Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

638 Hohltiere. Dritter Unterkreis: Sh wämme; zweite Klaſſe: Gemeinſ<hwämme.

mit der Spitze in die Flüſſigkeit und wirft ſie einzeln in einem Halbkreiſe um ſi<h. Die Wirkung iſt eine wunderſame: die unmeßbar feine Ölſchicht, die ſi<h über mehrere Quadratklafter ausdehnt, reiht hin, um die kleinen Wellen zu beſänftigen, das Auge wird nicht mehr dur die ſih kreuzenden Spiegelungen und Brechungen geſtört. Der Fiſcher aber muß die Schwämme nicht bloß mit den Augen erſpähen; da ſie am liebſten gede>t wachſen, muß er mit der Gabel zwiſchen und womögli<h unter die Felſen taſten, und ſicher iſt ein großer Teil der geſuchten Beute dieſer Art der Fiſcherei gar niht zugänglih. Nachdem mit der Arbeit des Aufſuchens Schicht gemacht iſt, werden die Shwämme am Ufer ſo lange getreten, geknetet und mit den Händen ausgedrüd>t und wiederholt gewaſchen, bis die ſchwarze Oberhaut und alle zwiſchen den Faſern enthaltene Subſtanz verſhwunden. Sie bedürfen, um vollkommen gut zum Gebrauche zu ſein, nur einer no<hmaligen Reinigung in lauem ſüßen Waſſer. Ganz ſo werden die feinen ſyriſchen und griehiſhen Shwämme von den dortigen Fiſchern behandelt.

Dem widerſpricht nun, wird man mir mit Recht einwerfen, die tägliche Erfahrung, daß man jeden neu gekauften Shwamm mit vieler Mühe von dem feinen, zwiſchen den Maſchen enthaltenen Sande befreien muß. Nun, die Sache iſt ſehr einfah. Die von den Fiſchern faſt vollkommen rein aufgekauften Shwämme werden in den Magazinen der Großhändler (man ſollte es kaum glauben !) künſtlih mit Sand beſhwert, indem man ſie mit Sand durcheinander ſchaufelt. Es wird kaum eine andere Ware geben, die man auf ſo verrüd>te Weiſe behandelt. Dex Einzelverkauf geſchieht bekanntlih nah dem Gewichte, da aber jeder: mann mit dem Händler weiß, daß eine gehörige Portion Sand mit ins Gewicht fällt, ſo iſt trot des Gewichtskaufes die Form des Shwammes und die Güte des Gewebes maßgebend.

Als ih natürlich gleih bei Beginn meiner wiſſenſchaftlihen Studien meine Bli>ke auf

“die Shwammſfiſcherei in den adriatiſchen Gewäſſern gelenkt hatte, mahte ih Fiſcher und Behörden aufmerkſam, daß der Ertrag durh eine vernünftige Regelung der Fiſcherei erheblich geſteigert werden müßte, wenn man ſi z. B. dahin einigte, daß höchſtens jedes dritte Jahr eine und dieſelbe Lokalität abgeſu<ht werden und die kleinen, im Handel faſt ganz wertloſen Exemplare gar niht geſammelt werden dürften. Dieſe Vorſtellungen ſind bisher an der Unvernunft der Fiſcher völlig geſcheitert. Einen anderen Weg, die Produktion zu ſteigern, habe ih durch die künſtlihe Shwammzucht eingeſhlagen. Die in den Jahren 1863 — 72 fortgeſeßten Verſuche und Unternehmungen haben von ſeiten der öſterreichiſhen Regierung und der Börſedeputation in Trieſt die nachhaltigſte Förderung erfahren. Jh \{<loß aus der Natur dieſer niederen Organismen überhaupt und nah Erfahrungen, die einzelne Naturforſcher, beſonders Lieberkühn, bei der wiſſenſchaftlihen Beobachtung an gebräuchlichen Shwammarten gemacht, daß, wenn man einen friſchen Badeſchwamm in paſſende Stücke teilen und dieſelben geſ<hüßt und leicht erreihbar wieder in3 Meer ſenken würde, dieſe anwachſen und ſi< zu neuen vollſtändigen Shwämmen entwi>eln müßten. So iſt es denn au< gekommen, das Prinzip hat ſi vollfommen bewährt, und nah vielerlei praktiſhen Mißgriffen, die bei einem ſolhen Unternehmen niht ausbleiben konnten, hatte ih mit meinem Freunde und Arbeitsgenoſſen, dem Telegraphenbeamten Buccich in Leſina, die Freude, in der ſhönen Bucht von Socolizza eine Zucht von 2000 Exemplaren aufzuweiſen.

Die zur Zerteilung beſtimmten Schwämme wurden in nächſter Umgebung oder auh in Entfernung einiger Seemeilen aufgeſu<t und in einem durhlöherten Kaſten befeſtigt, daß ſie ſi< niht beſchädigen und drü>en konnten, nah der Zuchtſtation gebra<ht. Dort wurden ſie zerteilt, was bei der Zähigkeit des Shwammes und der Leichtigkeit, mit der die flüſſige Sarkode ausfließt, mit ſehr ſharſem Meſſer zu geſchehen hat, dann die Teilſtü>e von 1—8 Kubikzoll entweder mittels hölzerner, oben mit einem Knopfe verſehener

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