Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Fremdkörper und Skelettbildungen. Symbioſe. Ammokoniden. G41

ſondern Symbioſe vorzuliegen, d. h. eine Vergeſellſchaftlihung zu gegenſeitigem Vorteil : die Alge findet eine Wohnſtätte und erleichtert als Gegenleiſtung dem Shwamme die Atmung und Ernährung.

Für die Mehrzahl der Tiefſeehornſhwämme iſt aber eine Symbioſe mit Hydroidpolypen charakteriſtiſch. Die cylindriſchen, ſih verzweigenden und Anaſtomoſen bildende Stöckchen derſelben durchziehen den Körper der Schwämme nach allen Richtungen und exſezen in mechaniſcher Hinſicht das fehlende Gerüſt ſtarker Hornfaſern. Hae>el fand dieſes Verhältnis bei 16 Arten von 26 unterſuchten.

Bemerkenswert iſt no<, daß die Hornſhwämme der Tiefſee gern in der Geſtalt geſtielter Blätter wachſen und dabei meiſt, entſprehend ihrem ruhigen Standorte, von einer wundervollen Regelmäßigkeit ſind. Bei manchen tritt in der äußeren Form auch eine radiäre Tendenz auf.

Eine der merkwürdigſten Familien der Schwämme iſt die vou Hae>el aufgeſtellte der Ammokoniden der Tieſſee. Hae>el ſieht in ihnen gleichfalls Hornſhwämme ohne

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1) Nierenförmiger Lederſ<hwamm (Chondrosia reniformis), aufgeſnitten. 2) Halisarca Dujardinii. Nat. Größe.

Hornfaſern, deren Skelett aus\chließlih aus Fremdkörpern beſteht. Fn ihrer Form gleichen ſie in hohem Grade einfachen Kalkſhwämmen. Die dünne Wandung dieſer röhrigen Schwämme iſt von einfachen Poren durchſeßt, dur<h welhe das Waſſer in den einfachen Magenraum einſtrömt; die Geißelzellen liegen auf der JFnnenſeite der Röhren. Die vier bekannten Arten haben verſchiedene Geſtalt; zwei ſind monozoiſh von Becherform, oben mit anſehnliher Mundöffnung (z. B. Ammolynthus prototypus), die dritte ſtellt einen von aht ſ<lau<förmigen Perſonen gebildeten Sto dar, und die vierte endlih bildet ein unregelmäßiges verwahſenes Röhrenwerk ohne Mundöffnungen.

Haed>el hält, wie geſagt, dieſe dur ihre Einfachheit ſeltſamen Shwämme für ZUgehörige des Hornſhwamm-Stammes; aber vielleicht ließe ſi< au< eine andere Anſicht geltend machen. Es iſt denkbar, daß den Ammokoniden ähnliche Kalkſhwämme — und es gibt deren, die man ohne mikroſkopiſche Unterſuhung von jenen niht unterſcheiden kann — in immer größere Tiefen eingewandert wären, wo das Waſſer immer reicher an Kohlenſäure wurde, bis es endlih ſo reih daran war, daß ein Kalkſkelett niht mehr vorhanden ſein konnte. Die Schwämme benußzen ſtatt ſelbſtändig gebildeter Kalknadeln die Kieſelgebilde des umgebenden Meeresbodens.

Man könnte freilih einwerfen, daß nicht bei allen Mitgliedern dieſer Familie die Xenophyen kieſeliger Natur ſeien, bei der Hälſte vielmehr aus Kalkkörpern beſtehen. Dieſem Einwurf ließe ſi entgegenhalten, daß nichts gegen die Annahme ſpricht, daß Nachkommen

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. X. 41