Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

640 Hohltiere. Dritter Unterkreis: Shwämme; zweite Klaſſe: Gemeinſ<hwämme.

Wie die Kieſelſhwämme mit einachſigen Skelettelementen nah und nach in die reinen Hornſhwämme übergehen, ſo ſind dieſe wieder dur allerlei Zwiſchenformen mit Arten verbunden, welche eine ſteinartige Feſtigkeit beſißen und ausſehen wie abgerellte Brocken Sandſtein (Familie der Psamminidae). Und ſie beſtehen in der That zum größten Teil aus Meeresſand mit den verſchiedenen in dieſem enthaltenen Reſten tieriſher Organismen.

Oben wurde ſchon erwähnt, daß bei den als Pferdeſhwämme bezeichneten groben Sorten der Badeſhwämme weit mehr fremde Körper in den Endſpißen der Faſern eingeſchloſſen zu ſein pflegen als bei den feineren, aber auch bei dieſen kommen ſie vor, und es gibt wohl keine Art oder Form von Hornſhwamm, wo ſie gelegentlih niht auftreten könnten. Die Fremdkörper befinden ih das eine Mal nur im zentralen Teil der Hornfaſer und ſind unregelmäßig verteilt, indem ſie manchmal eine Stre>e lang zahlreich hintereinander liegen, dann wieder auf weite Zwiſchenräume fehlen. Ein anderes Mal ſind die Faſern ſtroßzend und ununterbrochen gefüllt von allerlei Partikelchen, oft ſo ſehr, daß die ganze Maſſe der Xenophyen, wie Haeckel dieſe Fremdkörper nennt, durch die Hornſubſtanz nur wie durh ein Zement zuſammengekittet iſt, ja es gibt Formen, welche ein ausſ{<ließlih aus Fremdkörpern beſtehendes Skelett ohne irgend welche Hornſubſtanz beſißen.

Als Xenophyen treten allerlei Bildungen auf: Sand, ganze und zerbrochene Nadeln von Kalk- und Kieſelſhwämmen, Kalkkörper von Ascidien, die Gehäuſe von Foraminiferen und Nadiolarien, Bruchſtücke von Konchylienſchalen 2c. Es kommt ganz auf die Zuſammenſeßzung des Meeresbodens an, auf dem ein Shwamm mit Fremdkörperſkelett wächſt, was von jenen Stoffen in überwiegender Menge in den Faſern eingeſchloſſen iſt. Hae>el, der die Tiefſechornſhwämme, welche die Challenger-Expedition heimbrachte, unterſuchte, gibt an, die Xenophyen derſelben unterſchieden ſi<h na< der Bodenbeſchaffenheit ihres Standortes und man könne aus der Art der Fremdkörper erkennen, ob ſie auf Radiolarienoder Globigerinen-S<hli> oder rotem Thon gewachſen wären. Von den 26 Arten TieſſeeHornſhwämmen, welche Hae>el beſchreibt, haben 8 ein Kalkſkelett, beſtehend aus Foraminiferenſchalen (Standort: Globigerinen-Schli>), 10 ein aus Radiolarienſkeletten gebildetes Kieſelſkelett (Standort: Radiolarien-Schli>) und 3 ein rein mineraliſches Skelett, gebildet aus allerlei Partikelchen vulkaniſchen Geſteins (Standort : roter Thon). Bei den 5 übrigbleibenden Arten war das Skelett aus verſchiedenartigen Fremdkörpern zuſammengeſebt, mit anderen Worten, der Boden ihres Standortes hatte keinen ausgeſprochenen Charakter.

Wie kommen nun aber die Fremdkörper in den Shwamm hinein? Vielleicht auf zweierlei Art. Das durch die Einſtrömungsöffnungen eines Schwammes eindringende Waſſer wird außer als Nahrung verwertbaren kleinen Organismen und Reſten von Organismen auch allerlei andere Körper in den Shwamm hineinſ<wemmen, fo namentlih Meeresſand. Von den Hornfaſern wird zuerſt der als „Achſe“ unterſchiedene, nah außen zu gelegene Teil angelegt, der jedenfalls eine mehr oder weniger klebrige Beſchaffenheit haben wird, und an ihm bleibt ein Teil der eingeſhwemmten Fremdkörper haften und zwar um ſo mehr, je klebriger er iſt. Später ſondern die früher erwähnten Spongioblaſten neue Hornſubſtanz ſchihtenweiſe auf die Achſe mit den anklebenden Fremdkörpern ab, ſo daß dieſe ins Junere der Faſer zu liegen kommen. Dieſe ſelbſt wächſt am freien Ende zunächſt bloß als Achſe, die Leimrute für die Fremdkörper, weiter, und ſo wiederholt ſi der Prozeß immer aufs neue.

Auf eine andere Art dürften diejenigen Tiefſceſhwämme, welche wohl Fremdkörper, aber keine Hornfaſern beſizen, zu ihrem Skelett kommen. Man möchte faſt vermuten, daß ſie geradezu in den Sand hineinwachſen.

Die Hornſchwämme ſind bisweilen ganz durhwachſen von Algen (Oscillarien, Callithamnion 2c.), und in manchen Fällen ſcheint niht bloß einfaches Wohnungs-Schmaroßertum,