Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Gemeinſhwämme. — Halichondrien. — Hornſhwämme. 635

Zweite Klaſſe. Die Gemeinſ<hwämme (Coenospongiae).

Bei der zweiten Klaſſe der Spongien, welche weit zahlreicher als die erſte und in allen Zonen und Tiefen des Meeres verbreitet iſt, und die wir einmal Gemeinſ<hwämme nennen wollen, beſteht das Skelett aus Kieſelnadeln, welche teilweiſe oder ganz von zuſammenhängenden Hornfaſern verdrängt ſein können, die ſih ihrerſeits unter Umſtänden wieder unter Aufnahme von Fremdkörpern bis faſt zum vollkommenen Verſchwinden rü>bilden.

Die Gemeinſhwämme laſſen ſi<h am beſten in drei Ordnungen zerlegen, von denen die erſte die der Halichondrien, die zweite die der Tetraktinelliden und die dritte die der Hexaktinelliden iſt.

Erſte Drdnung. Die Halichondrien (Halichondriadae).

Wir dürfen alle Shwämme, welche entweder gar keine erdigen Beſtandteile abſondern, oder nur nadelähnliche einahſige Kieſelkörper nebſt gewiſſen ſpangenförmigen Geſtalten, die aus Verkieſelung von Zellen hervorgehen, kurz alle Shwämme mit Aus\{luß der ſchon vorgeführten Unterklaſſe und der zwei folgenden Ordnungen, mit einem gemeinſchaftlihen, leider niht vorteilhaft gewählten Namen bezeichnen. Es iſ \ſ{<wer zu ſagen, welcher der zahlreichen, hierher gehörigen Gruppen man die unterſte oder oberſte Stelle anweiſen ſoll. Die eine wie die andere, die Fleiſhſ{<wämme, die Leder-, Horn- und Kieſel-Halichondrien, find zur Verzweiflung der Syſtematiker, aber zum großen Vergnügen der Anhänger der Abſtammungstheorie da, indem ſie nebſt den anderen Ordnungen, wie {hon erwähnt, eine Tierklaſſe im Zuſtande der vollkommenſten Unbeſtimmtheit und Flüſſigkeit der Arten, Gattungen und Familien darſtellen.

Diejenigen Schwämme, aus deren weicher, formloſer Subſtanz ein dem Badeſhwamm gleiches oder ähnlihes, mehr oder minder elaſtiſches Neßwerk hervorgeht, worin keine Kieſelnadeln enthalten ſind, werden Hornſhwämme genannt. Allein wie künſtlich dieſe ſyſtematiſche Abgrenzung iſt, geht daraus hervor, daß manche als grobe Schiefertafelſhwämme in den Handel kommende Sorten, deren Vaterland ih niht habe beſtimmen können, zahlreiche eigne Kieſelnadeln enthalten. Anderſeits gibt es in der Abteilung der Chalineen, die zu den Kieſelſhwämmen zählen, Arten, deren feſtes und ziemlich elaſtiſches Horngerüſt nur ſpärliche Kieſelnadeln aufweiſt. Es beſtehen alſo zwiſchen den Horn: und Kieſelſhwämmen die engſten verwandtſchaftlichen Beziehungen, und ſie gehen durch alle möglichen Übergänge ineinander über. Fnnerhalb der Hornſhwämme nehmen die verſchiedenen Sorten der Badeſhwämme, Pferde- und Tafelſhwämme wegen ihrer mexrkantilen Bedeutung den erſten Plas ein. Man kann ſie in die Sippe Euspongia zuſammenfaſſen. An eine Einteilung in gute Arten iſt niht zu denken; die Shwammhändler nehmen 16 Sorten nubbarer Shwämme an, die von verſchiedenen Lokalitäten des Mittelmeeres ſtammen.

Es iſt jedermann bekannt, daß der Badeſhwamm die Eigenſchaft haben muß, auch wenn er vollkommen ausgetro>net iſt, niht brüchig zu ſein, ſi< augenbli>li<, ins Waſſer gelegt, vollzuſaugen und höchſt elaſtiſ<h zu werden. Das Netwerk, welches wir als Shwamm benugen, iſt alſo das ſfelettartige Gerüſt, welches übrigbleibt, wenn man den friſh aus

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