Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

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Badeſhwamm. Pferdeſhwamm. Schwammfiſcherei. GST

Meere und an der ſyriſhen Küſte getrieben wird. Zu Anfang der ſe<hziger Jahre reiſte ein Mitglied der franzöſiſhen Akklimatiſations-Geſellſchaft, Lamiral, nach jenen Fiſchercidiſtrikten, in der Abſicht, lebende gute ſyriſhe Shwämme dort zu ſammeln und ſie an die provencçaliſche Küſte zu verpflanzen. Jm Bericht über die Ausführung der Neiſe und des Projektes, welches ſ{<ließli<h niht geglüd>t iſt, findet ſi folgende Schilderung: „Eine Segel- und Ruderbarke iſt bemannt mit vier Fiſchern und einem Gehilfen. Nachdem der Taucher — Maronit, Grieche oder Muſelmann — ſein Gebet verrichtet, ſtellt er ſich auf das Vorderteil der vor Anker gelegten Barke. Nackt, ein Neb oder einen Sa> um den Hals gehangen, ho>t er ſih auf die Ferſen und umfaßt einen weißen, platten, an einem Ende abgerundeten Kalkſtein. Derſelbe bleibt dur< eine feſte Leine mit dem Boote verbunden. Nah langem, kräftigem Atemholen ſtürzt er ſih kopfüber und in den vorgeſtre>ten Händen den Stein haltend, der ihn hinabzieht. Auch mit den Füßen arbeitet er, um ſ<neller zu tauchen. Auf dem Grunde angelangt, ſucht er ſeine Beute.“ An einer anderen Stelle des Berichtes erfahren wix, daß die Taucher in einer Tiefe von 18 m, alſo gegen 60 Fuß, 17/2—8 Minuten aushielten, und der Taucher, welcher dies höchſte Maß leiſtete, behauptete, im Laufe der Sommerzeit allmählich ſeine Fähigkeit, unter Waſſer zu bleiben, auf 4 Minuten bei 150 Fuß Tiefe zu entwi>eln. „Der Gehilfe, der mit ausgeſtre>tem Arm die Leine führt, an welcher der weiße Stein angebunden iſt, und welhe au< der Taucher in der Hand behält, folgt allen Bewegungen desſelben. Kann es letzterer niht mehr aushalten, ſo gibt er dur einen Ru ein Zeichen, und nun ziehen zwei Kameraden ſo emſig, daß ſie den Taucher mit halbem Körper über das Waſſer bringen. Ganz erſchöpft klammert er ſi an den Bord der Barke, und einer der anderen reicht ihm zur Unterſtüßung die Hand, während ihm aus Mund, Naſe und Ohren Waſſer ausſtrömt, nicht ſelten mit Blut untermiſcht. Er braucht einige Augenbli>e, um zu ſih zu kommen. Und da die vier Fiſcher, welche der Reihe nah tauchen, doh Zeit mit den Vorbereitungen dazu hinbringen ſo kommt jeder in der Stunde 1—2mal daran.

„Dieſe Leute rudern bei Sonnenaufgang nüchtern aufs Meer und kommen erſt 1—?2 Stunden nah dem Verlaſſen der Fiſchereipläße zurü>, gewöhnlih zwiſchen 2 und 3 Uhr nahmittags. Bei gutem Wetter und mittlerer Tiefe und auf günſtiger Stelle kann jeder Taucher 5—8 Schwämme heraufbringen. Die Viere verſtändigen ſich im voraus über ihren Anteil; der Gehilfe erhält Tagelohn, auf die Barke kommt der fünfte Teil des Ertrages.“

An der dalmatiniſchen und iſtriſhen Küſte, wo ih mih ſehr genau mit den Verhältniſſen der Shwammfiſcherei bekannt gema<ht, bemähtigt man ſi<h der Shwämme nicht dur Tauchen, fondern mit der langen vierzinkigen Gabel, welche wir auf alten Bildwerken als Wahrzeichen des Neptun erbli>en. Nur die Bewohner der kleinen Fnſel Krapano liegen dieſem Gewerbe ob, und ihre 30—40 Barken ſuchen während der guten Jahreszeit die zerriſſene und inſelreiche Küſte ab. Je zwei Mann befinden ih auf einer ſtarken Barke, deren Vorderde> einen viere>igen Ausſchnitt hat. Jn dieſen ſtellt ſi< der die Gabel führende Mann, um, über Bord gebeugt, den Oberkörper ſiher balancieren zu können. Der Stiel der Gabel iſt 7—14 m lang; eine Reſervegabel und Stangen liegen immer auf einem am Bord angebrachten Geſtelle. Der zweite Mann führt die Ruder, deren Nuhepunkte auf einem die Bordſeite überragenden Balken liegen, wodurch die notwendigen feinen Bewegungen des Bootes leichter und ſicherer werden. Während er nun das Boot hart am Felſenufer über einem Grunde von 4—13 m Tiefe langſam hintreibt, ſpäht jener ſcharfen Auges nac den dur ihre ſhwarze Haut ſich kenntlih mahenden Schwämmen. Am günſtigſten iſt natürlich völlige Windſtille. Jſſtt das Meer leiht erregt, ſo wird es mit Öl beruhigt. Zu dieſem Ende liegt immer auf der Spiße des Bootes ein Haufen glatter Kieſel, und daneben ſteht ein Gefäß mit Öl. Der Fiſcher taucht einige der Steine