Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6, page 621
Grüner und brauner Süßwaſſerpolyp. Polypenlaus. 565
Ebenſo ſorgſam beobachteten unſer Kollege Nöſel und feine Zeitgenoſſen die Knoſpenbildung, wobei ihnen niht entging, daß die jungen, an verſchiedenen Stellen des Muttertieres hervorwachſenden Polypen auh no< dann, wenn ſie {hon mit eignem Munde und eignen Armen für ſi<h ſorgen können, denno<h mit der Verdauungshöhle der Mutter in offenem Zuſammenhange ſtehen. „Ehe no< der junge Polyp ſeine Arme erhalten und ſi derſelben, um Beute zu machen, bedienen kann, bekommt er ſeine Nahrung aus dem Leibe der Mutter, mit welchem er, wie ein Aſt eines Blutgefäßes mit ſeinem Stamme, zuſammenhanget, ſo daß er fi<h in den hohlen Kanal desſelben öffnet. Wenn er aber ſeine Arme gebrauchen und ausſtre>en kann, fo ſuchet er ſi<h dur ſolche, ob er gleich noh an der Mutter hänget, bereits ſeine Nahrung ſelbſt zu verſchaffen, indem er, wie ih vielmals geſehen habe, bald hie bald da mit ſolchen ein kleines Jnſekt erhaſchet und verſ{<ludet. Fſſtt aber der junge Polyp zeitig und reif, ſo kann man auch bei einer geringen Vergrößerung wahrnehmen, daß er ſi<h nun bald losmachen werde. Denn der dunklere Kanal des Fungen wird am hinteren Ende, wo er mit der Mutter einen ſihtbaren Zuſammenhang hat, immer dünner und endlih ſo zart, daß man zwiſchen ihm und der Mutter, auh mit der ſtärkſten Vergrößerung, keine Verbindung mehr wahrnehmen kann, ob er aleih no< mit ſeiner äußeren und helleren Ninde an ſolcher hanget, welches aber niht lange währet: denn wenn es einmal ſo weit gekommen iſt, ſo fängt der junge Polyp an, ſowohl ſeinen Leib als ſeine Arme ſtark auszuſtre>en, bis er ſi< endlih durch ſeine Bewegung losreißet. Fſſtt dieſes geſchehen, ſo ſeßt er ſih, gleih der Mutter, mit ſeinem hinteren Teil irgendwo veſte, und verſorget ſih alsdann ſelbſten.“
Auch der Erkenntnis, daß die Hydren ſich periodiſch durch Eier fortpflanzen, welche einzeln ungefähr in der Mitte des Leibes in beſonderen, ſih über die Oberfläche erhebenden beulenartigen Kapſeln ſih entwi>eln und dann die weitere Entwickelung durhmachen, nachdem die Kapſel geborſten iſt, war Röſel ganz nahe. Er beſchreibt dieſe Eier, die er im Herbſt fand, vollkommen richtig und vergleicht ſie „einem Meerigel oder Seeapfel“, da ſie ringsherum glei<hſam mit vielen zarten, aber ſowohl an Länge als an Steife ungleichen Stachelſpißen dicht beſeßt ſeien. Die von ihm geſammelten undurchſihtigen braunen Körper gingen jedo< zu Grunde, und ſo hielt er ſie für krankhafte Bildungen. Dagegen beſchreibt er ſehr anſchaulih eine wirklihe Plage unſerer Polypen, die Pein, welche ihnen dur ein Jnfuſionstier, die Polypenlaus (Trichodina pediculns), verurſaht wird. „Was nun aber die Läuſe anbetrifft, von welchen jeßt die Rede iſt, und welche die Polypen bis auf den Tod zu quälen pflegen, auch allezeit von ſelbigen von ungleiher Größe angetroffen werden, ſo ſind ſie hell und durWhſihtig, in ihrem Leibe entde>et man aber dennoch einige dunkle Punkte. Wenn ſie im Waſſer ſhwimmen, ſind ſie von ovalrunder Form, und da bewegen ſie ſi< bald nah einer Schlangenlinie, bald nah einer Schhne>enlinie. Jhre Bewegung ſelbſt iſt gar geſhwind, wie ſie denn ſehr ſ{<hnell im Waſſer hin und her fahren. Wenn ſie ſih an einem Polyp oder auh an einem anderen Körper anſeen, ſo ändern ſie ihre ovalrunde Form und werden ſpulenförmig, ſo daß ſie hinten und vornen zugeſpibt erſcheinen. Alsdann aber ſiehet man nicht ohne Verwunderung dur ein zuſammengeſeßtes Mikroſkopium, wie ſ<hnell ſie an dem Polyp hin und her laufen, ohne daß man an ſelbigem einen, will geſ<weigen viele Füße wahrnehmen ſollte. (Hier reiht Nöf els Mikroſkop niht aus.) Anfangs gibt ſi< zwar der Polyp viele Mühe, ſih dieſer verdrießlihen Gäſte zu entledigen, wie er ſie denn niht nur mit ſeinen Armen abzuſtreifen ſuchet, ſondern auh dur wiederholtes Ausſtre>en und Zuſammenziehen ſich ihrer loszumachen trachtet. Alleine er rihtet damit wenig aus, indem ſie ſih an die Arme, mit welchen er ſie wegſhaffen will, ſogleih anſeßen und an ſelbigen auf und ab kriechen. Ja ih habe au öfter geſehen, daß ſie von der Stelle, wo ſie ſißen, gleih einem Blibe