Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Verſuch künſtlicher Shwammzucht. 639

Nägel an einem kaſtenähnlichen Geſtell befeſtigt, oder ſie wurden zu 2 oder 3 auf Stäbchen oder ſogar auf mit Kautſchuk überzogenen Kupferdraht aufgereiht. Die Hauptbedingung für das Fortkommen iſt, daß die Stücke nicht direktes Licht empfangen, auh wenn ſie 20—30 Fuß tief verſenkt ſind. Durch geſchikte Handgriffe, welche Herr Buccich bei der Anpflanzung anwendete, kam er ſo weit, daß von den auf den Stäbchen und dem Draht befeſtigten Ste>lingen nur 1 Prozent mißriet, und alle Shwämme unſerer Anlage hatten eine ſhöne, ſhwarze, glänzende Farbe, die natürlihe. Auch auf loſen Steinen wurde eine Partie von Teilſtücken befeſtigt, und ſie ſind in kürzeſter Zeit darauf angewachſen.

So konnte das Unternehmen, das ſeiner Zeit von der wiſſenſchaftlihen und merkantilen Welt mit Fntereſſe verfolgt wurde, damals, als es auf der Stufe eines gelingenden Verſuches ſtand, auh für die Zukunft als geſichert erſcheinen. Und doch iſt es geſcheitert. Natur und Menſchen haben das ihrige dagegen gethan, Die erſtere ſendete einen furhtbaren Feind in Geſtalt des Pfahlwurmes, der alles Holzwerk der Anlagen zu zerſtören begann, ſ<ließli<h au<h niht die mit Steinkohlenteer imprägnierten Bretter und Balken verſhmähte. Unſere und ihre eignen ſ{limmſten Gegner waren aber und ſind geblieben die Küſtenbewohner ſelbſt und die Shwammſfiſcher.

Anfangs verlachten ſie mich. Als ih ſie dann einmal eingeladen hatte, ſih die Zucht zu beſehen, erſchienen vier Mann, Hohn und Spott in den Mienen. Wer beſchreibt aber ihr Erſtaunen, als ein Geſtell nah dem anderen gehoben wurde und die in voller Lebenskraft daran befindlihen Shwämme ihnen zu Geſicht kamen. Sie bekreuzten ſich wiederholt, denn es ſchien ihnen niht mit re<ten Dingen zuzugehen. Troßdem iſt keiner der dalmatiniſchen, auf die Hantierung an der Küſte und den Fiſchereierwerb angewieſenen Eingeborenen zu bewegen geweſen, au<h nur den mindeſten Verſu<h zum Betrieb einer Schwammzucht zu machen. Jm Gegenteil, die Anlagen wurden wiederholt zerſtört, unſere gezogenen Stücke troß einer Wache geſtohlen. Das Rationelle und der volkswirtſchaftliche Nugzen einer Éünſtlihen Shwammzucht ſollte niht nur darauf beruhen, daß mit dem Aufgeben eines vorläufigen, aus dem Erlöſe der zu zerteilenden Exemplare ſih ergebenden Vorteiles derſelben nah 3—4 Fahren verſe<sfa<ht ſein kann, ſondern hauptſächlih auf der allmählichen Regelung eines gewiſſen Verdienſtes unter Minderung der Arbeit und Schonung des Naturproduktes. Das Raubſyſtem, welches die dalmatiniſhen Shwammfiſher befolgen, muß allmählih den Ruin des Gewerbes mit einer Erſhöpfung des natürlih wachſenden Shwammvorrates herbeiführen. Bis jezt haben dieſe auf einer ſehr niedrigen Vildungsſtufe ſtehenden Leute dafür noh kein Verſtändnis, und nachdem jene Vier ihre Verwunderung über das Gedeihen der Anpflanzung dur< Bekreuzen und lebhafte Ausrufe ausgedrüd>t, fuhren ſie davon, um auh künftig ganz in der alten, dur die Fahrhunderte geheiligten Weiſe planlos und ſinnlos der Fiſcherei obzuliegen.

Die Fortpflanzung des Badeſhwammes durch freie, aus Eiern ſich entwi>elnde Larven findet nah meinen Beobachtungen in Neapel im März und April, vielleicht auc ſpäter ſtatt. Fn den Umgebungen der Waſſergänge bilden ſich zahlreihe Haufen von Embryonen ganz auf die Weiſe, wie in dem Durchſchnitt eines Pferdeſhwammes auf S. 636 zu ſehen. Die Anzahl der Nachkommen eines mäßig großen Badeſhwammes iſt eine außerordentliche. Wenn trobdem die Klagen der Shwammfiſcher über ſ{<hle<ten Ertrag ihres müheſamen Gewerbes laut und die Shwämme immer teurer werden, ſo iſt damit die von mir wiederholt hervorgehobene Notwendigkeit von Schonzeiten bewieſen. Denn ſchon in den erſten Frühlingswochen beginnen die Shwammfiſcher ihre Raubzüge; ſie vertilgen alſo Jahr [ür Fahr ungezählte Millionen ungeborener Brut.