinnes- und Bewegungsorgane zum Aufſpüren, Verfolgen und Einholen der Weibchen. Selten finden ſi< bei einer- und derſelben Kreb8art zweierlei Formen von Männchen, Auch Unterſchiede in der Färbung der Geſchlechter treten durchaus niht oft auf, ſo aber doh z. B. bei Waſſerflöhen, bei denen die Männchen unter Umſtänden dur<h prächtige Schmuckfarben ausgezei<hnet ſein können.

Jn der Zahl überwiegen teilweiſe, wie das ja ſo häufig in der Tierreihe iſt, die Männchen bedeutend über die Weibchen, in anderen Fällen verhält ſih dies und in noch höherem Grade umgekehrt und iſt dann das Vorhandenſein von Fungfernzeugung entweder vielfah {hon nachgewieſen oder ſteht zu vermuten.

Über die Begattung der Krebſe wiſſen wir niht gerade allzuviel, doh dürfte dieſelbe häufig ein re<t ſtürmiſcher Aft ſein, wie ſi< aus oft ſo bedeutend entwi>elten Faß- und Klammerorganen der Männchen ſchließen laſſen dürfte, die kaum notwendig wären, wenn die Weibchen ein beſonders entgegenkommendes Weſen zeigten.

Meiſt wird der männliche Zeugungsſtoff den Weibchen in Geſtalt von Schläuchen an die äußere Geſchlehtsöffnung geheftet, und Huxley beſchreibt na<h den Beobachtungen zweier Franzoſen, Chantram und Gerbe, den Vorgang ſo, daß das Männchen das Weibhen dabei mit den Scheren faßt, es auf den Nücken wirft und während einer ziemlich langwierigen Prozedur die Samenpatronen an ſie befeſtigt. Jndeſſen ſcheinen nicht bei allen Krebſen derartige Patronen appliziert zu werden: bei den Geſpenſtaſſeln (Caprellidae) z. B. follen die Männchen, ähnlich etwa wie die der Spinnen, die Samenfeuchtigfeit mittels modifizierter Gliedmaßen ohne weiteres an die weiblichen Geſchlehtsöffnungen ſ{<mieren. Bei einem au< in manchen anderen Punkten merkwürdigen Flohkrebs (G0plana polonica) haben die Weibchen die beiden Geſchle<htsöffnungen ziemlih weit auseinanderliegend, jedenfalls ſo weit, daß ein einzelnes Männchen nicht mit beiden ſih zugleich zu beſchäftigen vermag, und in der That ſollen auh zwei Männchen zuſammen hier als Gatten fungieren können.

Was nun den Bau der Geſchlechtsorgane ſelbſt betrifft, ſo ſind ſowohl Hoden und Eierſtöcke als deren Ausführungsgänge faſt immer ſymmetriſch auf beide Körperhälſten