Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

636 Hohltiere. Dritter Unterkreis: Shwämme, zweite Klaſſe: Gemeinſ<hwämme.

dem Meere genommenen vollſtändigen Shwamm ſo lange knetet und drückt, bis er von den die Maſchen ausfüllenden und die Waſſergänge auskleidenden klebrigen und flüſſigen Teilen gänzlich befreit iſt. Um in die Sippe Euspongia aufgenommen zu werden, muß die Schwammart alſo vox allen Dingen „aus8waſchbar“ ſein. Solche Schwämme finden ſich in dex kalten Zone gar niht, nur vereinzelt und verkümmert trifft man ſie in der nördlichen Hälfte der gemäßigten Zone; dagegen iſt ſhon das Mittel- und Adriatiſche Meer rei an verſchiedenen Sorten, welche unter den Namen des dalmatiniſchen, feinen ſyriſchen, des Zimokka- und Pferdeſhwammes in den Handel kommen. Jh habe einſt, als ih mich erſt wenige Jahre mit den Shwammſtudien abgab, geglaubt, man könne wohl dieſe Hauptſorten als Arten unterſcheiden. Fe mehr ih deren geſehen, deſto mehr bin ih von jenem ſyſtematiſchen Troſte zurü>kgekommen. Jh habe einmal eine ſchlagende Erfahrung darüber gemacht. An der dalmatiniſchen Küſte findet ſi<h neben dem guten, oft in ſehr großen und ſ{hönen Exemplaren wachſenden Badeſhwamm, den man als lokale Art, Euspongia adriatica, unterſcheiden fann, ein anderer kleiner, unanſechnliher Shwamm derſelben Gattung. Da er nur eine geringe Tiefe liebt und eine hellere, glänzende Oberhaut beſißt, ſo nannte ih ihn zum Unterſchiede von dem tief ſ<warzen guten Schwamm Euspongia nitens. Derſelbe wird in Dalmatien von den Schwammfſiſchern gelegentlich mit geſammelt, iſt aber faſt : wertlos. Er kommt in unPferdeſ<hwamm (Euspongia equina). Durſchnitt. Natürliche Größe. regelmäßigen Lappen und Knollen höchſtens fauſtgroß vor. Vergleicht man mit dieſem dalmatiniſchen Glanzſhwamm den bekannten, im Handel außerordentlich verbreiteten Pferdeſhwamm, der vorzugsweiſe an der afrikaniſhen Küſte geſammelt wird, ſo glaubt man zwei Arten von ganz verſchiedenem Habitus vor ſi zu haben. Jn Neapel aber habe ih die Entde>ung gemacht, daß an den dortigen Küſten in allen möglichen allmählihen Stufen der wohl entwi>elte laibförmige Pferdeſhwamm bis zur verkümmerten, als Enspongia nitens beſchriebenen Knolle lebt. Für den ausgeprägten, im Handel vorkommenden Pferdeſhwamm ſind die geringere Feſtigkeit der Faſern, die geringere Dichtigkeit des Gewebes und die Weite der Höhlungen und Waſſerräume carakteriſtiſh. Dabei pflegen in den Endſpißen der Faſern weit mehr fremde Körper eingeſchloſſen zu ſein als bei den feinen Badeſhwammſorten, ſo daß er troß der ſ<hnelleren Abnugzung ſi beſſer für das Pferdefell als für die Menſchenhaut eignet. Ein Durchſchnitt durc ein friſhes Exemplar iſt obenſtehend abgebildet.

So habe ih alſo auch hinſichtlih der übrigen verſchieden benannten Badeſhwämme des Mittelmeeres mi<h überzeugt, daß ſie nur als lokale Arten oder Sorten anzuſehen ſind. Die feinſte Sorte, dur< Weichheit und Häufigkeit der beliebten Becherform ausgezeichnet, wird an der ſyriſchen Küſte gefiſcht. Mehr flah und von dihterem Gewebe iſt der griechiſche Zimokkaſhwamm, und als Ableger beider Sorten hat ſich der dalmatiniſhe Schwamm dur das ganze Adriatiſche Meer verbreitet, in der Faſerbildung etwas gröber und in der für den Handel ſo weſentlihen und wertvollen Form ſehr unbeſtändig.

Ehe ih zu meinen eignen Beobachtungen über die Schwammfiſcherei an den dalmatiniſhen Küſten übergehe, will ih eine Beſchreibung geben, wie ſie im Griechiſchen

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