Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

634 Hohltiere. Dritter Unterkr.: Sch wäm me; erſte u. zweite Kl.: Kalk: u. Gemeinſ<hwämme.

iſt bisher noh kein einziger Kalkſhwamm bekannt. Ebenſo habe ih au< in den tief eingeſchnittenen Fjorden Norwegens an allen jenen Stellen, wo das Waſſer nur ſhwach geſalzen oder bra>kig iſt, vergeblih nah Kalkſhwämmen geſucht, während ſie außen an der Küſte dort ſehr häufig ſind. Es ſcheint demnach, daß die Kalkſpongien nur in Seewaſſer von dem dur<hſcnittli<hen Salzgehalt des Ozeans leben können. Fn ſüßem Waſſer oder in verdünntem Seewaſſer ſterben ſie ſehr raſch.

„Alle bis jeßt bekannten Kalkſhwämme ſind entweder unmittelbar an der Meeresküſte oder nur in geringer Entfernung von derſelben geſammelt worden. Auf dem Boden des offenen Meeres ſind bisher no< keine Kalkſpongien gefunden worden. Auch die ausgedehnten Unterſuchungen, welche in den lezten Fahren über die Beſchaffenheit des Tiefſeegrundes angeſtellt wurden, und welche eine Anzahl von eigentümlichen Kieſelſ<hwämmen aus dem tiefen Boden des offenen Meeres zu Tage ſörderten, haben keinen einzigen Kalkſ<wamm von dort geliefert.

„Die meiſten Kalfſhwämme lieben die Dunkelheit und fliehen das Licht. Nur wenige Arten wa<hſen an Stellen, welche dem Lichte mehr oder weniger ausgeſeßt ſind. Daher findet man diejenigen Arten, welche ſi<h am liebſten auf Felſen und Steinen anſiedeln, vorzugsweiſe in Höhlen und Grotten der Meeresküſte, in Felſenſpalten und an der Unter: ſeite von Steinen. Die meiſten Arten leben im Tangdi>icht, in dem ſchattigen Konfervengebüſ<h und den dunkeln Fukoidenwäldern, und je dichter dieſe Algen an felſigen Küſten beiſammen wachſen, je weniger Licht zwiſchen ihr Aſtwerk hineinfällt, deſto eher darf man hoffen, Kalkſhwämme zwiſchen ihren ÄÂſten verborgen zu finden. Dieſe Liebe zur Dunkelhei: veranlaßt auch viele Kalkſhwämme, ſi< im Jnneren von leeren Tiergehäuſen: Muſchelſchalen, Shne>enhäuſern, Seeigelſchalen, Wurmröhren und anderen anzuſiedeln.

„Die große Mehrzahl der Kalkſchwämme ſißt feſtgewachſen auf dem Boden des Meeres. Fedoch gibt es unter den Kalkſhwämmen wie unter den Kieſelſ<hwämmen einige wenige Arten, welche auc im völlig ausgewachſenen Zuſtande nicht feſtgewachſen ſind, ſondern frei im Schlamme des Meeresbodens ſte>en und gelegentli<h von den Wellen oder Strömungen fortgetrieben werden können.“

Haed>el glaubt, die verhältni8mäßige Seltenheit der Kalkſhwämme in allen Meeren hervorheben zu müſſen. Jh kann dem niht unbedingt beiſtimmen. Sie ſtehen allerdings an Vielfältigkeit und gelegentlicher Maſſenhaftigkeit des Vorkommens gegen die Kieſelſ{<wämme außerordentli<h zurü>. Wenn aber dem Monographen der Kalkſhwämme troß ſeiner vielſeitigen Verbindungen von vielen Küſtenſtre>en und aus ganzen Meeren keine Arten zugingen, ſo liegt das, glaube ih, an der Mangelhaftigkeit des Einfſammelns. Es gibt an der italieniſhen und franzöſiſchen Mittelmeerküſte ganz unglaublihe Mengen von Kalkſhwämmen; daher iſt es undenkbar, daß dieſelben an dem gegenüberliegenden afrikaniſchen Ufer ſelten oder gar niht vorkommen ſollten, obglei<h in den Pariſer Samm[lungen von daher ſich keine befinden. Die meiſten Kalkſhwämme gehören der Strandzone bis zu 2 Faden Tiefe an. Schon von da bis zu 10 Faden iſt die Abnahme eine ſehr auffallende; darüber hinaus gehören ſie zu den Seltenheiten. Der „Challenger“ brachte 30 Arten mit heim, von denen nur 2 tiefer als 150 Faden (nämlich bei 450 Faden) gefangen worden waren. Wahrſcheinlich iſt in erſter Linie die dur die Gegenwart von Kohlenſäure bedingte Kalkarmut der tieferen Meeresſhichten Urſache dieſer auffallenden Erſcheinung.

Kein Tier ſcheint ſi< von den Weichteilen der Kalkſhwämme zu nähren. Auch findet man in ihren Höhlungen nur ausnahmsweiſe ſremde Fnwohner.