Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

646 Hohltiere. Dritter Unterkreis; Shwämme; zweite Klaſſe: Gemeinſ<hwämme.

niederlaſſen und zum Shwamme werden, der ſeine Arbeit zunächſt auf <hemiſ<hem Wege beginnt und den Kalk auflöſt. Wahrſcheinlih wird dieſe <emiſche Thätigkeit, ſo lange der Shwamm lebt, niht aufhören, aber es geſellt ſi zu ihr entſchieden auh eine mechaniſche. Macht man nah dem Verfahren, wie es die Geologen und Mineralogen bei ihren Geſteinſhliffen in Anwendung bringen, dur< ein Stück einer von Vioa bewohnten Auſterſchale einen Schliff, ſo ſicht man unter dem Mikroſkop, daß die Wandungen der Bohrgänge nicht einfa zerfreſſen ſind wie unter dem Einfluß einer Säure, ſondern daß in ihr \i<h innen lauter ganz glatte Kuppelchen befinden, welche dicht nebeneinander liegen und ſcharfe Ränder haben. Jn jedes Kuppelchen ragt aus der Oberfläche des Shwammes heraus der obere Teil einer Kieſelnadel von Ste>nadelform, und zwar das mit dem Kopfe verſehene Ende voraus, — die Nadel liegt in der Kuppel oder Delle, wie ein Achatreiber

Ein vom Bohrſhwamm (Vioa celata) durh<löcherter Kalkſtein. Natürliche Größe.

in einer Reibſchale. Man kann ſi< wohl denken, daß im Fnneren der Yioa die Waſſerſtrömungen in ihrer Richtung wechſeln, was bei anderen Shwämmen beobachtet iſt, und daß ſie es ſind, welche zunächſt das in der Vioa ſte>Œende ſpiße Nadelende und damit die ganze Nadel, au< den frei herausragenden Kopfteil in Bewegung ſegen.

Die doh wohl nur ſhwache Säure arbeitet dem Reibegeſchäft der Nadeln vor, indem ſie die Oberfläche des Kalkes angreift; die Nadeln reiben den Kalk um ſo leihter ab, das feine Bohrmehl wird von der Säure aufgelöſt, den Strömungen, welche den Shwammkörper dur<ſpülen, beigemengt, und ſo gelangt der Kalk in gelöſter Form na< außen. Die Wichtigkeit der Bohrſhwämme für den großen Kreislauf des ewigen Stoffes beruht darauf, daß das Geſtein nit in kleinſte Teilchen zerrieben, ſondern wie Zuker in einem Glaſe Waſſer aufgelöſt und in dieſem Zuſtande dem Meere beigemengt wird. Aus ihm ſ{höpfen wiederum die zahlloſen Schaltiere und {lagen aus dem in das Blut aufgenommenen Waſſer die beſten Beſtandteile ihrer Gehäuſe nieder, welche entweder auh endlich aufgelöſt oder auf dem Meeresboden als Beiträge zur Bildung neuer Erdſchichten für ſpätere Fahrtauſende abgelagert werden.